Neue Bekanntschaften und ein Ausflug nach Gibraltar (8.2. – 19.2.)

Nach einer eher durchwachsenen Nacht direkt neben einer Großbaustelle (als wäre das nicht schon genug Lärm) und in der Nähe zum Flugplatz Malaga suchten wir am nächsten Morgen einen neuen Stellplatz.  Wir stießen auf einen schönen Platz in der Nähe von Marbella. Etwas abgelegen in einem Wäldchen (was in Südspanien Seltenheitswert hat) und in unmittelbarer Nähe zum Strand, hofften wir hier auf etwas mehr Ruhe. Als wir ankamen freute sich Mila direkt über die dort anwesenden (deutschen) Kinder. Wir parkten also gleich gegenüber und kamen nach kurzer Zeit ins Gespräch, während Mila den Kontakt zu den Kindern aufnahm. Anscheinend haben wir einen echten Aussteiger-Platz gefunden, der allerdings in der Woche zuvor geräumt wurde. Vorher hat hier unter anderem eine deutsche Familie (mit 7 Kindern) über ein Jahr im Jute-Zelt gewohnt. Jedenfalls hat Mila mit Marlene (6) und Theo (4) neue Spielkameraden gefunden und wir haben uns mit den Eltern (Peter und Susanne, ein paar Jahre älter als wir) auf Anhieb sehr gut verstanden. Das beliebteste Kennenlernen-Thema der deutschen Reisenden mit bald oder bereits schulpflichtigen Kindern ist natürlich die Schulfrage. Und welch Überraschung – nach den alternativlosen Alternativen von Montril war es super Menschen zu treffen, die „noch auf der Suche nach Antworten“ und nicht schon gefangen von der bzw. ihrer absoluten Wahrheit sind. Und so hatten wir eine pluralistische Diskussion über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Bildungssysteme. Nach zwei netten Tagen und Abenden überlegten wir am Sonntagvormittag wo wir als nächstes unser Lager aufschlagen sollten. Denn am Montagmorgen sollte das Räumungskommando nochmals vorbeikommen, so zumindest lautete die ausgesprochene Drohung der spanischen Autorität. Also sprachen wir nochmals mit Peter und Susanne, wohin sie als nächstes fahren. Sie kannten sich in der Region Südspaniens schon sehr gut aus und so entschieden wir am Nachmittag zusammen zu einem Stellplatz in der Nähe von La Alcaidesa zu fahren. Wir parkten in einer Bucht direkt am Strand.

Lkw-Suchbild 🙂

Hier hatten wir unsere Ruhe, eine tolle Aussicht auf Gibraltar und standen dazu relativ windgeschützt.

Blick nach Gibraltar.
Andere Richtung – Blick zum Leuchtturm.

Ursprünglich wollten wir ja nach ein bis zwei Tagen weiter nach Algeciras, um die Fähre nach Marokko zu nehmen. Aber das tolle an dieser Art des Reisens ist es, dass man Zeit hat die Gelegenheiten wahrzunehmen und nicht irgendwelchen Plänen ausgeliefert ist. Wir hatten schon nach wenigen Tagen das Gefühl, als wären wir gerade mit guten Freunden im Urlaub. Und so entschieden wir uns den Zeitraum noch etwas auszudehnen und hatten mit Susanne, Peter und ihren Kindern eine super entspannte Zeit. Mit den richtigen Menschen braucht es halt wirklich nicht viel. Mila verstand sich besonders mit Marlene ausgezeichnet, sodass sie Stunden spielend verbrachten.

Malen, Lego, Bude bauen oder einfach nur am Strand, rennend als Pferd verwandelt, spielten sie Tag ein, Tag aus. Jeden Abend saßen wir Eltern dann am Lagerfeuer und tauschten uns aus, während die Kinder zusammen mal bei uns, mal bei ihnen im Wohnmobil Filme schauten. Thematisch wurde es nie langweilig und obwohl wir uns nur so kurz kannten, war diese intensive Zeit wirklich überraschend harmonisch und angenehm. Neben dem tollen Ausflug nach Gibraltar, welchen ich gleich noch detaillierter beschreibe sind es meistens vor allem die kleinen Momente. Für mich persönlich das Toben mit den Kindern, die Kinderdisko mit Milas super lauter Box, bei der wir alle ausgelassen abtanzten (mein Favorit war https://www.youtube.com/watch?v=6vBuMLF28K8) und der von den Kindern initiierte Kuschelzug (eher ein Kuschelmagnet und nur echt, wenn er im Gruppenkuscheln endet :D).  

Der Kuschelzug.

Aber jetzt noch kurz zum Ausflug nach Gibraltar, welcher eine Übernachtung am Hafen (Alcaidesa Marina) vorausging. Wir starteten vormittags und überquerten relativ schnell und problemlos die Grenze nach England. Ein Shuttel-Bus brachte uns direkt zur Drahtseilbahn, ohne dabei großartig auf die Geschwindigkeitsbegrenzung oder andere Verkehrsteilnehmer zu achten. Gibraltar ist wirklich stark bebaut, die Straßen sind ziemlich eng und enorm befahren. Von daher waren wir im Nachhinein sehr froh, nicht mit dem Wohnmobil in die Stadt gefahren zu sein. Die Fahrt mit der Drahtseilbahn war dann schon ein Erlebnis für sich, wobei die Kinder ausgesprochen gelassen mit der Situation umgegangen sind (cooler als so mancher Erwachsene ;D).

Blick aus der Drahtseilbahn.

Oben angekommen wurden wir direkt von den Affen begrüßt.

Wir haben ja alle unsere Erfahrungen mit den Affen-Freigehegen in Zoos gesammelt und uns schon auf das Schlimmste eingestellt. Also eine Brillenklauende, mit Fäkalien um sich werfende Horde wilder Affen, die ohne Ankündigung auf die Touristen losgeht. Im Internet kann man dann auch noch den ein oder anderen Erfahrungsbericht lesen, welcher ungefähr in dieses Horn bläst. Aber wir wurden so ziemlich vom Gegenteil überrascht. Die Affen waren allesamt sehr entspannt, man konnte sich diesen ohne Probleme auf unter einem Meter nähern, ohne dass sie sich gestört fühlten. Sie lagen rum und sonnten sich oder putzten ihre (genetisch direkten!) Artgenossen. Lediglich die „Kioskaffen“ waren routinierte Eis-am-Stiel-Diebe, die allerdings gezielt jagten und ansonsten eigentlich jeder Konfrontation aus den Weg gingen. Die Kinder waren jedenfalls von den Affen angetan, gefangen in einer Spannung von Furcht, Respekt, Neugier und Freude.

Es gab aber auch noch andere Tierchen zu entdecken!

Weitere Highlights, neben der tollen (wenn an diesem Tag auch etwas trüben) Aussicht waren die Hängebrücke, der Skywalk und die Grotte.

Ein trüber Blick auf Afrika – Marokko.
Hängebrücke.
Skywalk.
Grotte.

Alles in allem haben wir wirklich sehr schöne gemeinsame Tage verbracht und einen super Ausflug nach Gibraltar erlebt. Der Abschied viel uns deshalb umso schwerer – vielen Dank für diese Zeit!

Jetzt freuen wir uns auf neue Eindrücke und starten entspannt in Richtung Marokko.

Das etwas andere Fazit zu unserem Aufenthalt in Motril (31.1.- 07.2.20)

Nach einer Woche Aufenthalt auf einem kostenlosen Stellplatz in Motril kommen wir entspannt und geerdet zu ersten Erkenntnissen über uns. Der Platz direkt am Meer überzeugte uns schon bei unserer Ankunft durch nackte, herumhüpfende Kinder und viele deutsche Fahrzeuge. Der Platz befand sich keine 10m vom Strand entfernt, besaß viele Grünflächen mit großen Palmen und hatte eine Trinkwasserversorgung. Perfekte Bedingungen also!

Wir parkten direkt hinter einem Erfurter und wurden freundlichst begrüßt. In den kommenden Tagen stellte sich heraus, dass die deutschen Camper auf dem Platz sich bereits alle gut kannten und viel Kontakt zueinander pflegten. Allein durch die vielen Kinder im Alter zwischen 0 und 7 Jahren gab es viele Berührungspunkte. Aber auch der „andere“ Lebensstil, die besonderen Fahrzeuge oder Kritik an Gesellschaft und dem Bildungssystem sorgten stets für reichlich Gesprächsstoff. In größeren Gruppen saßen wir auf der Wiese oder am Strand und erzählten, während die Kinder „machen konnten was sie wollten“. Fahrradfahren, Bude bauen, am Strand spielen usw. stand jeden Tag auf dem Programm.

Nach diversen Unterhaltungen und Diskussionen (Erziehung, Bildungswege, Reisen, Umweltschutz, Politik, usw.) stellten wir uns die Frage wo wir eigentlich hingehörten. Scheinbar zu „normal“ für die Alternativen – aber zu „alternativ“ für die Normalen. Zumindest kamen uns die Positionen der anderen Reisenden so extrem vor. Es scheint immer nur zwei Seiten zu geben, als ob das eigentlich so vielfältige Leben der Alternativen dann doch im Dualismus enden würde. Man ist sesshaft oder Reisender. Es gibt Fleischesser und Veganer (Vegetarier sind nur bessere Fleischesser :P), Impfgegner und –befürworter, Schulverweigerer und systemtreue Schulpflichtige, Konsumenten und Konsum-Verweigerer, Umweltschützer und Umweltverschmutzer, Schul- und Alternativmedizin… die Liste könnte man noch ewig so weiter führen. Das Problem bei den meisten extremen Positionen ist, dass sie eigentlich unheimlich komplex sind, die Menschen aber einfache Antworten gefunden haben. 

Wir haben auf unserem Weg Menschen getroffen, die nach jahrelang verlorenen Kämpfen (gegen Arbeit, Politik, Umweltverschmutzung, Atomenergie, Schule, etc.) keine andere Wahl sahen als das System zu verlassen und nun reisend ihren Weg zu beschreiten. Wir hörten hierbei sehr viel Wut und Enttäuschung auf/über das „deutsche System“ heraus. Doch ist es so einfach? Wir reisen nicht aus „Alternativlosigkeit“. Wir schließen nicht für immer mit allem ab, weil alles SO schlecht ist und dies der einzige Weg, sich dem zu entziehen. Und überhaupt, wir können recht abgeklärt und rational über derartige Themen diskutieren. Wir glauben an die Berechtigung der meisten schulmedizinischen Behandlungen. Wir denken nicht, dass unschooling jeglicher Form des Bildungssystems überlegen ist – es kommt eben auf die Art und Weise an. Wir glauben nicht an Gut und Böse oder schwarz und weiß.

