In Cambrils übernachteten wir vom 17. zum 18.12. direkt neben einer Appartement-Anlage.
Ein wesentlicher Vorteil unserer antizyklischen Reise ist, dass alles wie ausgestorben ist. Vielleicht ist euch das schon auf den Bildern aufgefallen. Die wurden dahingehend nicht bearbeitet.
Die Strände sind wirklich so gut wie menschenleer.
Die Städte ebenso. In l’Estartit waren schon die ganzen Fenster der Hotel-Anlagen geschlossen und in Cambrils sieht es auch nicht anders aus. Hier sind aktuell vielleicht 3% bewohnt. Das macht uns die Suche nach einem Stellplatz leichter. Ich nehme an, dass wir in der Hauptsaison auf unserem ausgewählten Stellplatz nicht einfach übernachten könnten. Wir hatten jedenfalls eine ruhige Nacht, bei dem Gebäude uns gegenüber war alles komplett dunkel und der Spar Supermarkt hat bis März geschlossen.
Am nächsten Tag (18.12) haben wir noch einmal den Strand besucht und sind auf den Wellenbrechern spazieren gewesen. Naja für Mila war es eher eine Kletterpartie. Ich bin mit ihr schon den Tag davor barfuß bis fast ganz nach vorn gelaufen. Kleines Zitat von Mila kurz nach der Hälfte der Strecke: „Papa, warum machen wir das eigentlich?“.
Es war ihr zwischendurch schon fast zu viel Nervenkitzel. Zwischen den Gesteinsbrocken gab es auch unschöne Vertiefungen, sodass ich Mila immer zum Aufpassen und Entschleunigen aufgefordert habe. Jedenfalls sind wir heute gemeinsam und besohlt bis ganz nach vorne zum Meer gestiefelt. Kleine Pause und Aussicht genießen, dann wieder zurück.
Nochmal am Strand chillen und ein paar Mal mit den Füßen ins Wasser, dann sollte es weitergehen.
Ich hatte am Abend zuvor einen Stellplatz auf dem spanischen Lande gefunden und wir haben direkt den Kontakt herstellen können. Eine kleine Finca, von einer Frau Namens Birgitt (nur echt mit doppel „t“). Ein paar Hunde waren auf einem der Fotos abgebildet. Ansonsten war die Beschreibung nicht sehr detailliert… Ruhe und Natur inklusive Alleinlage. Naja, dass tolle an unserer Art des Reisens ist ja – wir können jederzeit weiterfahren, sollte es doch nicht passen oder wir keine Lust mehr haben. Somit waren wir noch „schnell“ einkaufen (schnell ist bei uns schnell mal eine Stunde – gibt hier aber auch so Vieles zu sehen) und tanken (1,14 der Liter Diesel); dann sollte es zu den angegebenen Koordinaten laut google circa 1 Stunde sein. Wir haben über zwei Stunden gebraucht und mussten ein paar Mal rechts ranfahren, um den Weg zu finden. Das kostet jedes Mal Zeit und Nerven. Es ist aber auch unschön in einem fremden Land zu einer bestimmten Adresse fahren zu müssen. Fahren, Verkehr beobachten, noch kurz die Landschaft genießen, dann plötzlich wie aus dem Nichts ein Kreisverkehr: „ANNE – WELCHE ABFAHRT???“. So läuft das ständig. Je später die Uhrzeit, je unentspannter wird diese Prozedur. Dabei wird es bei der Suche nach einem freien Stellplatz am späteren Abend auch nicht unbedingt entspannter. Oder der Suche nach einem LKW-gerechten Supermarkt mit knurrendem Magen. Das sind die Momente, in denen das Ungeplante, Unplanbare und Unmittelbare anfängt richtig zu nerven. Jedenfalls haben wir den Weg gefunden, wobei wir uns da zwischenzeitlich nicht so sicher waren. Die letzten 300 Meter waren dann noch ziemlich abenteuerlich. Die Straße wurde zu einem Kieselsteinweg, gerade geschätzte 2 Meter breit. Über die fragile Brücke konnte ich mit dem LKW nicht fahren und ohnehin kam uns dort eine große Herde Schafe inklusive Schäfer entgegen. Also nochmal wenden und dann hatten wir den richtigen Weg gefunden. Wobei wir das erst sicher wussten, als wir gegen 17 Uhr von Birgitt, einer hageren, älteren Frau mit kurzem, blonden Haar und ihren vier Hunden (Golden Retriever und Schäferhundmischling) an ihrem Grundstückstor (eher Baustellenzaun) empfangen wurden. Wir haben uns dann mit dem LKW einen schönen Platz gesucht und dann war der Tag im Prinzip auch schon vorbei. Abendbrot, relaxen und Tag ausklingen lassen.
