19.01-22.01.
Unser Aufenthalt in Cartagena zeichnete sich in erster Linie durch viel Regen aus. Bedingt durch eine Unwetterwarnung zogen wir uns vom Strand zurück in die Stadt. Und wir hatten Glück! Im Vergleich zu anderen Teilen Spaniens, in denen es meterhohe Wellen, Überschwemmungen und sogar Todesopfer gab, hatten wir keinen Sturm sondern nur den Starkregen zu ertragen.
Hier gibt es einen kurzen Beitrag zum Sturmtief „Gloria“ und den Folgen:
Ich, die schon beim Gedanken an Sturmböen von 120 km/h in Ohnmacht fiel, war jedenfalls erleichtert.
Wir verbrachten einige Stunden im LKW, spielten Karten, malten und vertrieben uns die Zeit mit Hörbüchern und Filmen. Die Regenpause am nächsten Tag nutzen wir um uns die Altstadt Cartagenas anzuschauen. Nach ca. 40 Minuten Fußweg waren wir dort. Je näher wir in Richtung Zentrum kamen, desto sauberer wurden die Straßen, desto moderner (und teurer?) wurden die Häuser und desto angenehmer die Atmosphäre.
(Ein Fakt der mir gleich an unserem Stellplatz auffiel und mich störte war, die große „Vermüllung“ der Umgebung. Glasflaschen, Schuhe, Toilettenbecken, allerhand Plastik, usw. – es lag überall und keinen schien es so richtig zu stören. Ich fühlte mich jedenfalls nicht richtig wohl.)
Vorbei am Militärstützpunkt (der inmitten der Stadt lag), dem Museum für Schiffsbau und dem Hafen streiften wir weiter entlang der „kleinen“ Altstadtgässchen bis wir von einem „Ich hab Huuuunger!!!“ überrascht wurden. Also machten wir den Fehler und besuchten das erstbeste Restaurant der Touristenmeile und bestellten. Eine Paella, Calamari und für Mila eine „Kinderpizza“ (Menü aus: Minipizza, Pommes und Salat). Währenddessen wir auf unser Essen warteten und auch während des Essens kamen 5 Menschen an unseren Tisch, die uns Anhänger, Schmuck, Dekokram und allerhand unnützes Zeug verkaufen wollten. Wir schärften Mila ein, dass sie auf keinen Fall interessiert gucken soll und auch bloß nichts anderes außer „No“ sagen solle. ;D Und es wirkte, zum Glück. Naja, war eben eine typische Touristenstraße. Das Essen war ebenso wenig (positiv) überraschend. Lauwarme Speisen, mehr TK als frisch und für die Portionsgröße überteuert. Aber man lernt ja aus Fehlern und das nächste Mal werden wir sicherlich nicht gleich unserem Magen nachgehen, sondern vielleicht noch ein paar Schritte mehr laufen um nicht in die Touristenfalle zu treten. 🙂
Mehr Sightseeing war an diesem Tag nicht möglich, der Regen war wieder einmal unausweichlich und wir kehrten zurück zum LKW. Am nächsten Tag war es soweit, der Regenblues packte mich. Ich lag leicht depressiv im LKW, wollte weder mit Mila spielen, noch aufstehen und so übernahm Christian dankender Weise Mila UND das Wäsche waschen. Eine fast tagesfüllende Aufgabe. Sie schnappten sich Gummistiefel und Regenschirm und besuchten noch einmal das verlassene Einkaufscenter. Es stellte sich heraus, dass neben der Pizzeria mit dem Kinderspieleland auch noch ein (!) weiteres Geschäft im Center existiert. Ein Wäschesalon. Also nutzen wir die Gelegenheit und wuschen 2x 9kg- Maschinen + 2x Trockner für überteuerte 18€. Was soll der Geiz, die Wäsche war sauber, warm und wir zufrieden! Für Milas Zufriedenheit gab es nochmal gute 1 ½ Stunden Indoor-Spielplatzvergnügen (3 €) und ein Eis, während Christian sich mit zwei Kaffee irgendwie die Zeit vertrieb. In unserer weiteren Reiseplanung beschlossen wir unser Glück dann noch einmal über couchsurfing zu suchen. Wir fanden Marc, einen Spanier mit 4-jähriger Tochter aus Almeria. Wir schrieben ein paar Nachrichten und verabredeten uns für Samstag (25.01.) zum gemeinsamen Essen und Spielen für die Mädels. Es war also klar, es geht weiter … wir entfliehen dem Regen und teilen die rund 200 km in 2 Etappen.