Wir entgegnen den einfachen Antworten mit Fragen nach mehr Komplexität. Warum soll die Alternativmedizin wirken und gleichzeitig keine Nebenwirkungen haben? Warum kritisiert die Alternativmedizin die Schulmedizin, benutzt aber deren Methoden? Wie passen „freie und selbstbestimmte Bildung“ mit gewaltsamer Erziehung zusammen? Müssen sich die Kinder der alternativen Aussteiger nicht auch diesem Lebensstil fügen? Ist das nicht auch eine Form von Systemzwang und Uniformierung? Ist eine Sozialisation in einer so begrenzten (alternativen) Gesellschaft denn noch frei?

… ihr merkt schon, Fragen über Fragen, deren Antworten noch gefunden werden wollen. 🙂 Worin wir uns derzeit jedoch bestätigt sehen, sind folgende Erkenntnisse:

(Wer den typischen Reisebericht erwartet und jetzt schon keinen Bock mehr hat, liest einfach den nächsten Blogbeitrag :P)

Oberste Priorität hat derzeit unsere kleine Familie. Drei Individuen mit verschiedenen Bedürfnissen, welche tagtäglich abgewogen und ausgehandelt werden müssen. Dabei ist uns eine bedürfnisorientierte, gewaltfreie Erziehung von Mila besonders wichtig. Wir wollen, dass sie sich zu einem selbstbestimmten, kritischen, kreativen Menschen entwickelt. Dazu erkennen wir sie als gleichberechtigtes Familienmitglied an und eben nicht bloß als „Kind“. Wir leben zur Zeit in unserer 8 m²-WG, in der Kooperation und Kommunikation zentrale Alltagsthemen sind, um die gegenseitigen Grenzen wahrzunehmen und einhalten zu können. Täglich besprechen wir Pläne, Vorstellungen und Wünsche, loten die Wichtigkeit derer aus und entscheiden anschließend gemeinsam was wir tun. Uns ist wichtig, dass jeder gehört und berücksichtigt wird. Ich möchte an dieser Stelle auch auf das Wort „gewaltfrei erziehen“ eingehen, da wir auch hier auf der Reise Beispiele und Situationen erleben, die für uns grenzüberschreitend und für andere „normal“ zu seien scheinen. Wenn Mila sich weh tut und weint, trösten wir sie. Uns würde es nicht in den Sinn kommen ihr beim lautstarken Weinen den Mund zu zuhalten, sie anzumeckern oder sie mit Floskeln wie „hab dich nicht so, ist nicht so schlimm.“ abzuspeisen. Wenn Mila mit ihren Halbschuhen durch Pfützen hüpft, sagen wir ihr sie soll ihre Schuhe ausziehen und es barfuß machen oder ihre Gummistiefel holen. Uns würde es nicht in den Sinn kommen, sie anzuschreien, am Arm hinter uns her zu ziehen und sie für den Rest des Tages mit Verachtung zu strafen. Gewalt in der Erziehung kann sich auch verbal zeigen. Weder meinen Mann, noch Freunde oder Arbeitskollegen würde ich mit Schimpfwörtern belegen, sie in aller Öffentlichkeit lautstark als „Dreckschwein, Sau oder blöde Zicke“ betiteln. Kinder darf man aber scheinbar beschimpfen, bloßstellen oder an den Pranger stellen. Alle Beispiele haben wir so bereits miterleben müssen. Wir verstehen, dass es Situationen gibt, in denen man denkt nicht anders handeln zu können. Was wir nicht verstehen können ist, dass es Menschen gibt, die sich und dieses Verhalten nicht reflektieren bzw. es auch noch für gut heißen. Kinder können sich nur in einem gewaltfreien Raum entwickeln und entfalten. Gewalt, jeglicher Art, schränkt ein, hält klein und schafft kranke Menschen. Wir möchten so etwas nicht und wehren uns strikt dagegen, derartiges Verhalten zu tolerieren.

Über die letzten Jahre wurde auch unsere Kritik am deutsch Bildungs- und Schulsystem größer. Oftmals wird über die heutige Jugend geschimpft, doch lassen wir den Einfluss des Elternhauses mal beiseite, bleibt noch der der Bildungseinrichtungen/Gesellschaft. Warum haben wir Kinder und Jugendliche, die jegliche Freude am Lernen verloren haben? Warum wissen so viele Schulabgänger nicht wo ihre Interessen und Fähigkeiten liegen? Warum wissen Kinder und Jugendlich heute nicht wie sie am besten lernen? Warum scheinen die sozial-emotionalen Probleme immer größer zu werden?

Wir möchten Mila verschiedene Bildungswege aufzeigen und den für sie passenden herausfiltern. Wir möchten ihr zeigen, dass Bildung und Wissen mehr ist, als 6 Stunden mit einer Vergleichsgruppe in einem Raum sitzend vorgegebene Inhalte durchzukauen.

Wir möchten, dass sie die Fähigkeit besitzt sich zu allen Themen eine eigene Meinung zu bilden und zeigen ihr, wie sie dies schaffen kann. Wir ermutigen sie zu kritischem Denken und selbstständigem Handeln, auch wenn das bedeutet, dass wir ihre Entscheidungen akzeptieren müssen, sind diese anders als die, die wir erwartet haben. Sie soll keine Angst haben Fragen zu stellen. Sie soll Gegebenes nicht einfach hinnehmen, sondern alles und jeden hinterfragen können. Sie soll anderen Menschen mit Empathie und Feingefühl begegnen. Sie soll neugierig auf die Welt sein und ihr nicht mit Angst begegnen. Doch wenn wir all das von ihr verlangen, müssen wir ihr genau das vorleben.

Ich wünsche mir für meine Tochter Lernwege, die ihre Neugier und Spaß am Lernen erhalten, ihr den Leistungsdruck nehmen und ihr die Chance geben eigene Interessen zu entwickeln. Ist dieser Wunsch nicht nachvollziehbar?

Durch unsere derzeitige Art zu leben erhalten wir die Möglichkeit aus alten Gewohnheiten und Meinungen auszubrechen, uns zu hinterfragen und neu auszurichten. Wir sind sehr dankbar dafür, da wir wissen, dass wir uns in einer sehr luxuriösen Position befinden. Wir haben echte gemeinsame Familienzeit. Zeit Neues zu entdecken, Zeit Sprachen kennenzulernen, Zeit andere Menschen kennenzulernen, Zeit (kindliche) Fragen zu beantworten, Zeit uns besser kennenzulernen!

Regen in Cartagena, Campingplatz in Vera und Couchsurfing in Almeria (19.01.-28.01.2020)

19.01-22.01.

Unser Aufenthalt in Cartagena zeichnete sich in erster Linie durch viel Regen aus. Bedingt durch eine Unwetterwarnung zogen wir uns vom Strand zurück in die Stadt. Und wir hatten Glück! Im Vergleich zu anderen Teilen Spaniens, in denen es meterhohe Wellen, Überschwemmungen und sogar Todesopfer gab, hatten wir keinen Sturm sondern nur den Starkregen zu ertragen.

Hier gibt es einen kurzen Beitrag zum Sturmtief „Gloria“ und den Folgen:

Ich, die schon beim Gedanken an Sturmböen von 120 km/h in Ohnmacht fiel, war jedenfalls erleichtert.

Wir verbrachten einige Stunden im LKW, spielten Karten, malten und vertrieben uns die Zeit mit Hörbüchern und Filmen. Die Regenpause am nächsten Tag nutzen wir um uns die Altstadt Cartagenas anzuschauen. Nach ca. 40 Minuten Fußweg waren wir dort. Je näher wir in Richtung Zentrum kamen, desto sauberer wurden die Straßen, desto moderner (und teurer?) wurden die Häuser und desto angenehmer die Atmosphäre.

(Ein Fakt der mir gleich an unserem Stellplatz auffiel und mich störte war, die große „Vermüllung“ der Umgebung. Glasflaschen, Schuhe, Toilettenbecken, allerhand Plastik, usw. – es lag überall und keinen schien es so richtig zu stören. Ich fühlte mich jedenfalls nicht richtig wohl.)

Vorbei am Militärstützpunkt (der inmitten der Stadt lag), dem Museum für Schiffsbau und dem Hafen streiften wir weiter entlang der „kleinen“ Altstadtgässchen bis wir von einem „Ich hab Huuuunger!!!“ überrascht wurden. Also machten wir den Fehler und besuchten das erstbeste Restaurant der Touristenmeile und bestellten. Eine Paella, Calamari und für Mila eine „Kinderpizza“ (Menü aus: Minipizza, Pommes und Salat). Währenddessen wir auf unser Essen warteten und auch während des Essens kamen 5 Menschen an unseren Tisch, die uns Anhänger, Schmuck, Dekokram und allerhand unnützes Zeug verkaufen wollten. Wir schärften Mila ein, dass sie auf keinen Fall interessiert gucken soll und auch bloß nichts anderes außer „No“ sagen solle. ;D Und es wirkte, zum Glück. Naja, war eben eine typische Touristenstraße. Das Essen war ebenso wenig (positiv) überraschend. Lauwarme Speisen, mehr TK als frisch und für die Portionsgröße überteuert. Aber man lernt ja aus Fehlern und das nächste Mal werden wir sicherlich nicht gleich unserem Magen nachgehen, sondern vielleicht noch ein paar Schritte mehr laufen um nicht in die Touristenfalle zu treten. 🙂

Mehr Sightseeing war an diesem Tag nicht möglich, der Regen war wieder einmal unausweichlich und wir kehrten zurück zum LKW. Am nächsten Tag war es soweit, der Regenblues packte mich. Ich lag leicht depressiv im LKW, wollte weder mit Mila spielen, noch aufstehen und so übernahm Christian dankender Weise Mila UND das Wäsche waschen. Eine fast tagesfüllende Aufgabe. Sie schnappten sich Gummistiefel und Regenschirm und besuchten noch einmal das verlassene Einkaufscenter. Es stellte sich heraus, dass neben der Pizzeria mit dem Kinderspieleland auch noch ein (!) weiteres Geschäft im Center existiert. Ein Wäschesalon. Also nutzen wir die Gelegenheit und wuschen 2x 9kg- Maschinen + 2x Trockner für überteuerte 18€. Was soll der Geiz, die Wäsche war sauber, warm und wir zufrieden! Für Milas Zufriedenheit gab es nochmal gute 1 ½ Stunden Indoor-Spielplatzvergnügen (3 €) und ein Eis, während Christian sich mit zwei Kaffee irgendwie die Zeit vertrieb. In unserer weiteren Reiseplanung beschlossen wir unser Glück dann noch einmal über couchsurfing zu suchen. Wir fanden Marc, einen Spanier mit 4-jähriger Tochter aus Almeria. Wir schrieben ein paar Nachrichten und verabredeten uns für Samstag (25.01.) zum gemeinsamen Essen und Spielen für die Mädels. Es war also klar, es geht weiter … wir entfliehen dem Regen und teilen die rund 200 km in 2 Etappen.

