Nach einer eher durchwachsenen Nacht direkt neben einer Großbaustelle (als wäre das nicht schon genug Lärm) und in der Nähe zum Flugplatz Malaga suchten wir am nächsten Morgen einen neuen Stellplatz. Wir stießen auf einen schönen Platz in der Nähe von Marbella. Etwas abgelegen in einem Wäldchen (was in Südspanien Seltenheitswert hat) und in unmittelbarer Nähe zum Strand, hofften wir hier auf etwas mehr Ruhe. Als wir ankamen freute sich Mila direkt über die dort anwesenden (deutschen) Kinder. Wir parkten also gleich gegenüber und kamen nach kurzer Zeit ins Gespräch, während Mila den Kontakt zu den Kindern aufnahm. Anscheinend haben wir einen echten Aussteiger-Platz gefunden, der allerdings in der Woche zuvor geräumt wurde. Vorher hat hier unter anderem eine deutsche Familie (mit 7 Kindern) über ein Jahr im Jute-Zelt gewohnt. Jedenfalls hat Mila mit Marlene (6) und Theo (4) neue Spielkameraden gefunden und wir haben uns mit den Eltern (Peter und Susanne, ein paar Jahre älter als wir) auf Anhieb sehr gut verstanden. Das beliebteste Kennenlernen-Thema der deutschen Reisenden mit bald oder bereits schulpflichtigen Kindern ist natürlich die Schulfrage. Und welch Überraschung – nach den alternativlosen Alternativen von Montril war es super Menschen zu treffen, die „noch auf der Suche nach Antworten“ und nicht schon gefangen von der bzw. ihrer absoluten Wahrheit sind. Und so hatten wir eine pluralistische Diskussion über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Bildungssysteme. Nach zwei netten Tagen und Abenden überlegten wir am Sonntagvormittag wo wir als nächstes unser Lager aufschlagen sollten. Denn am Montagmorgen sollte das Räumungskommando nochmals vorbeikommen, so zumindest lautete die ausgesprochene Drohung der spanischen Autorität. Also sprachen wir nochmals mit Peter und Susanne, wohin sie als nächstes fahren. Sie kannten sich in der Region Südspaniens schon sehr gut aus und so entschieden wir am Nachmittag zusammen zu einem Stellplatz in der Nähe von La Alcaidesa zu fahren. Wir parkten in einer Bucht direkt am Strand.
Hier hatten wir unsere Ruhe, eine tolle Aussicht auf Gibraltar und standen dazu relativ windgeschützt.
Ursprünglich wollten wir ja nach ein bis zwei Tagen weiter nach Algeciras, um die Fähre nach Marokko zu nehmen. Aber das tolle an dieser Art des Reisens ist es, dass man Zeit hat die Gelegenheiten wahrzunehmen und nicht irgendwelchen Plänen ausgeliefert ist. Wir hatten schon nach wenigen Tagen das Gefühl, als wären wir gerade mit guten Freunden im Urlaub. Und so entschieden wir uns den Zeitraum noch etwas auszudehnen und hatten mit Susanne, Peter und ihren Kindern eine super entspannte Zeit. Mit den richtigen Menschen braucht es halt wirklich nicht viel. Mila verstand sich besonders mit Marlene ausgezeichnet, sodass sie Stunden spielend verbrachten.
Malen, Lego, Bude bauen oder einfach nur am Strand, rennend als Pferd verwandelt, spielten sie Tag ein, Tag aus. Jeden Abend saßen wir Eltern dann am Lagerfeuer und tauschten uns aus, während die Kinder zusammen mal bei uns, mal bei ihnen im Wohnmobil Filme schauten. Thematisch wurde es nie langweilig und obwohl wir uns nur so kurz kannten, war diese intensive Zeit wirklich überraschend harmonisch und angenehm. Neben dem tollen Ausflug nach Gibraltar, welchen ich gleich noch detaillierter beschreibe sind es meistens vor allem die kleinen Momente. Für mich persönlich das Toben mit den Kindern, die Kinderdisko mit Milas super lauter Box, bei der wir alle ausgelassen abtanzten (mein Favorit war https://www.youtube.com/watch?v=6vBuMLF28K8) und der von den Kindern initiierte Kuschelzug (eher ein Kuschelmagnet und nur echt, wenn er im Gruppenkuscheln endet :D).
Aber jetzt noch kurz zum Ausflug nach Gibraltar, welcher eine Übernachtung am Hafen (Alcaidesa Marina) vorausging. Wir starteten vormittags und überquerten relativ schnell und problemlos die Grenze nach England. Ein Shuttel-Bus brachte uns direkt zur Drahtseilbahn, ohne dabei großartig auf die Geschwindigkeitsbegrenzung oder andere Verkehrsteilnehmer zu achten. Gibraltar ist wirklich stark bebaut, die Straßen sind ziemlich eng und enorm befahren. Von daher waren wir im Nachhinein sehr froh, nicht mit dem Wohnmobil in die Stadt gefahren zu sein. Die Fahrt mit der Drahtseilbahn war dann schon ein Erlebnis für sich, wobei die Kinder ausgesprochen gelassen mit der Situation umgegangen sind (cooler als so mancher Erwachsene ;D).
Oben angekommen wurden wir direkt von den Affen begrüßt.
Wir haben ja alle unsere Erfahrungen mit den Affen-Freigehegen in Zoos gesammelt und uns schon auf das Schlimmste eingestellt. Also eine Brillenklauende, mit Fäkalien um sich werfende Horde wilder Affen, die ohne Ankündigung auf die Touristen losgeht. Im Internet kann man dann auch noch den ein oder anderen Erfahrungsbericht lesen, welcher ungefähr in dieses Horn bläst. Aber wir wurden so ziemlich vom Gegenteil überrascht. Die Affen waren allesamt sehr entspannt, man konnte sich diesen ohne Probleme auf unter einem Meter nähern, ohne dass sie sich gestört fühlten. Sie lagen rum und sonnten sich oder putzten ihre (genetisch direkten!) Artgenossen. Lediglich die „Kioskaffen“ waren routinierte Eis-am-Stiel-Diebe, die allerdings gezielt jagten und ansonsten eigentlich jeder Konfrontation aus den Weg gingen. Die Kinder waren jedenfalls von den Affen angetan, gefangen in einer Spannung von Furcht, Respekt, Neugier und Freude.
Weitere Highlights, neben der tollen (wenn an diesem Tag auch etwas trüben) Aussicht waren die Hängebrücke, der Skywalk und die Grotte.
Alles in allem haben wir wirklich sehr schöne gemeinsame Tage verbracht und einen super Ausflug nach Gibraltar erlebt. Der Abschied viel uns deshalb umso schwerer – vielen Dank für diese Zeit!
Jetzt freuen wir uns auf neue Eindrücke und starten entspannt in Richtung Marokko.