Pleiten-Pech und Pannen Teil 1 (05.-06.12.2019)

Am 05.12.19 startete unsere Reise nach anderthalb Wochen Zwischenaufenthalt in Saalfeld. Einige Reparaturen konnten nicht abgeschlossen werden aber der Entdeckerdrang siegte und wir wollten starten. Zugegeben dieses Verlangen auch mit „Mängeln“ loszufahren, war bei mir größer als bei Christian (dem Perfektionisten).

Christian dazu: Mit meiner Kündigung war ja klar, dass es jetzt kein Zurück mehr gibt. Eigentlich hatte ich mir den Start unserer Weltreise nicht so vorgestellt. Es sollte Sommer sein, das Fahrzeug komplett durchgewartet, am besten total restauriert und der Ausbau hochwertigst abgeschlossen. Am besten noch davor ein paar Wochen Probe-Urlaub mit dem Fahrzeug gemacht. Doch die Zeit ist einfach nur verflogen. Urlaub ging für Führerschein, Hochzeit und so weiter drauf. Neben der Arbeits- und Familienzeit blieben unter der Woche vielleicht mal 1-2 Stunden, um was am LKW zu machen. Insgesamt hat die Hochzeit ein Haufen Freizeit gekostet, was ich echt unterschätzt habe. Es war klar, dass es so nichts wird. Ohne genügend Freizeit und eine ausgedehnte Zeit, in der wir das Fahrzeug mit Ausbau erproben können wird wohl nichts aus unserer Reise. Außerdem hatte ich immer eine Passage im Kopf, welche ich vor längerer Zeit mal in einem Blog gelesen habe:

Das schwierigste ist los zu fahren.

Also Kündigung einreichen, Wohnung auflösen, Behördenkram erledigen, Fahrzeug fertig machen, Ausbau ausbauen und dazu immer ganz viel im Internet nachlesen und am aller, aller wichtigsten: ja immer an alles denken!!! Ich bekomme jetzt noch Kopfschmerzen von all dem Kram, welchen wir in kurzer Zeit parallel erledigen wollten. Und das alles auch noch freiwillig! Eine Sache welche ich jedenfalls unterschätzt habe: wie schwer es doch ist los zu lassen. Vom gut bezahlten Job, der warmen Wohnung und dem schönen Interieur. Die ganzen tollen Sicherheiten, Bequemlichkeiten und Annehmlichkeiten. Naja Anne hat darüber ja schon einen tollen Text geschrieben und ich will eure Zeit nicht mit einer überlangen Christian-Passage zu sehr beanspruchen. Also weiter geht’s mit Annes Text:

Ein Mangel ist das kaputte Kochfeld, welches wir zum Kochen und Heizen benutzen wollten. Ab und an springt es nicht richtig an und schaltet sich nach der Hochheizphase ab. Danach ist erst einmal 10 Minuten Wartezeit angesagt, in der es sich nicht anschalten lässt. Zudem stellten wir kurz vor Abfahrt fest, dass es nicht 100% dicht ist und so müssen wir während der Benutzung vorsichtshalber lüften… alternativ und vorausschauend haben wir jedoch einen Campingkocher und mehrere Gaskartuschen mitgenommen, welcher bisher gute Dienste leistet.

Aber nun erst einmal alles zurück auf Anfang. Unsere Reise begann gegen 13:30 Uhr in Saalfeld. Über die Landstraße ging es nach Kronach, weiter nach Schweinfurt und von da ab über die Autobahn nach Würzburg. Rund um Würzburg stellte ein Stau von 30 Min. „stopp and go“ Christians Oberschenkelmuskulatur auf die Probe. Beim ersten Tanken auf unserer Strecke stellt Christian ein merkwürdiges Zischen unter dem Lkw fest. Christians Vermutung: ein undichtes Druckluftventil. Auswirkungen: geht zu viel Luft raus, funktioniert die Bremse nicht. o.o    … kacke … nach einem kurzen Nervenzusammenbruch meinerseits beschlossen wir dennoch weiterzufahren und am morgigen Tag eine Werkstatt aufzusuchen.

Christian dazu: ich hatte ständig alle Anzeigen im Auge und noch am Morgen vor der Abfahrt alle Öl-Stände kontrolliert und das Fahrzeug nochmal intensiv durchgeschaut. Die Monate zuvor war ich in zwei Werkstätten in denen ich das Fahrzeug durchchecken lassen habe. Er verliert überall etwas Öl und ist auch sonst nicht mehr der Neuste. Wir sind mit einem alten Laster unterwegs und die Garantie ist wahrscheinlich 1977 abgelaufen. Es gibt viele Stellen, die altersbedingt irgendwann Probleme machen könnten. Das es nur ein paar Stunden dauert hätte ich nicht gedacht. Es war jetzt auch nicht so ein leises säuseln, sondern schon ordentlich. Trotzdem war der Druckluftverlust nicht kritisch.