Zudem wuchs unser Verlangen nach einer Dusche. Wir suchten also nach einem Campingplatz auf der Strecke und wurden fündig. Wie so oft, sieht auf den Bildern immer alles schön aus. Ruhige Lage in einer kleinen Stadt. Unweit davon ein Konsum und ein Hallenbad, alles fußläufig zu erreichen. Es klang alles in allem sehr nett, also fuhren wir am 22.01. die rund 110 km nach Vera. Dort angekommen traf uns der Schlag. Ganz Großbritannien und Niederlande musste gerade zu dieser Zeit an diesem Ort sein… natürlich alle in ihren schicken hochglanzpolierten Campingbüsschen…

eher kein „Büsschen“ mehr, sondern ein richtiger Bus – kostet aber auch mal eben über 1 Mio. €. Sowas steht dann mit uns auf einem 10 €/Tag Stellplatz.

…und dann kamen wir. Der Regen und der Matsch auf der Strecke hierher taten ihr Übriges und verwandelte unseren zart-beigen LKW in ein matschbraunes Riesenungetüm, das nun nach einem Stellplatz suchte. Der Campingplatz besaß rund 60 Stellplätze. Hierzu muss man wissen, dass der Stellplatz eine große Schotterpiste war, welche durch größere Steine in kleine 3,50 m x 8 m Parzellen eingeteilt war. Eigentlich glich der Platz mehr einem großen Parkplatz, welcher zu unser Erstaunen fast komplett voll war. Wir entschieden uns dennoch, allein aufgrund der Duschmöglichkeit, wenigstens eine Nacht zu bleiben. Schon direkt nach dem Einparken beschwerte sich eine holländische Dame, welche den Stellplatz neben uns hatte, dass wir ihr „die Sonne nehmen würden“. Natürlich werfen die 3,5m Fahrzeughöhe einen entsprechenden Schatten, aber damit muss die Dame jetzt halt klarkommen. Trotzdem kamen wir uns erstmal etwas deplatziert vor. Doch wir entdeckten auch ein uns ähnliches Fahrzeug, allerdings geschätzt rund 80.000 € teurer, mit einem dauergrinsenden und winkenden älteren Ehepaar davor.

Wir richteten uns etwas ein und es dauerte nicht lange als ich bemerkte, dass der Mann des Ehepaares immer wieder grinsend um unseren LKW lief. Er wartete scheinbar auf die Gelegenheit mit uns ins Gespräch zu kommen… Gesagt getan… wir lernten Horst kennen. Einen rüstigen 60+ Bayern, der mit seiner Frau Haus und Hof verkaufte, sich einen 100.000€ Luxus-LKW ausbauen ließ und damit jetzt mehr oder weniger Dauercamper auf diesem Campingplatz ist. Er redete sehr gern und binnen weniger Minuten kannten wir quasi seine Lebensgeschichte, samt Lebenslauf und Qualifikation! 😉 … Aber sympathisch und unterhaltend war er dennoch und so verabredeten wir uns für später auf einen weiteren Monolog, ähm… Dialog xD.

Wir tauschten noch einige fahrzeugtechnische Details aus, besprachen bisherige Reiserouten und besichtigten das Fahrzeug. Alles in allem sehr nett. Es kommt eben manchmal nicht darauf an WO man ist, sondern mit WEM! In den kommenden zwei Tagen auf dem Platz nutzten wir die Duschmöglichkeiten, unterhielten uns viel mit Horst und seiner Frau und besuchten das städtische Hallenbad. An der Kasse ankommen, wurden wir erst einmal über die Badekappenpflicht informiert. Toll! So etwas haben wir natürlich nicht. Glücklicherweise konnten wir uns welche leihen und dadurch doch noch baden gehen. Nach Umkleideraum und Dusche kamen wir also im Bad selbst an. Ernüchterung. Die Decke war einfach mit OSB-Platten (also gröbstes Press-Span) verkleidet. Eigentlich unvorstellbar, denn diese schimmelten natürlich feucht fröhlich vor sich hin. In der Luft war neben dem Chlorduft dadurch dieser typische Geruch nach feuchtem, vermodertem Holz. Daneben waren die gefliesten Wände je nach Konstruktion und was da so hing mit Kalk und Rost verziert. Insgesamt sah es aus unserem Thermen-verwöhnten Blick alles ziemlich runtergekommen und unsaniert aus. Es gab ein großes Becken mit 5 Schwimmbahnen und ein kleines Nichtschwimmerbecken (wobei Mila mit ihren 1,10m trotzdem nicht stehen konnte.) … und da zeigte es sich wieder – unsere negative Erwachsenensicht. Mila betrat das Bad und ihre Augen glänzten. Sie strahlte über das ganze Gesicht… Wasser – wie geil! Schwimmen, jetzt, sofort! Und los ging es. Badekappe auf, Schwimmgurt dran und ab ins Wasser. Sie war einfach glücklich, zufrieden und hatte ihren Spaß.  Und auch wir vergaßen mit jeder Minute im warmen Wasser das drum-herum des Bades und genossen einfach die Zeit. So verbrachten wir ca. 2 Stunden. Christian und ich konnten abwechselnd sogar noch eine kleine, sich in der Ecke des Bades befindende, 75°C Sauna benutzen. Natürlich alles ganz anders als bei uns. Saunieren erst ab 16 Jahren, natürlich mit Anziehsachen und bloß nicht länger als 15 Minuten. Da achtet der Bademeister akribisch darauf. Dennoch war es eine schöne, warme Überraschung.

Um für uns den Tag nicht zu voll zu stopfen, beschlossen wir einen Tag eher (am 24.01.) nach Almeria zu fahren. So machten wir den LKW startbereit, kauften ein paar Kleinigkeiten ein und fuhren die rund 90 km nach Almeria.

Zwischenstopp bei Cabo de Gata- Mittagessen und Strandspaziergang

Wir parkten auf einem riesigen Parkplatz, in der Nähe zu Marcs Wohnung und direkt vor dem „Parque de las Familias“. Dies war ein großer Stadtpark mit vier verschiedenen Spielplätzen, Sportmöglichkeiten, Rasenflächen und Bäumen. Und das Ganze von 8-22 Uhr geöffnet und kostenlos. Super toll!!

(Wir waren die kommenden Tage immer mal wieder im Park, die Fotos sind an verschiedenen Tagen entstanden)

Mila-Suchbild

Mila rutschte und hüpfte ohne Ende und wollte dann ganz plötzlich doch zurück zum LKW. Für uns etwas überraschend. Eine Stunde später war uns klar warum. Sie bekam Fieber. Am darauffolgenden Tag, dem Tag an dem wir uns zum Abendessen mit Marc treffen wollten, war glücklicherweise alles wieder ok. Das Fieber war weg, Mila jedoch noch etwas unausgeglichen. Wie es manchmal so läuft, schrieb Marc, dass auch seine Tochter etwas kränkelt und wir unser Treffen lieber auf den kommenden Tag verschieben. An diesem Tag veranstaltet er ein BBQ mit seinen Freunden. Wir verabredeten uns zum „späten“ Frühstück erstmal nur mit Marc und seiner Tochter, um uns etwas kennenzulernen. Marc war sehr offen und kommunikativ. Die Mädels hätten ein paar Startschwierigkeiten, welche nicht zuletzt durch die Sprachbarriere entstanden. Wir versuchten zu vermitteln, doch vorerst entstand eine Art Parallelspiel der beiden. Nach und nach kamen Marcs Freunde. Insgesamt waren es mit uns 7 Erwachsene und 7 Kinder. Das BBQ spielte sich hauptsächlich auf Marcs Dachterrasse ab.

Blick von der Terrasse

Marcs Freunde waren sehr aufgeschlossen, interessiert und sympathisch. Wir konnten uns auf Englisch über viele verschiedene Themen unterhalten. Mila und die Kinder kamen untereinander mehr oder weniger gut aus. Es gab Phasen in denen alle gemeinsam tobend durch die Wohnung rannten und Mila super glücklich mittendrinnen war. In anderen Momenten saß sie mal für sich und spielte allein. In wieder Anderen wirkte sie verunsichert, demotiviert und traurig.

Hier zeigte sich wie groß der Stellenwert von Kommunikation und Sprachkenntnissen ist. Allen Erwachsenen war dies bewusst und so waren sie stets bemüht Alternativen oder Optionen für Mila zu schaffen. Mehrfach wurde Mila für ihre Situation und wie sie damit umging, von den anderen Erwachsenen anerkannt und bewundert.

Bei jedem unserer bisherigen Einkäufe sind mir stets die riesigen Chipstüten in den Regalen aufgefallen und ich fragte mich, wer wann diese Mengen essen könnte. Hier beim BBQ wurde dieses Rätsel gelöst. Zur Vorspeise wurden Unmengen von Chips auf kleinen Plastetellern gereicht. Da langten alle reichlich zu. Selbst 1-jährige Kinder wurden mit diesen „vollgestopft“. Bis der Grill angeschmissen und das erste Essen fertig war vergingen so die Stunden und es war gegen 14Uhr…die typische spanische Mittagessenszeit. Christians Träume nach gegrilltem Fisch und Meeresgetier wurden enttäuscht. Es gab Fleisch – Würstchen, Rippchen, Steaks, dazu eingelegte Tomaten und Brot sowie diverse Soßen. Die Stimmung war ausgeglichen und entspannend. Ein Sprachgewirr von Spanisch und Englisch wechselte sich minütlich ab und das Wetter lieferte uns den perfekten Sonnentag. Gegen 18:30Uhr waren Milas Kräfte erschöpft und sie wollte zurück zum LKW.

Am darauffolgenden Tag durften wir bei Marc noch Wäsche und uns selbst waschen (duschen). Dieses Angebot nahmen wir natürlich dankend an. Da sein Trocknerprogramm 3 Stunden dauerte, brachte er uns die frische Wäsche am nächsten Morgen sogar noch zum LKW. Diesen konnte er dann gleich noch kurz besichtigen. Im Anschluss bedankten und verabschiedeten wir uns, da uns klar war, dass unsere Reise nun langsam weitergehen sollte. Den Rest des Tages investierte Christian sehr viel Zeit in die Pflege unseres LKWs. Er kontrollierte und befüllte alle Öle und schmierte den LKW ab.

Nach einer weiteren Nacht machten wir uns auf nach Almerimar. Christian suchte über google eine Stellfläche in Strandnähe und neben einem Naturschutzgebiet. Als wir dort ankamen zeigte sich jedoch, dass die google.street-view-Aufnahmen wohl doch schon etwas älter waren. Es gab eine große Stellplatzfläche, mittlerweile war daneben jedoch ein riesen großer Gebäude-und Hotelkomplex entstanden. Am Parkplatzeingang begrüßte uns ein Warnschild, dass das Campen und Übernachten auf diesem Stellplatz verboten und mit rund 100€ bestraft wird. Wir dachten kurz nach, suchten noch zu Fuß nach Alternativen in der näheren Umgebung und parkten dann doch auf dem Stellplatz. No risk, no fun. Und Spaß kostet. 😉 Für zwei Nächte wird schon nichts passieren – und das Glück war auf unserer Seite! Die kommenden zwei Tage verbrachten wir mit Strandspaziergängen und einer Wanderung durchs Naturschutzgebiet.