Hier gibt’s das Satellitenbild des Standorts:
https://goo.gl/maps/RHHXeHS1ZLysdYh2A
Kleines technisches Detail am Rande: wir haben hier 4G mit über 50 Mbit, bei sehr gutem Empfang ohne externe Antenne oder so. 🙂
Am 19.12. habe ich mir dann vormittags das Kochfeld vorgenommen. Eigentlich wollten wir ja damit heizen und gerade jetzt, bei relativ milden Nächten (so um die 10-14°C) wäre das sicherlich ausreichend. Das Kochfeld funktioniert und der Austritt der Abgase ist jetzt nicht gravierend, dennoch würde ich es ohne offenes Fenster nicht betreiben wollen. Außerdem hasse ich es, wenn Dinge nur zu 80% fertig werden. Also habe ich mich mit einem elastischen, hoch temperaturfesten Dichtstoff bewaffnet (aus meiner persönlichen Reiseapotheke) und die undichte Stelle gesucht. Anscheinend ist die Brennkammer nicht richtig dicht. Also alles demontiert, gleich noch gereinigt, verklebt und wieder zusammengebaut. Stunden später: es ist besser geworden, aber nicht richtig dicht. Das Blech ist dünn und scharfkantig und verzieht sich dann durch die Hitze. Die ganze Konstruktion ist schlecht zugänglich, was das Arbeiten zu einer unerträglichen Prozedur machte. Schnittwunden inklusive. Also eine psychische und physische Quälerei. Keine Ahnung wie man das jemals richtig dicht bekommen soll. Während ich also fluchend im Shelter saß, hat Mila gemalt und mit Anne gespielt, die sich zuvor um den Abwasch (im Freien) gekümmert hat… Ich habe dann nach der zweiten Runde erfolglosen Abdichtens aufgegeben. Nicht ohne den Kocher nochmals lautstark zu verfluchen. Keine Ahnung ob ich jemals meinen Frieden mit dem zwangsbelüfteten Kochen und austretenden Dieselabgasen machen werde oder mich nochmals dem Kocher stelle, jedenfalls hat es mir wirklich gereicht. Den restlichen Nachmittag saßen wir bei relativ milden Temperaturen und Sonnenschein draußen, haben den Tag und die frische Luft genossen, bevor wir abends Birgitt bei ihrer Gassi-Runde Gesellschaft leisteten. Mila durfte Lotte führen, eine ältere, ruhige Hundedame (Golden Retriever-Mischling). Das war natürlich ihr Highlight.
Gleich nachdem wir am nächsten Tag (20.12) mit Lego spielen fertig waren, hat Mila ein Bild für Birgitt gemalt.
Das war natürlich eine super Vorlage, um sich für den Nachmittag fürs Gassi-Gehen zu verabreden. Ansonsten haben wir einfach mal etwas ausgespannt und viel mit Mila gespielt. Die letzten Tage waren ziemlich ereignisreich und anstrengend, da kam uns so eine Pause eigentlich ganz gelegen. Generell haben wir uns schon ein paar Mal gefragt, wie lange wir eigentlich hier bleiben wollen… Wir haben schon viele Ideen, was wir noch auf unsere Reise nach Südspanien machen könnten. Aber aktuell gefällt es uns hier ganz gut. Birgitt ist dahingehend ganz entspannt, also haben wir entschieden so lange zu bleiben wie es uns gefällt. Vielleicht fahren wir morgen wieder oder wir bleiben noch 3 Wochen… mal schauen. 🙂
Jedenfalls haben wir bei der abendlichen Gassi-Runde angefragt, ob wir am nächsten Tag nicht einen der Hunde ausleihen könnten. Birgitt war da sehr entspannt und meinte, dass dies problemlos möglich sei. Ganz zur Freude von Mila. Mit den vielen Hunden ist sie doch etwas überfordert, zumal sich diese untereinander gerne halb im Spiel, halb im Ernst balgen. Also haben wir uns für den nächsten Tag vorgenommen einen ausgedehnten Spaziergang mit Emma (Golden Retriever und Milas Lieblingshund) zu machen. Das Wetter am 21.12. war wirklich traumhaft. Strahlender Sonnenschein von Früh bis Abends, bei um die 20°C. Durch die intensive Sonne konnten wir endlich mal unsere Jacken im Schrank lassen und waren den ganzen Nachmittag im T-Shirt unterwegs. Gefühlt war es wie Ende April bei schönstem Wetter in Deutschland. Wie verabredet haben wir Emma gegen 13.30 mitgenommen und waren insgesamt gut 2,5 Stunden mit ihr unterwegs und besuchten ein nahegelegenes Dorf.
Die Landschaft ist sehr eindrucksvoll, vorbei an Olivenbaumplantagen und mediterranen Busch-landschaften. Hier wächst wilder Thymian, Rosmarin, Lavendel und Fenchel usw. und überall hat man einen leicht süßlich würzigen Duft in der Luft.
Mila hat super ausdauernd Emma geführt… nachdem sie ihr beim Gassi-Gehen größtenteils hinterhergelaufen ist, hat sie nach und nach die Führung übernommen (oder es zumindest versucht). Emma ist ein wirklich freundlicher und gutmütiger Hund.
Hier wäre jetzt Platz für ein kurzes Loblied auf den Golden Retriever, aber stattdessen weiter im Text: Ich glaube Mila ist noch nie so viel am Stück gelaufen und das ohne zu knurren (hehe). Nach dem Spaziergang waren wir jedenfalls alle erschöpft, aber gut gelaunt. Kaum zu glauben, dass in drei Tagen Heiligabend ist…