Wir fuhren noch ein Stück auf der Landstraße in Richtung Heilbronn. Aufgrund der mittlerweile eingekehrten Dunkelheit beschlossen wir auf einem kleinen Parkplatz am Wald zu übernachten. Fazit der Nacht – kalt, kalt, unglaublich kalt (definitiv – °C) und von innen gefrorene Scheiben!!  -.-

soooo…kalt!!!

Naja wir haben es überlebt aber schön ist anders…

Christian dazu: also unsere Bettdecken sind ja super warm und wir haben ein schönes Schurwolle-Überbett. Insofern war es nachts nicht das Problem. Frühs ist es schon eine andere Nummer. So in Schlafsachen aus dem kuschlig warmen Bett direkt in einen Kühlschrank zu steigen. Dazu noch die ganze kondensierte Feuchtigkeit… unser Mobil ist einfach nicht gemacht für diese Jahreszeit. Wir haben natürlich direkt den Ofen angeheizt, aber der brauchte bestimmt eine Stunde, ehe es so halbwegs überschlagen war. So eine schöne Zentralheizung ist schon eine tolle Erfindung.

Nach einem Frühstück beschlossen wir weiterzufahren. Auf der Landstraße geht es in Richtung Karlsruhe. Nachdem wir eine MAN Werkstatt in Heilbronn nicht gefunden und uns reichlich verfahren haben, beschlossen wir weiterzufahren und auf eine kleine dörflich gelegene Werkstatt entlang der B293 zu hoffen…und der Plan ging endlich mal auf! 50€ sind wir losgeworden und haben dafür nun ein neues Ventil erhalten… übrigens liegt die Vermutung nahe, dass der kurz zuvor durchgeführte TÜV das Ventil bei der Überprüfung der Druckluftanlage beschädigt hat. L  Nach unserem Werkstattbesuch geht’s auf die A5 bis Emmendingen auf einen kostenlosen Stellplatz. In Baden-Baden gönnen wir uns an einem Autohof einen Besuch im Restaurant zur goldenen Möve und einen Besuch der Sanitäranlagen für 1,40€. Als Mila und ich von den sanitären Einrichtungen zurückkamen, befand sich Christian bereits in einer hitzigen Diskussion mit einer imposant gekleideten Frau Mitte 50. Grundessenz des Gesprächs, wieder einmal die bösen, bösen Ausländer. Schon irgendwie lustig. Christian zieht so etwas magisch an. Aber man muss fair bleiben auch wenn das Weltbild der Frau etwas veraltet und verbittert wirkte, sie war nett und wünschte uns einen schönen Urlaub in Spanien  – wobei, also ihre Freundin wurde in Spanien ganz schlecht behandelt … – J naja…

Christian dazu: das fängt ja immer harmlos an… „Wo fahrt ihr denn hin?“ … wenig später meinte ich, dass wir in Thüringen starteten. Darauf kam direkt die Reaktion: „Bald müssen wir alle dorthin flüchten!!“ Ich dachte irgendwie zuerst an den Klimawandel… warum auch immer. Vielleicht weil sie mir erst nicht so rüberkam… Aber die gute Frau sagte direkt zwei Sätze später „wegen den Ausländern natürlich“. Ich verschone euch mit dem Rest des Gesprächs… interessant war aber, dass ich sie das eine oder andere Mal echt in Luftnot gebracht habe. 😉

Mila stürzte sich währenddessen auf das Mini-Spielparadies. Schnell fand sie 2 andere Mädels, trat in Kontakt und spielte freudig. Nach einer langen Pause ging es weiter nach Emmendingen. Und da dieser Tag noch zu gut lief, fuhren wir uns 10m vor dem Stellplatz auf einer matschig nassen Wiese fest. Nix ging mehr. Der Lkw stand wo er stand. Die Differentialsperren brachten uns auch nicht mehr zurück auf die Straße. Ein freundlicher Mann mit Zahnbürste im Mund erklärte uns, dass er uns nicht helfen kann, es einem anderen Mann vorhin aber auch schon so erging. Also bewaffnete sich Christian mit einem Spaten und checkte die Lage. Schon nach wenigen Metern waren seine Schuhsohlen mit einer dicken Schlammschicht überzogen, als würde man über ein frisch gepflügtes Feld nach einem Regenschauer spazieren. Das Profil der Reifen war komplett mit Schlamm zugesetzt. Jedes Rad wurde etwas frei geschaufelt und dann ein Versuch – zurücksetzen – frei! Jetzt noch korrekt parken und über dieses Missgeschick lachen.