Man beachte die schneebedeckten Berggipfel im Hintergrund

Auch Mila, welche seit Tagen „ins Restaurant“ gehen wollte, kam endlich auf ihre Kosten. Wir fanden eine kleine Tapasbar. Gegen 14:30 besuchten wir sie und der Laden war recht gut gefühlt. Die Kellner sprachen nur Spanisch und vermittelten uns, dass es gerade eine Menüauswahl aus 3 Gängen, inkl. Salat und Getränk für 11€ pro Person, gibt. Wir beschlossen zu bleiben und bestellten unsere Getränke im gebrochenen Spanisch. Für Mila gab es zu ihrer vollsten Zufriedenheit mal wieder Pommes. Christian und ich wählten unseren zweiten und dritten Gang quasi „blind“ und die Dessertauswahl (vierten Gang) ließ sich dann zumindest vermuten. Es zeigte sich, dass wir eine Art Nudel Carbonara und ein Gazpacho (kalte Gemüsesuppe) sowie panierten Fisch und Minutensteaks, jeweils mit Pommes, bestellt hatten. Eis, Obst und ein Käsekuchen schlossen das Menü. Wir tauschten alles durch, probierten hier und da und waren mit unserem Menü echt zufrieden. Am Ende glänzte Christian noch mit einem „2 cafés americanos con leche y azúcar.“ (2 Kaffee mit Milch und Zucker.) und wir verließen völlig überfressen das Geschäft.

Die Rechnung kommt ja aber bekanntlich zum Schluss…. am Abend überkam mich eine große Welle der Übelkeit, es bedurfte reichlich Selbstbeherrschung nicht das gesamt Menüangebot der Umwelt zurückzugeben. Tee und Magentropfen halfen aber und alles blieb wo es hingehörte! 😉

Am nächsten Tag machten wir uns auf nach Motril, unserem nächsten Etappenziel!

Krönender Abschluss in Sella und der paradiesische „Playa de Calblanque“ (09.01. – 18.01.20)

Die Tage in Sella vergingen wie im Flug. Wir besuchten Oliver und seine Familie oder sie kamen zu uns ins „Gästehaus“. Die Mädels spielten ausgiebig miteinander und wir unterhielten uns oder genossen einfach die Ruhe und die Landschaft.

Ein krönender Abschluss unseres Aufenthaltes war eine Bergwanderung mit Oliver und seiner Familie. Nachdem Tili und Mila den Vormittag nutzten und beim gemeinsamen Spiel eine kleine „Höhle“ auf unserer Terrasse bauten, sollten wir am Nachmittag noch eine echte Höhle bestaunen dürfen. Nach dem Mittagessen holten uns Oliver und seine Familie mit dem Auto ab. Man muss kein Mathegenie sein um zu merken, dass 7 Personen und 1 Hund zwar in ein Auto passen, dabei jedoch nicht jeder einen vorschriftsgemäßen Sitzplatz erhält. 😉 Christian und ich saßen daher zur Belustigung der Kinder im Kofferraum. Das hatten wir auf kürzeren Strecken schon ein paar Mal so gemacht und waren daher schon erprobt. Nach ein paar Fahrminuten erreichten wir unser Ziel, stellten das Auto ab und gingen zu Fuß weiter den Berg hinauf. Mila war es wie so oft in den letzten Tagen besonders wichtig einen „Kletterweg“ zu finden. Und dies taten wir auch.

Wir legten einige Höhenmeter zurück. Vorbei an Kletterern und kleinen „Steinmenschen“, welche uns den Weg zeigten.

Suchbild: Wo ist der Kletterer? 🙂

Am Ende des Kletterweges angekommen, fanden wir eine kleine Höhle vor.

Blick aus dem Höhleninneren.

Die Mädels machten sich auf einen versteckten, sagenumwobenen Schatz zu finden… und sie wurden fündig – es gab 2 kleine Schokoeier. Da war die Freude groß! Das Tolle an der Höhle war die atemberaubende Aussicht. Die Höhe und Weite welche man sah war wirklich eindrucksvoll!

Im Höhleninneren konnten wir und die Kinder noch etwas weiter Erkunden und Klettern. Dabei zwängten sich Tili und Mila durch eine kleine Öffnung im Gestein und kletterten einen super engen „Weg“ entlang. Wir Erwachsene wären definitiv steckengeblieben, doch die Mädels fanden es super aufregend. Nach diesem tollen Ausflug war die Zeit gekommen und Tili und Mila mussten sich schweren Herzens verabschieden. Wir blieben zwar noch eine Nacht, wollten jedoch am nächsten Tag gegen Mittag abreisen und Tili musste in den Kindergarten.

Nach einer letzten Nacht im Warmen verabschiedeten wir uns am nächsten Tag von Oliver und bedankten uns für die tollen letzten Tage. Gerne werden wir ihn und seine Familie noch einmal besuchen, führt uns unser Weg erneut in diese Region. 🙂

Über google.maps entdeckte Christian die sogenannte „Laguna Rosa“, rund 111km von Sella entfernt. Ein pink leuchtender Salzsee in Torrevieja. (Info: Der See wird durch spezielle Bakterien pink eingefärbt, welche nur in extrem salziger Umgebung überleben können!) Wir machten uns also am 13.01. dorthin auf den Weg. Wie so oft dachten wir uns: „Die 100km fahren, noch schnell was einkaufen und dann sind wir am Nachmittag bereit zur Seebesichtigung…“ – diese Denkweise ging nicht auf. Die Fahrt zog sich und bis wir einen geeigneten Supermarkt fanden, verging einige Zeit. Wir kauften in einem carrefour ein, welcher den Vorteil besaß ein recht großes und vor allem gut sortiertes Biosortiment zu besitzen. Klarer Nachteil eines solch großen Ladens, der Einkauf dauert Stunden. L Mit reich gefüllten Taschen fuhren wir weiter bis zum Zielpunkt um festzustellen, dass man nur schwer bis an die Lagune heranfahren kann. Unser Plan eine ruhige, wenig befahrene Stelle in Ufernähe zu finden um dort auch zu übernachten scheiterte kläglich. Wir versuchten verschiedene Zufahrtswege, wurden jedoch durch Sackgassenschilder, Gewichtbeschränkungen der Straßen oder Ähnlichem aufgehalten. Nichts führte ans Ufer. Also parkten wir kurzerhand neben einem Gartencenter, welcher lustige Parkplatzbeschilderungen wie „Only for lucky people“, „For Comedians“, usw. hatte. Mittlerweile war es auch schon Abend geworden und wir beschlossen den Rest des Tages im Lkw zu bleiben. Den nächsten Tag begannen wir mit dem ca. 2-3km langen Spaziergang bis zum Ufer der Rosa Lagune und … wir waren enttäuscht. Matschige Uferabschnitte, mit allerhand zugemüllt und das Wasser glich eher einer bräunlichen Brühe als einem pinken Gewässer.

Wir liefen noch einige km entlang des Ufers in der Hoffnung doch noch etwas pinkes oder rosanes Wasser zu finden. Doch wir fanden nichts. Mila hatte dennoch ihre Freude. Sie spielte mit dem merkwürdigen Seeschaum Fußball, ritt auf ihrem Phantasiepferd am Ufer entlang oder versteckte sich in hohen Grasbüscheln.

Wir überlegten erst ob wir mit dem Lkw weiterfahren sollten um die andere Seeseite zu besuchen, doch auch bei uns machte sich eine leichte Erkältung bemerkbar und uns fehlten schlichtweg die Kräfte. Also fuhren wir weiter. Wir entdeckten einen Stellplatz direkt an der Küste (San Pedro del Pinatar), zu welchem wir nur rund 30km fahren mussten.

Bei unserer Ankunft fanden wir bereits 4 andere Wohnmobilfahrer am Stellplatz vor (Belgier, Deutsche und Engländer)…und tatsächlich …. keine 10m von unserem Lkw entfernt begann der Strand. Wir machten gleich einen Strandspaziergang und mussten zu unserer Überraschung feststellen, dass dieser Küstenabschnitt voll mit (angespültem?) Treibgut und vor allem Palmenbeschnitt war. Meterweit alles voller alter „Palmenstücken“. Wir begaben uns auf „Schatzsuche“, wühlten uns durch den Sand, vergruben unsere Füße und spazierten umher. Schneller als gedacht verging der Tag, sodass wir den Tag mit Film schauen und einem Videotelefonat mit einem Freund beendeten.

Trotz der schönen Lage des Stellplatzes war unsere Nacht nur mäßig gut. Es war doch recht laut und eine weitere Nacht wollten wir an dieser Stelle nicht verbringen. Christian suchte also im Internet nach Alternativen und fand…. ein kleines Paradies!!

Zuvor starteten wir jedoch noch einen Versuch das lahmgelegte Kochfeld wieder aufleben zu lassen. Christian hatte einen Geistesblitz und war der Meinung wir könnten den Kochfeldauspuff mit einem tankstellenüblichen Staubsauger von außen absaugen und damit entrußen. Gesagt, getan. Wir fanden einen Staubsauger mit ordentlich Leistung, saugten um unser Leben und waren danach bester Hoffnung. Nachdem wir „nur noch schnell“ die Diesel- und Wassertanks sowie unseren Kühlschrank füllten, fuhren wir also am 15.01. los in unser kleines Paradies. Unter diesem Link findet ihr den Stellplatz:

https://goo.gl/maps/tabi7exhT5owcvTY9

Cala Magre, ein Parkplatz direkt am Meer, inkl. Meeresrauschen rund um die Uhr. Es war ein Traum.

Es gab traumhafte Sonnenuntergänge zu bestaunen!!

Hinter uns die Berge, vor uns das Meer. Wir teilten uns diesen wunderbaren Ort mit 3-4 anderen Campern u.a. 2 Niederländern in kleinen Bussen und einem jungen deutschen Pärchen. Zudem gab es hin und wieder Wanderer und Angler, die dieses Fleckchen für sich genossen. Wir unternahmen in den folgenden 3 Tagen ein paar Ausflüge, kleinere Wanderungen und Strandspaziergänge.

Wandern und Klettern…
… und wieder Ausruhen.

Wir waren alle gesundheitlich etwas angeschlagen und genossen daher die Ruhe und Erholung umso mehr. Unsere Ruhepause wurde durch den nicht vorhandenen Telefonempfang und das nur tagsüber sporadisch funktionierende Internet unterstützt! 😉

Landschaftlich hatte dieser Flecken Erde wirklich viel zu bieten. Super weiche Sandstrände, helles Sandgestein aber auch schroffe Felsküste mit schieferartigem Gestein. Alles auf wenigen 100 Metern. Gegenüber grüne, mit Gras- und Kräutern bewachsene Wiesen, Büsche und Berge.