Christian dazu: es war stockdunkel und der eigentliche Zugangsweg war mit einem Durchfahrt-Verboten-Schild versehen. Ich dachte die Wiese würde zum Parkplatz gehören, weil sie anscheinend mit frischer Erde gedüngt wurde. Auf dem Parkplatz standen schon 3 Mobile, weshalb ich schön langsam und leise die letzten Meter nehmen wollte. Die Wiese war annähernd eben, nur eine minimale Steigung. Die hat schon ausgereicht und ich merkte, wie die Räder nicht mehr greifen. Ein echt ekliges Gefühl, wenn man mit so einem 7 Tonnen-Ungetüm plötzlich ungewollt zum Stehen kommt. Nach kurzer Realisierung der Lage: Differentialsperren rein. Rückwärtsgang. Laaangsam kommen lassen. Ich bin ungefähr 2 Meter gekommen, dann war wieder Schluss. Einfach null Traktion. Also nochmal erster Gang rein und versuchen die Karre etwas aufzuschaukeln. Am Ende habe ich mich schon etwas eingegraben, dank des komplett verstopften Profils aber nur wenige Zentimeter. Also ging ich mit der Schaufel ran und habe mir einen Meter Weg freigemacht. War mir zugegeben fast etwas peinlich, mit so einem Monster-Truck auf einer fast ebenen Wiese stecken zu bleiben. Die Arbeit mit der Schaufel hat dann aber zum Glück auch gereicht. Ich habe schon im Vorfeld gelesen, dass „nasse Wiese“ wohl das Schlimmste sei… kann ich jetzt bestätigen. 😉

Das Schlachtfeld…

Meinen ersten Offroad-Einsatz hätte ich mir jedenfalls irgendwie anders vorgestellt. Überhaupt bin ich darauf nur mäßig eingestellt. Wir haben keine Bergegurte und keine Sandbleche. Wenn wir mal ins Gelände gehen, dann mit einem Sozio-Fahrzeug mit entsprechender Ausstattung – so meine Vorstellung. Also geplant und nur durch leichtes Gelände oder Sanddünen. Naja jetzt jedenfalls: Haken dran! 🙂

Übrigens besaß der Stellplatz frei zugängliches W-Lan.  Da war die Freude groß und nach einem ausgiebigen Abendspaziergang inklusive Pferdekuscheln, konnte sogar noch ein Film gestreamt werden.

Die letzten Tage in Deutschland


🥳🥳🥳 Erster Blogbeitrag !! 🥳🥳🥳

(23.9. – 29.09. 2019)

Diese Woche war zukunftsweisend. Wir gaben wichtige Kündigungen ab und das gleich drei Mal.

Christian kündigte mit einem lachenden und einem weinenden Auge seine Arbeitsstelle, in der er nun rund 6 Jahre tätig war.

<< Wir geben finanzielle Sicherheit auf und erhalten Unabhängigkeit.

Die Kündigung von Milas Kitaplatz stand ebenso an. Aktuell sieht Mila das ganz locker. Sie war nie das „Kitakind“, ist gerne mit uns zu Hause und allein ihrem Verlangen nach morgendlichem Ausschlafen kommt sie liebend gerne nach.

<< Wir geben unseren elterlichen Freiraum auf und erhalten dafür ein

    selbstbestimmtes Kind.

Auch die Wohnung kündigten wir nun ganz offiziell. Auch hier sind wir innerlich zerrissen. Unsere Wohnung ist schön- sie ist riesig, gemütlich und Mila hat hier 4 ihrer 5 Lebensjahre verbracht. Wir haben Freundschaften geschlossen und das Dorfleben hat seine Vorteile, besonders mit einem Kleinkind. Doch wir haben auch das Gefühl hier irgendwie rausgewachsen zu sein. So schön wie alles ist, engt es uns ein; begrenzt an Stellen, an denen wir uns nicht begrenzen lassen wollen.

<< Wir geben (häusliche) Sicherheit und Heimatgefühl auf und erhalten

    Ungebundenheit und Freiheit.

Was sich einfach anhört und schnell erledigt ist, erfordert Mut. Mut…. Ich höre in letzter Zeit oft „ihr seid ja mutig…“, aber was heißt das schon? Manchmal und das nicht selten habe ich Angst. Angst zu bereuen, dass wir Freundschaften, Wohlstand und Sicherheit aufgeben und dafür nichts als Unsicherheit und Verlust erhalten.

Aber dann denke ich wieder, was soll schon passieren?

Ich weiß, dass Familie und Freunde bleiben! Wir werden versuchen auf bestmögliche Art in Kontakt zu bleiben und wer weiß, vielleicht „beherbergen“ wir den ein oder anderen auf unserer Reise.  :-p

Ich sehe wie sehr ich das bisher Geschehene bereits brauche. Ich miste aus, trenne mich von Altem, unnötigem Ballast. Ich ziehe Kraft aus der Tatsache bald sehr viel Zeit mit meinem Mann und meiner Tochter zu haben und zu jeder Zeit machen zu können was uns gut tut. Ich finde den Mut alte Strukturen und Denkmuster aufzubrechen und habe Platz für „Neues“- das tut gut!

Diese Woche hörte ich ein Lied mit folgendem Vers – und er stimmt!! 🙂

„Mut heißt nicht, keine Angst zu haben – Mut heißt, dass man trotzdem springt.“ (Sarah Lesch)

… auf bald, Anne