Von der Kochfeldfront gibt es auch Positives zu berichten. Christians Plan ging scheinbar, zumindest vorübergehend, auf. Es funktioniert!! Hier und da tritt zwar nach wie vor etwas Qualm aus aber das war nichts im Vergleich zu vorher. Wir werden also in den kommenden Tagen weitertesten und hoffen auf einen langfristig möglichen Kochfeldeinsatz!! *Daumen drücken erwünscht. ;)*  … weiter im Text…

Unser junges Nachbarpärchen kam auf uns zu und informierte uns über eine bestehende Unwetterwarnung. Die kommenden Tage (vor allem 19.-20.1.) sollten sich durch viel Niederschlag und orkanartige Sturmböen (bis zu 120km/h) auszeichnen. Nach einem netten Gespräch mit beiden sowie einem Informations- und Reiseroutenaustausch beschlossen wir die Küsten zu verlassen und nach Cartagena zu fahren. Wir fanden einen Stellplatz etwas abseits der Altstadt, welcher für unser Fahrzeug geeignet war. Bei einer kleinen Erkundungstour der Umgebung entdeckten wir ein großes (ehemaliges Einkauf-) Center. Das Interessante daran war, dass alle Läden geschlossen waren und dennoch war das ganze Center voller Menschen. Einzig ein Imbiss hatte geöffnet, welcher mit einem gegenüberliegenden Indoorspielplatz ausgestattet war. Im UG des Centers spielten rund 20 Kinder zwischen den geschlossenen Geschäften, angeleitet durch einen Trainer, lautstark Fußball. Im EG fanden Kindergeburtstage statt und Leute trafen sich um Pommes und Pizza zu essen. Alles war laut und voller Trubel. Mila entdeckte den Indoorspielplatz und bekam sofort leuchtende Augen. Meine Motivation in dieser Location längere Zeit zu bleiben war jedoch echt gering. Nach einigen Diskussionen einigten wir uns dann darauf, dass Mila allein ins Spieleparadies darf und wir in dieser Zeit davor warten und uns die Zeit mit einem Kaffee vertreiben. Gesagt, getan. Jede angefangene halbe Stunde kostete 1,50€ – ein Schnäppchen im Vergleich zu deutschen Verhältnissen. Das Spielparadies war nicht zu groß und gut einsehbar, Mila war mutig und warf sich ins Getümmel. Wir bekamen einen starken, heißen Kaffee und alle waren zufrieden. Nun sitzen wir im Lkw und warten auf die (vor allem wettertechnischen) Dinge, die da kommen mögen. Auf bald! 🙂

Familienspaß in Sella – Teil 1 (4.1.2020 – 8.1.2020)

13:30 Uhr – Treffpunkt: Sella… Koordinaten wurden verschickt! Alles sollte klappen (denkste!)…

Wir vereinbarten mit Oliver, dass dieser uns zur genannten Zeit in Sella abholen und die „letzten Meter“ bis zu seinem Haus lotsen würde. Der Weg bis zum Dorf war kein Problem, doch wir verpassten in der letzten Kurve nach rechts abzubiegen und google hat uns kurzerhand durch eine kleine enge Gasse gelotst, ohne dass wir das so richtig mitbekommen haben. So fuhren wir gutgläubig  ca. 200m durch  die Gasse… es kam eine Rechtskurve, auf der einen Seite eine Mauer und auf der anderen zwei parkende Autos, welche wir gerade noch so durchqueren konnten.  Danach ging es für uns allerdings nicht weiter… Die Gasse wurde noch enger. Kleine Balkone und weitere parkende Autos verengten das Gässchen zudem. Binnen Sekunden standen Anwohner auf der Straße, gestikulierten wild und versuchten uns mitzuteilen, dass wir mit dem LKW nicht weiterfahren könnten. Zurück war aber praktisch auch nicht möglich. Wir riefen Oliver an, der uns schon von Weiten sah und das Unheil erahnte.

Nichts geht mehr!

Es half nichts, wir mussten die 200m im Rückwärtsgang zurück. Also Fenster runter, Kopf raus, Rückfahrkamera an, Oliver hinter dem Auto sowie ein paar Anwohner auf Balkonen und neben dem Auto, die die Richtung wiesen oder einfach nur auf den großen Knall warteten. Nun im Schneckentempo zurück und weiter bis zum eigentlichen Treffpunkt. Christian vollführte eine Meisterleistung. Komplett durchgeschwitzt und fertig mit den Nerven, stiegen wir aus und begrüßten Oliver und seine kleine Tochter Tili.

Christian dazu: ich habe mittlerweile ja schon ein paar enge Gassen durchquert aber diese war dann halt doch zu eng. Das hat man anfangs nicht gesehen, es gab kein Schild mit „max. Fahrzeugbreite“ und das Hauptproblem waren die ganzen parkenden Autos. Ohne die wäre die Straße durchaus befahrbar für mich gewesen.  Das alles gepaart mit meinem zwischenzeitlich schon verloren geglaubten Optimismus… Anne so: „Wir passen niemals durch diese enge Kurve, da geht’s nicht weiter!!!“ Ich so: „Ach das passt schon und dann haben wir es bestimmt geschafft und die Straße wird wieder etwas breiter“. Ihr habt jetzt vielleicht von der Tank-leer-wir-stehen-Nachts-in-der-französischen-Pampa-Geschichte ein Déjà-vu. Dieser lebensmüde Optimismus hat mich also veranlasst mich irgendwie durch diese Kurve mit zwei parkenden Autos zu schieben, um direkt festzustellen: breiter wird die Gasse nicht. Noch mehr parkende Autos bei noch weniger Fahrbahnbreite. 🙂

In meinem Kopf kreisten einige dieser Gedanken: „Eigentlich wollen die doch Beulen am Fahrzeug, wenn man in so einer engen Gasse parkt?! Oder gibt’s da ein Prozedere wie bei den Italienern oder Franzosen, wo man extra ohne Handbremse parkt und dann die parkenden Fahrzeuge einfach mit dem eigenen Auto wegschiebt? Darf ich die einfach mit meinem Fahrzeug langsam und vorsichtig an der Wand zerquetschen, um ausreichend Fahrbahnbreite herzustellen?“

Jedenfalls war die Kurvendurchquerung hinwärts schon so ein Manöver, bei dem man sich denkt: jetzt gibt es kein Zurück mehr. Du schaffst das kein zweites Mal, erst recht nicht rückwärts. Klar, ich bin da mit 3 cm Abstand durch gekommen, also kommt man da schon irgendwie wieder raus. Andererseits weiß jeder: wenn dir ein super schwerer Trick beim ersten Mal gelingt, mach Feierabend! Versuch das um Himmelswillen kein zweites Mal! Schön wäre es gewesen… Einfach Abparken, noch eine tiefe Verbeugung vor den schockierten Anwohnern, welche mich auf spanisch wild gestikulierend vom Weiterfahren abhalten wollten und dann schnell das Weite suchen. Das war nur, genau wie die oben beschriebene „Rammbock-ihr-wollt-es-doch-so-Methode“, keine wirkliche Option. Und so musste ich den Spaniern meinen Supertrick als Zugabe nochmal im Rückwärtsgang zeigen. Ich hätte das jedenfalls gerne als Außenstehender gesehen. Im Unterschied zur Tank-leer-wir-stehen-Nachts-in-der-Pampa-Geschichte war ich hier relativ ruhig und konzentriert und so hat das doch irgendwie geklappt. Like a pro!! 😀 Die Spanier waren plötzlich auch alle wieder gut gelaunt – nur applaudiert hat mir außer Oliver leider niemand. Deshalb musste ich auch auf die ansonsten obligatorische Verbeugung verzichten. 🙁

Im Dorf waren wir durch diese spektakuläre Aktion nun bekannt. 😀 Doch unser Weg sollte ebenso spannend weitergehen. Oliver wohnt mit seiner Familie außerhalb des Dorfes. Der Weg dorthin ist teils asphaltiert, teils Schotterweg aber grundsätzlich recht eng, so dass stellenweise keine zwei Autos aneinander vorbeipassen. Ich muss ergänzen, dass die gesamte Strecke an einem steilen Hang entlangführte, welcher terrassenartig angelegt ist. Für mich als Beifahrer der Horror. Majestätisch erhöht saß ich auf dem Beifahrersitz mit einem Bein „im Abgrund“ und versuchte mich in jeder uneinsehbaren Kurve zu beherrschen nicht in Panik zu geraten. Stellenweise mussten wir die Strecke rückwärtsfahrend bewerkstelligen, um um die Kurven zu kommen bzw. die Straße überhaupt befahren zu können… alles jedenfalls super aufregend.

Christian dazu: das war nach meinem unmöglich-dass-du-das-nochmal-schaffst!-ich-mach’s-aber-nochmal-und-zwar-rückwarts!!-Trick eine echte Spazierfahrt. Einzig die steilen Anstiege mit diesem tonnenschweren 175 PS Fahrzeug waren etwas unschön.

An Olivers Haus angekommen, wurden wir sehr nett von dessen Frau, seinem kleinen Sohn und Emma dem Haushund begrüßt. Mila und Tili waren sofort im Spiel vertieft und verstanden sich super! Beim gemeinsamen Spaghettiessen lernten wir uns alle etwas näher kennen, unterhielten uns und bekamen das Angebot im „weißen Haus“ (2. Grundstück mit kleiner Finca und Stellplatz für unseren LKW) zu übernachten. Ebenso wurden wir direkt zum gemeinsamen Frühstück bei Olivers Nachbarn am nächsten Tag eingeladen. Für uns stellte sich das alles als ein großer Glücksgriff heraus. Unsere Gastgeber sind super nett und hilfsbereit, Mila hat eine perfekte Spielgefährtin gefunden und wir haben den Luxus im weißen Haus unabhängig zu sein, duschen, kochen, den Kamin heizen und ggf. sogar übernachten zu können. Ein Traum! 🙂

unser Ferienhaus für die nächsten Tage 😀

Am nächsten Morgen holten uns Oliver mit seinen Kinder ab um den Weg zu den Nachbarn zu laufen. Nach rund einer halben Stunde kamen wir bei diesen und ihrem reichhaltig gedeckten Frühstücks-/Brunchtisch an. Vero und Robi (Gastgeber, beide zwischen 60 unnd 70 Jahre – sie gebürtig aus Chile und er aus El Salvador) nahmen uns sehr herzlich auf und wir verbrachten eine tolle Zeit bei vielen leckeren Kleinigkeiten. Christian fand in Robi einen perfekten Gesprächspartner. Gesellschaftskritik, Ansätze des Sozialismus/Kommunismus aber auch der Guerillakrieg in El Salvador und spannende Passagen aus Robis Biografie wurden besprochen. Nebenbei vertraten wir uns etwas die Beine und von den Mädels war sowieso die ganze Zeit nichts zu sehen und zu hören. Sie hatten Spaß und genossen die gemeinsame Zeit. So verging die Zeit wie im Flug und wir verabschiedeten uns am Nachmittag um mit Oliver und den Kindern einen „kleinen Spaziergang am Wasser“ zu machen. Der Weg stellte sich als kleiner Kletterparcour heraus und war genau das Richtige für die Mädels. Spannung, Aktion und „Gefahr“- alles war dabei. 😉

Den 6.1. – in Spanien der Tag der drei heiligen Könige (wie Weihnachten bei uns) – verbrachten wir zunächst mit Spielen am weißen Haus. Mit Oliver und den Kindern unternahmen wir danach eine kleine Wanderung mit toller Aussicht.

In Oliver fanden wir einen aufgeschlossenen Gesprächspartner und vertrieben uns die Zeit auf der Wanderung mit Gesprächen über Erziehung, Bildung und vielem mehr. Das alles in dieser wirklich atemberaubenden Landschaft bei schönstem Sonnenschein. Später am Tag trafen wir uns erneut mit Vero und Robi zum Pizzaessen. Mila freute sich nach 2 Wochen Abstinenz endlich mal wieder über eine Portion Pommes und wir freuten uns über leckere frische Pizza.

Den 7. und 8.1. nutzten Mila und Tili um ausgiebig zu spielen und wir Erwachsene um zu kochen und uns auszutauschen. Wir haben wirklich viel Glück, dass die derzeitigen Umstände so gut passen! 🙂

erster Versuch Langzeitbelichtungsfoto bei Nacht. 🙂
und zum Schluss wieder ein LKW-Suchbild 🙂

Reiterhof und noch mehr Airbnb (1.1.-4.1.20)

Nach einem eher einfachen Frühstück im Hotel und dem anschließenden Check-out ging es für uns weiter nach Barranco de Torrosella in ein kleines Privathaus, welches wir über airbnb gefunden und für 2 Nächte gemietet haben. Es war das „Ferienhaus“ einer Spanierin, welches auf dem Gelände eines Reiterhofes lag. Die Gastgeberin besaß selbst 3 Pferde und bot geführte Reittouren an. Unsere und vor allem Milas Vorfreude war riesig. Im Vorfeld stellte sich zudem heraus, dass wir das Haus während unseres Aufenthaltes ganz allein hatten und die Besitzerin (eher untypisch für airbnb) bei ihrer Tochter in der Stadt lebte. Wir freuten uns jedenfalls und unsere Tour durch die Berge bis zum Zielpunkt nahm ihren Lauf. Berg auf, Berg ab und wieder Berg auf. Unser armer kleiner Lkw wurde auf der Strecke mitunter ganz schön gequält und musste so manche Steigung im Schneckentempo meistern.

Am frühen Nachmittag erreichten wir unser Ziel und wurden von der sympathischen Tochter der Besitzerin in Empfang genommen. Etwas Smalltalk und eine kleine Wohnungsführung später, waren wir für uns und konnten alle Vorzüge des Hauses genießen: ein Gasherd, fließend warmes Wasser, eine Badewanne und einen Kamin.

Das kleine im verborgen liegende Haus.
… unsere Küche

Wir hatten jedoch auch die Nachteile spanischer Ferienhäuser im Winter auf unserer Seite: fehlende Isolierung an allen Ecken und Enden, 14°C in den Wohnräumen und eine elektrische Fehlkonstruktion des gesamten Hauses. Wir hatten so unsere Mühe das Haus auf eine bewohnbare Temperatur hoch zu heizen, was auch nur durch riesige Holzstämme im Kamin möglich wurde. Die Elektrik des Hauses war auch sehr abenteuerlich. 3 Lichtschalter für eine Nachtischlampe. Fehlende Deckenlampen, was bedeutete, dass alle Räume grundsätzlich eher spärlich beleuchtet waren. Steckdosen die nicht funktionierten und und und… aber was soll’s. Ansprüche runterschrauben und weiter geht es.

Unser Lkw konnte sich übrigens seinen Stellplatz mit Blu, einem Pferd teilen. Wir parkten inmitten dessen Außenstellplatz und das Pferd hatte endlich einen „kleinen“ Partner. 😉

Am nächsten Morgen trafen wir die Besitzerin an und kamen mit ihr ins Gespräch. Wir vereinbarten, dass Mila einen kleinen Reitspaziergang machen konnte und ganz spontan schlossen sich 2 spanische Familien an. 6 Erwachsene, 5 Kinder und 3 Pferde – los ging es. Die Pferde wurden von den Kindern geputzt und gesattelt und dann ging es für alle 1 Stunde in die Natur. Auf Feldwegen reitend wechselten sich die Mädels auf ihren Pferden ab, so dass jedes Kind auf jedem Pferd reiten konnte. Mila war stolz wie Bolle und obwohl sie die Jüngste war, machte sie die beste Figur auf den Pferden.

Nur neblig und etwas kühl war es an diesem Vormittag…

Den Rest des Tages verbrachten wir im Haus und trotteten so vor uns hin. Mila und ich dachten uns ein paar Spiele aus und gestalteten diese. Wir nutzten die Waschmaschine zum Wäschewaschen, das Gaskochfeld um ständig und reichlich zu kochen und die Chance eines abendlichen Bades. Christian fand an diesen Tagen ebenfalls einen neuen Freund, Harvey, einen 15 Jahre alten Kater, der mit im Haus lebte und jede Streicheleinheit genoss.

Harvey.

Am Abend überlegten wir wie unsere Reise am kommenden Tag weitergehen sollte. Über couchsurfing suchten wir nach familienfreundlichen Gastgebern. Wir haben uns dazu entschlossen derartige Plattformen vermehrt zu nutzen, da wir so leichter mit „Einheimischen“ in Kontakt treten können. Es geht uns also eher zweitrangig darum eine günstige Schlafgelegenheit zu finden sondern eher darum, nette Leute kennen zu lernen. Wie das Leben so spielt haben wir innerhalb kürzester Zeit das Profil von „Oliver“ gefunden. Ein Mann mit einer 5-jährigen Tochter und einer Frau, welche abseits von Sella in ihrem eigenen Naturparadies leben. Wir schrieben ein paar kurze Nachrichten hin und her und verabredeten uns für den 04.01. auf ein nettes Gespräch, eine Spielgelegenheit für Mila und ggf. für noch mehr gemeinsam zu verbringende Zeit.

Um den Anreiseweg für Mila nicht zu lang zu gestalten, fuhren wir also nach unserem Check-out auf dem Reiterhof nach Villajoyosa. Wir folgten Christians Plan einfach kurz vor dem eigentlichen Ort in einer Seitenstraße abzufahren um dann auf einem abgelegenen Strandabschnitt zu parken/übernachten. Wir bekamen vor Ort von einer Einheimischen den Tipp wo wir mit unserem Fahrzeug stehen könnten und folgten dieser halb englisch halb spanischen Wegbeschreibung. Belohnt wurden wir durch einen wirklich ruhigen und abgelegenen Stellplatz oberhalb der Küste mit super toller Aussicht.

Weg zum Stellplatz. Abenteuerlich 😀

Wir verbrachten den Nachmittag am Steinstrand und genossen die Sonne.

Wieder einmal ein Strand ganz allein für uns.
Einfach mal die Perspektive wechseln!

Und nach einer kleinen Klettertour auf den Berg, konnten wir den Sonnenuntergang genießen.

Und noch ein Lkw-Suchbild! 😀 … Na, wo ist er?

Die letzten Tage in Ulldecona und unser spanisches Silvester (25.-31.12.2019)

Die Tage zwischen Weihnachten und Silvester vergingen in unserem eigenen Trott wie im Flug. Wir blieben an unserem Stellplatz in Ulldecona und fühlten uns dort wirklich gut. Wir waren zufrieden, hatte die benötigte Ruhe und mit Birgitt einen wundervollen Ansprechpartner in allen Fragen und Nöten.

Es ist immer erstaunlich, egal unter welchen „Umständen“ man lebt, stellt sich doch relativ schnell eine gewisse Alltagsroutine ein. So auch bei uns. Unser Wecker klingelte meist so gegen 9Uhr. Die Tage begannen mit dem morgendlichen Streit darüber, wer sich zuerst aus dem warmen Bett in den kalten Wohnraum des Lkws begeben muss um den Campingkocher anzuschmeißen und Kaffee zu kochen. Damit verbunden ist natürlich auch eine Aufzählung aller geleisteter Taten am Vortag um dem Anderen zu zeigen, dass er heute an der Reihe ist. xD

Ist dieser Kampf gefochten, essen wir ein kleines Frühstück an unserem „Esstisch/Bett/Sofa“ und quälen uns aus dem Bett. Mit etwas Glück strahlte uns dann die Sonne entgegen und ermutigte uns unsere Campingstühle im Freien aufzustellen. Danach trottete jeder so vor sich hin. Ich widmete mich dem Aufwasch. Christian streunerte um den Lkw und wartete bzw. reparierte hier und dort ein paar Kleinigkeiten. Mila verzog sich meist auf dem Gelände der Finca und suchte geheime Plätze und Verstecke.

Dann war meist auch schon Zeit für ein Mittagessen. Die Vorbereitung und Zubereitung dauerte meist 1-1,5 Stunden. Campingkocher sei Dank. Aber was soll’s…. immer ans Thema Entschleunigung denken. 😉

Danach spielten wir meist gemeinsam mit Mila etwas, malten und bastelten und suchten Feuerholz. In Zwischenzeit kam Birgitt nach Hause. Gegen 15 Uhr gingen wir zu ihr, hielten einen Plausch und liehen uns einen ihrer Hunde aus. Es folgte ein 1,5 bis 2 Stunden andauernder Spaziergang. Mila war danach meist platt und brauchte erstmal einen Film zum Ausruhen und Runterkommen. In der Zwischenzeit konnten wir das Abendessen vor- und zubereiten. Wir aßen dann gemeinsam auf unserem „Esstisch/Bett/Sofa“ und der Tag endete mit diversen Spielen (oftmals Lego) und/oder einem Film. Auf Wunsch von Mila machten wir außerdem zwei Mal ein Lagerfeuer. Feuerholz mussten wir selbst suchen und Christian sägte wie ein Mann um die riesigen Stämme in kleiner händelbare Teile zu bekommen. Ergebnis: das Feuer war toll! Inklusive Stockbrot und Folienkartoffeln bzw. (vegane) Burger vom Feuer genossen wir die Lagerfeuerromantik und Mila ist nun Profi im Feuerholzauflegen.

So vergingen auch die Tage bis zum 31.12.19. Nach den Weihnachtsfeiertagen machten wir uns Gedanken wann und wie unsere Reise weitergehen sollte. Wir schauten über airbnb nach möglichen passenden Zwischenstopps. Christian fand eine Unterkunft bei einem privat geführten Reiterhof in der Nähe von Barranco de Torrosella. Wir buchten erstmal für 2 Nächte, mit der Option länger bleiben zu können. Mal sehen, inwieweit wir den Reiterhof mit nutzen können. So richtig ging dies aus der Beschreibung nicht hervor, weshalb wir gespannt sind. Wir entschieden uns dann vom 31.12.2019 zum 01.01.2020 ein Hotelzimmer zu buchen.

Mila ist froh und stolz über ihr eigenes Hochbett.

Zum einen können wir so die lange Strecke zur nächsten Unterkunft teilen, zum anderen können wir endlich mal wieder duschen! Wir checkten in ein ibis.Hotel Nähe Valencia ein und duschten…und duschten… und duschten… und waren wieder frisch! 😀 Endlich. Wir nahmen uns unser Essen mit auf das Zimmer, schauten mal wieder ein bisschen deutsches TV und videotelefonierten mit Familie und Freunden. Den Abend verbrachten wir bei einem Glas spanischen Cidre. Vom eigentlichen Silvester bekamen wir nur durch das Fernsehen etwas mit. Silvester wird in Spanien wohl weniger gefeiert. Uns soll es recht sein… wir sind alt und können sowieso nicht mehr so lange aufbleiben! xD

Aber dennoch…einen guten Rutsch euch allen und einen schönen Start ins Jahr 2020!!

 

Ulldecona und der Strand von L’Eucaliptus (22.-24.12.19)

Die Nacht vom 21. zum 22.12. glich einer Bootsfahrt. Während zwei der drei Passagiere selig ruhig ihrem Bedürfnis nach Nachtschlaf nachgingen brachte ich kein Auge zu. Laut Wetterbericht trafen Windböen von rund 63km/h auf uns. Eigentlich nichts Besonderes, zumal in dieser Region vor ein paar Tagen auch schon Böen von 130km/h vorkamen. Wir stehen jedoch gerade auf freiem Gelände und unser Lkw schaukelt also von jeder Böe getrieben, von rechts nach links. Der Wellengang bei einer Bootsfahrt kommt diesem Schauspiel recht nahe. Akustisch kamen noch säuselnd-dröhnende Windklänge, Kettengerassel oder klapperndes Blech hinzu. Ich konnte nicht begreifen wie die beiden anderen, nach 5 Minuten Einschlafphase, tief und fest schlafend neben mir lagen…. Ich konnte in dieser Nacht jedenfalls höchstens 3 Stunden schlafen.

Der 22.12. war daraufhin auch wenig ereignisreich. Wir trieben so durch den Alltag. Kaffeekochen auf dem Campingkocher, Abwaschen in einer Schüssel im Freien, mit Mila Spielen, dann schon wieder Mittagessen kochen. Unglaublich wie lange das alles dauert, wenn man so lebt wie wir…. Zuhause schmeißt man das Geschirr in den Spüler- fertig. Bis auf meine Oma kenne ich niemanden der gleich nach der Mahlzeit das Geschirr mit der Hand aufwäscht. 🙂 Mittagessen kochen per Gas- oder Dieselkocher; da dauert das Nudelwasser erwärmen schon mal 15Minuten, ohne Nudeln… aber wir haben ja Zeit! Wir wollten uns ja entschleunigen. Wir lassen uns also bewusst Zeit bei all diesen Tätigkeiten und ja, das entstresst und so ein Abwasch im Freien kann sehr meditativ sein! 😉

Höhepunkt des Tages war wieder ein Hunde-Spaziergang, diesmal mit Lotte.

Wir liefen vorbei an Olivenbäumen, wildem Fenchel sowie Rosmarin und Thymian. Wir nahmen noch ein bisschen von allem mit und verkochten es später.

Am 23.12. machten wir einen Ausflug zum Strand nach L’Eucaliptus. Wir mussten sowieso mal wieder einkaufen gehen und der Supermarkt war auf halber Strecke. Am Strand war es wundervoll!

Wetter, Laune und körperlicher Zustand passten, nichts stand einem entspannten Tag am Meer entgegen. Schon der Weg zum Strand führte vorbei an riesigen gefluteten Feldern, auf denen – ohne Witz – u.a. Reis angebaut wird.

Reisfelder

Das in Spanien (Katalonien) Reis angebaut wird, war mir völlig neu… aber klar, wer viel Paella isst. Irgendwo muss der Reis ja herkommen (ha ha).

Wir parkten neben der letzten verlassenen Hotelanlage kurz vor dem Strand und liefen die paar Meter bis wir kurz vor dem eigentlich Strand zum Stehen kamen. Wasser, überall knöchelhohes Wasser… und kein anderer Weg führte im Trockenen weiter.

Der eigentliche Strand ist gaaaaanz da hinten …

Also…Schuhe aus und los ging es. (ein Video dazu gibt’s bald  im Bereich von Mila!)

Nach der Überquerung wurden wir von einem kilometerlangen, menschenleeren Sandstrand belohnt, welcher voll mit den schönsten Muscheln war.

Nachdem wir ausgiebig das „Spring über die Wellen-Spiel“ mit Mila gespielt haben, suchten wir Muscheln und liefen am Strand entlang. Sogar ich konnte mich dazu hinreißen lassen mich meiner Hose zu entledigen und im Wasser „zu plantschen“. Super schön war’s!

Zu oft haben wir bereits gehört (oder selbst gedacht) „wir sind zur falschen Jahreszeit hier“… in diesem Moment dachte ich: „Wir sind genau hier, jetzt, genau richtig!“ Kein Mensch weit und breit. Ich möchte nicht wissen wie dieser tolle Strand im Sommer aussieht. Von den Mücken und Mosquitos, die durch die Reisfelder angezogen werden, mal abgesehen…

Nach ein paar Stunden Aufenthalt ging es über El Poble Nou del Delta zurück. Wir fuhren über super enge Straßen, an denen gerade so 2 Autos aneinander vorbei passten. In einer Situation mussten wir dann doch an einem LKW vorbei, was schweißtreibende Milimeterarbeit im Schneckentempo für Christian bedeutete. Wir hatten Glück und konnten kurz darauf noch eine Kolonie wilder Flamingos beobachten.

Wilde Flamingos

Jetzt hätte sich Christian ein Teleobjektiv gewünscht… Dann wollten wir eigentlich auf dem Rückweg die groß angepriesene weltbeste Paella essen. Doch leider gab es im Restaurant erst ab 20 Uhr warme Speisen. Wir hätten 2,5 h warten müssen, das war dann zum Leidwesen von Christian, doch zu lange. Wir fuhren in der Dämmerung zurück und wieder vorbei an den Reisfeldern. Verfuhren wir uns noch eins zwei Mal und kamen müde und erschöpft an unserem Stellplatz an.

Weihnachten bei Sonne und 20°C. So haben wir uns das gewünscht, konnten es uns aber nicht vorstellen. Der Tag zeichnete sich durch Ausschlafen, viel gemeinsames Basteln und Spielen aus.

Mittagessen, wie immer im Freien 🙂

Am Nachmittag machten wir wieder einmal einen Hunde-Spaziergang. Diesmal mit Hund Nummer 3, Leni.

Ein sehr rennfreudiges aber total sensibles Exemplar eines Hundes. Wir joggten und rannten – immer auf der Suche nach Orangenbäumen, welche wir auf unserem gestrigen Weg von weitem sehen konnten. Leider haben wir diesmal keine gefunden. Am Abend skypten wir noch mit unseren Familien und ließen den Tag bei einem spanischen Wein und einem kleinen Ständchen ausklingen. Ho ho ho…

(Wer noch mehr lesen möchte, kann sich das Fazit zu unserem „Weihnachten in der Ferne“ durchlesen! Viel Spaß.)

Frohe Weihnachten – unser Fazit

Wir wünschen allen Freunden und Verwandten ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest!!

Unser Fazit „Weihnachten in der Ferne“

Wir wurden in den letzten Tagen von vielen Menschen gefragt wie wir Weihnachten verbringen. Ich antwortete dann immer: „Bei uns fällt Weihnachten dieses Jahr aus!“.

Weihnachtsstimmung kam bei uns in den letzten Wochen ehrlich gesagt überhaupt nicht auf. Die Advente haben wir „verschlafen“, zumal uns nach und nach jegliches Gefühl für die einzelnen Wochentage abhandengekommen ist. Das tolle sonnige Wetter ließ kaum erahnen, dass eigentlich Winterzeit ist und damit Weihnachten vor der Tür steht und so vergingen die vorweihnachtlichen Tage wie im Flug. Plötzlich war er also da, der 24. Dezember.

Wir schliefen aus, bastelten den ganzen Vormittag miteinander, kochten und aßen gemeinsam. Wir waren den ganzen Tag draußen.

Mit Mila besprachen wir einige Tage zuvor wie ihre Vorstellungen zu unserem besonderen Weihnachten dieses Jahr waren. Sie wünschte sich gebastelte Deko (Papierschneeflocken und einen gemalten Adventskranz) und ein Geschenk. Durch Zufall hatten wir eine Kinderuhr und ein dazugehöriges Uhr-Lern-Buch dabei, also beschlossen wir: das wird Milas Geschenk. Meine Befürchtungen, dass ihre Freude über eine UHR weniger groß sein würde, traten nicht ein. Nach dem Mittagessen packte sie sie mit Freude aus, machte sie sich ans Handgelenk und trug sie den restlichen Tag mit großem Stolz. Gleich wurde vereinbart wie viele Minuten sie nun Fahrrad fahren darf, in wie vielen Minuten wir Karten spielen oder um welche Uhrzeit wir mit dem Hund Gassi gehen. Nach einem Kaffee am Nachmittag beschlossen wir uns wieder einmal einen Hund „auszuleihen“ und einen Spaziergang zu machen. Diesmal war „Leni“ an der Reihe, ein eher lauffreudiger Hund. Bei bestem Wetter und mit bester Laune kehrten wir erschöpft zurück, machten Abendessen, spielten noch etwas und videotelefonierten am Abend mit unseren Lieben.

Als wir später zu dritt im Bett lagen, schaute mich Mila mit einem freudigen Blick an. Auf meine Frage: „Was ist denn los, schlafen wir jetzt oder willst du noch etwas sagen?“, entgegnete sie: „Mama und Papa, heute war ein super schöner Tag. Wir haben so viel erlebt, immer zusammen gespielt und waren immer zusammen. Und eine Uhr habe ich bekommen und mit dem Hund waren wir auch draußen. Das sollten wir immer so machen. Ich liebe euch!“. *Jedem Elternteil wird nun das Herz vor Rührung zerschmelzen!! * 😀

Eine liebe Freundin schrieb dazu diesen passenden Text ein paar Tage zuvor, als ich wieder einmal schrieb „Wir lassen Weihnachten ausfallen“:

„Vieles wird einem zu Weihnachten ja irgendwie aufgedrückt- warum muss man alles toll schmücken, einen Baum haben, Plätzchen und Lebkuchenhaus backen, Geschenke kaufen,… warum denkt man das gehört dazu und man muss das alles haben? Das macht nur Stress! Wichtig ist nichts davon sondern nur die Zeit, die man zusammen genießen kann um füreinander da zu sein…und genau das macht ihr! Also ich glaube ihr feiert gerade jeden Tag Weihnachten. Von wegen das fällt aus.“

Milas „Zusammenfassung“ am Abend zeigte mir genau das. All das stimmt. Es geht nicht um den glorreichen Weihnachtsbraten (wir hatten Couscous und Gemüse an diesem Tag :D), den Baum, die ganzen Süßigkeiten und schon gar nicht um Geschenke. Es geht um Zeit. Gemeinsame Zeit! Also steht auf, greift zum Telefon, verabredet euch mit lieben Menschen und verbringt gemeinsam Zeit!! (Mein persönlicher Appell dieses Jahr.)

Ich hoffe, wir können noch viele Weihnachtsfeste mit genau diesem Gedankengang im Hinterkopf verbringen. Im normalen Alltag sagt man sich diesen Gedanken auch oft und verfällt dann doch dem sinnlosen Geschenkekaufrausch oder der Völlerei beim Essen. Warum?

Wir und Mila brauchen dies derzeit nicht und das stimmt mich zufrieden.

Ruhe und Entspannung in Ulldecona (17.-21.12.19)

In Cambrils übernachteten wir vom 17. zum 18.12. direkt neben einer Appartement-Anlage.

Ein wesentlicher Vorteil unserer antizyklischen Reise ist, dass alles wie ausgestorben ist. Vielleicht ist euch das schon auf den Bildern aufgefallen. Die wurden dahingehend nicht bearbeitet.

Die Strände sind wirklich so gut wie menschenleer.

Die Städte ebenso. In l’Estartit waren schon die ganzen Fenster der Hotel-Anlagen geschlossen und in Cambrils sieht es auch nicht anders aus. Hier sind aktuell vielleicht 3% bewohnt. Das macht uns die Suche nach einem Stellplatz leichter. Ich nehme an, dass wir in der Hauptsaison auf unserem ausgewählten Stellplatz nicht einfach übernachten könnten. Wir hatten jedenfalls eine ruhige Nacht, bei dem Gebäude uns gegenüber war alles komplett dunkel und der Spar Supermarkt hat bis März geschlossen.

Am nächsten Tag (18.12) haben wir noch einmal den Strand besucht und sind auf den Wellenbrechern spazieren gewesen. Naja für Mila war es eher eine Kletterpartie. Ich bin mit ihr schon den Tag davor barfuß bis fast ganz nach vorn gelaufen. Kleines Zitat von Mila kurz nach der Hälfte der Strecke: „Papa, warum machen wir das eigentlich?“.

Es war ihr zwischendurch schon fast zu viel Nervenkitzel. Zwischen den Gesteinsbrocken gab es auch unschöne Vertiefungen, sodass ich Mila immer zum Aufpassen und Entschleunigen aufgefordert habe. Jedenfalls sind wir heute gemeinsam und besohlt bis ganz nach vorne zum Meer gestiefelt. Kleine Pause und Aussicht genießen, dann wieder zurück.

Nochmal am Strand chillen und ein paar Mal mit den Füßen ins Wasser, dann sollte es weitergehen.

Ich hatte am Abend zuvor einen Stellplatz auf dem spanischen Lande gefunden und wir haben direkt den Kontakt herstellen können. Eine kleine Finca, von einer Frau Namens Birgitt (nur echt mit doppel „t“). Ein paar Hunde waren auf einem der Fotos abgebildet. Ansonsten war die Beschreibung nicht sehr detailliert… Ruhe und Natur inklusive Alleinlage. Naja, dass tolle an unserer Art des Reisens ist ja – wir können jederzeit weiterfahren, sollte es doch nicht passen oder wir keine Lust mehr haben. Somit waren wir noch „schnell“ einkaufen (schnell ist bei uns schnell mal eine Stunde – gibt hier aber auch so Vieles zu sehen) und tanken (1,14 der Liter Diesel); dann sollte es zu den angegebenen Koordinaten laut google circa 1 Stunde sein. Wir haben über zwei Stunden gebraucht und mussten ein paar Mal rechts ranfahren, um den Weg zu finden. Das kostet jedes Mal Zeit und Nerven. Es ist aber auch unschön in einem fremden Land zu einer bestimmten Adresse fahren zu müssen. Fahren, Verkehr beobachten, noch kurz die Landschaft genießen, dann plötzlich wie aus dem Nichts ein Kreisverkehr: „ANNE – WELCHE ABFAHRT???“. So läuft das ständig. Je später die Uhrzeit, je unentspannter wird diese Prozedur. Dabei wird es bei der Suche nach einem freien Stellplatz am späteren Abend auch nicht unbedingt entspannter. Oder der Suche nach einem LKW-gerechten Supermarkt mit knurrendem Magen. Das sind die Momente, in denen das Ungeplante, Unplanbare und Unmittelbare anfängt richtig zu nerven. Jedenfalls haben wir den Weg gefunden, wobei wir uns da zwischenzeitlich nicht so sicher waren. Die letzten 300 Meter waren dann noch ziemlich abenteuerlich. Die Straße wurde zu einem Kieselsteinweg, gerade geschätzte 2 Meter breit. Über die fragile Brücke konnte ich mit dem LKW nicht fahren und ohnehin kam uns dort eine große Herde Schafe inklusive Schäfer entgegen. Also nochmal wenden und dann hatten wir den richtigen Weg gefunden. Wobei wir das erst sicher wussten, als wir gegen 17 Uhr von Birgitt, einer hageren, älteren Frau mit kurzem, blonden Haar und ihren vier Hunden (Golden Retriever und Schäferhundmischling) an ihrem Grundstückstor (eher Baustellenzaun) empfangen wurden. Wir haben uns dann mit dem LKW einen schönen Platz gesucht und dann war der Tag im Prinzip auch schon vorbei. Abendbrot, relaxen und Tag ausklingen lassen.

Hier gibt’s das Satellitenbild des Standorts:

https://goo.gl/maps/RHHXeHS1ZLysdYh2A

Kleines technisches Detail am Rande: wir haben hier 4G mit über 50 Mbit, bei sehr gutem Empfang ohne externe Antenne oder so. 🙂

Am 19.12. habe ich mir dann vormittags das Kochfeld vorgenommen. Eigentlich wollten wir ja damit heizen und gerade jetzt, bei relativ milden Nächten (so um die 10-14°C) wäre das sicherlich ausreichend.  Das Kochfeld funktioniert und der Austritt der Abgase ist jetzt nicht gravierend, dennoch würde ich es ohne offenes Fenster nicht betreiben wollen. Außerdem hasse ich es, wenn Dinge nur zu 80% fertig werden. Also habe ich mich mit einem elastischen, hoch temperaturfesten Dichtstoff bewaffnet (aus meiner persönlichen Reiseapotheke) und die undichte Stelle gesucht. Anscheinend ist die Brennkammer nicht richtig dicht. Also alles demontiert, gleich noch gereinigt, verklebt und wieder zusammengebaut. Stunden später: es ist besser geworden, aber nicht richtig dicht. Das Blech ist dünn und scharfkantig und verzieht sich dann durch die Hitze. Die ganze Konstruktion ist schlecht zugänglich, was das Arbeiten zu einer unerträglichen Prozedur machte. Schnittwunden inklusive. Also eine psychische und physische Quälerei. Keine Ahnung wie man das jemals richtig dicht bekommen soll. Während ich also fluchend im Shelter saß, hat Mila gemalt und mit Anne gespielt, die sich zuvor um den Abwasch (im Freien) gekümmert hat… Ich habe dann nach der zweiten Runde erfolglosen Abdichtens aufgegeben. Nicht ohne den Kocher nochmals lautstark zu verfluchen. Keine Ahnung ob ich jemals meinen Frieden mit dem zwangsbelüfteten Kochen und austretenden Dieselabgasen machen werde oder mich nochmals dem Kocher stelle, jedenfalls hat es mir wirklich gereicht. Den restlichen Nachmittag saßen wir bei relativ milden Temperaturen und Sonnenschein draußen, haben den Tag und die frische Luft genossen, bevor wir abends Birgitt bei ihrer Gassi-Runde Gesellschaft leisteten. Mila durfte Lotte führen, eine ältere, ruhige Hundedame (Golden Retriever-Mischling). Das war natürlich ihr Highlight.

Gleich nachdem wir am nächsten Tag (20.12) mit Lego spielen fertig waren, hat Mila ein Bild für Birgitt gemalt.

Das war natürlich eine super Vorlage, um sich für den Nachmittag fürs Gassi-Gehen zu verabreden. Ansonsten haben wir einfach mal etwas ausgespannt und viel mit Mila gespielt. Die letzten Tage waren ziemlich ereignisreich und anstrengend, da kam uns so eine Pause eigentlich ganz gelegen. Generell haben wir uns schon ein paar Mal gefragt, wie lange wir eigentlich hier bleiben wollen… Wir haben schon viele Ideen, was wir noch auf unsere Reise nach Südspanien machen könnten. Aber aktuell gefällt es uns hier ganz gut. Birgitt ist dahingehend ganz entspannt, also haben wir entschieden so lange zu bleiben wie es uns gefällt. Vielleicht fahren wir morgen wieder oder wir bleiben noch 3 Wochen… mal schauen. 🙂

Jedenfalls haben wir bei der abendlichen Gassi-Runde angefragt, ob wir am nächsten Tag nicht einen der Hunde ausleihen könnten. Birgitt war da sehr entspannt und meinte, dass dies problemlos möglich sei. Ganz zur Freude von Mila. Mit den vielen Hunden ist sie doch etwas überfordert, zumal sich diese untereinander gerne halb im Spiel, halb im Ernst balgen. Also haben wir uns für den nächsten Tag vorgenommen einen ausgedehnten Spaziergang mit Emma (Golden Retriever und Milas Lieblingshund) zu machen. Das Wetter am 21.12. war wirklich traumhaft. Strahlender Sonnenschein von Früh bis Abends, bei um die 20°C. Durch die intensive Sonne konnten wir endlich mal unsere Jacken im Schrank lassen und waren den ganzen Nachmittag im T-Shirt unterwegs. Gefühlt war es wie Ende April bei schönstem Wetter in Deutschland. Wie verabredet haben wir Emma gegen 13.30 mitgenommen und waren insgesamt gut 2,5 Stunden mit ihr unterwegs und besuchten ein nahegelegenes Dorf.

Stolze Hundeführerin Mila mit ihrer Emma

Die Landschaft ist sehr eindrucksvoll, vorbei an Olivenbaumplantagen und mediterranen Busch-landschaften. Hier wächst wilder Thymian, Rosmarin, Lavendel und Fenchel usw. und überall hat man einen leicht süßlich würzigen Duft in der Luft.

Mila hat super ausdauernd Emma geführt… nachdem sie ihr beim Gassi-Gehen größtenteils hinterhergelaufen ist, hat sie nach und nach die Führung übernommen (oder es zumindest versucht). Emma ist ein wirklich freundlicher und gutmütiger Hund.

Hier wäre jetzt Platz für ein kurzes Loblied auf den Golden Retriever, aber stattdessen weiter im Text: Ich glaube Mila ist noch nie so viel am Stück gelaufen und das ohne zu knurren (hehe). Nach dem Spaziergang waren wir jedenfalls alle erschöpft, aber gut gelaunt. Kaum zu glauben, dass in drei Tagen Heiligabend ist…