Zudem wuchs unser Verlangen nach einer Dusche. Wir suchten also nach einem Campingplatz auf der Strecke und wurden fündig. Wie so oft, sieht auf den Bildern immer alles schön aus. Ruhige Lage in einer kleinen Stadt. Unweit davon ein Konsum und ein Hallenbad, alles fußläufig zu erreichen. Es klang alles in allem sehr nett, also fuhren wir am 22.01. die rund 110 km nach Vera. Dort angekommen traf uns der Schlag. Ganz Großbritannien und Niederlande musste gerade zu dieser Zeit an diesem Ort sein… natürlich alle in ihren schicken hochglanzpolierten Campingbüsschen…
…und dann kamen wir. Der Regen und der Matsch auf der Strecke hierher taten ihr Übriges und verwandelte unseren zart-beigen LKW in ein matschbraunes Riesenungetüm, das nun nach einem Stellplatz suchte. Der Campingplatz besaß rund 60 Stellplätze. Hierzu muss man wissen, dass der Stellplatz eine große Schotterpiste war, welche durch größere Steine in kleine 3,50 m x 8 m Parzellen eingeteilt war. Eigentlich glich der Platz mehr einem großen Parkplatz, welcher zu unser Erstaunen fast komplett voll war. Wir entschieden uns dennoch, allein aufgrund der Duschmöglichkeit, wenigstens eine Nacht zu bleiben. Schon direkt nach dem Einparken beschwerte sich eine holländische Dame, welche den Stellplatz neben uns hatte, dass wir ihr „die Sonne nehmen würden“. Natürlich werfen die 3,5m Fahrzeughöhe einen entsprechenden Schatten, aber damit muss die Dame jetzt halt klarkommen. Trotzdem kamen wir uns erstmal etwas deplatziert vor. Doch wir entdeckten auch ein uns ähnliches Fahrzeug, allerdings geschätzt rund 80.000 € teurer, mit einem dauergrinsenden und winkenden älteren Ehepaar davor.
Wir richteten uns etwas ein und es dauerte nicht lange als ich bemerkte, dass der Mann des Ehepaares immer wieder grinsend um unseren LKW lief. Er wartete scheinbar auf die Gelegenheit mit uns ins Gespräch zu kommen… Gesagt getan… wir lernten Horst kennen. Einen rüstigen 60+ Bayern, der mit seiner Frau Haus und Hof verkaufte, sich einen 100.000€ Luxus-LKW ausbauen ließ und damit jetzt mehr oder weniger Dauercamper auf diesem Campingplatz ist. Er redete sehr gern und binnen weniger Minuten kannten wir quasi seine Lebensgeschichte, samt Lebenslauf und Qualifikation! 😉 … Aber sympathisch und unterhaltend war er dennoch und so verabredeten wir uns für später auf einen weiteren Monolog, ähm… Dialog xD.
Wir tauschten noch einige fahrzeugtechnische Details aus, besprachen bisherige Reiserouten und besichtigten das Fahrzeug. Alles in allem sehr nett. Es kommt eben manchmal nicht darauf an WO man ist, sondern mit WEM! In den kommenden zwei Tagen auf dem Platz nutzten wir die Duschmöglichkeiten, unterhielten uns viel mit Horst und seiner Frau und besuchten das städtische Hallenbad. An der Kasse ankommen, wurden wir erst einmal über die Badekappenpflicht informiert. Toll! So etwas haben wir natürlich nicht. Glücklicherweise konnten wir uns welche leihen und dadurch doch noch baden gehen. Nach Umkleideraum und Dusche kamen wir also im Bad selbst an. Ernüchterung. Die Decke war einfach mit OSB-Platten (also gröbstes Press-Span) verkleidet. Eigentlich unvorstellbar, denn diese schimmelten natürlich feucht fröhlich vor sich hin. In der Luft war neben dem Chlorduft dadurch dieser typische Geruch nach feuchtem, vermodertem Holz. Daneben waren die gefliesten Wände je nach Konstruktion und was da so hing mit Kalk und Rost verziert. Insgesamt sah es aus unserem Thermen-verwöhnten Blick alles ziemlich runtergekommen und unsaniert aus. Es gab ein großes Becken mit 5 Schwimmbahnen und ein kleines Nichtschwimmerbecken (wobei Mila mit ihren 1,10m trotzdem nicht stehen konnte.) … und da zeigte es sich wieder – unsere negative Erwachsenensicht. Mila betrat das Bad und ihre Augen glänzten. Sie strahlte über das ganze Gesicht… Wasser – wie geil! Schwimmen, jetzt, sofort! Und los ging es. Badekappe auf, Schwimmgurt dran und ab ins Wasser. Sie war einfach glücklich, zufrieden und hatte ihren Spaß. Und auch wir vergaßen mit jeder Minute im warmen Wasser das drum-herum des Bades und genossen einfach die Zeit. So verbrachten wir ca. 2 Stunden. Christian und ich konnten abwechselnd sogar noch eine kleine, sich in der Ecke des Bades befindende, 75°C Sauna benutzen. Natürlich alles ganz anders als bei uns. Saunieren erst ab 16 Jahren, natürlich mit Anziehsachen und bloß nicht länger als 15 Minuten. Da achtet der Bademeister akribisch darauf. Dennoch war es eine schöne, warme Überraschung.
Um für uns den Tag nicht zu voll zu stopfen, beschlossen wir einen Tag eher (am 24.01.) nach Almeria zu fahren. So machten wir den LKW startbereit, kauften ein paar Kleinigkeiten ein und fuhren die rund 90 km nach Almeria.
Wir parkten auf einem riesigen Parkplatz, in der Nähe zu Marcs Wohnung und direkt vor dem „Parque de las Familias“. Dies war ein großer Stadtpark mit vier verschiedenen Spielplätzen, Sportmöglichkeiten, Rasenflächen und Bäumen. Und das Ganze von 8-22 Uhr geöffnet und kostenlos. Super toll!!
(Wir waren die kommenden Tage immer mal wieder im Park, die Fotos sind an verschiedenen Tagen entstanden)
Mila rutschte und hüpfte ohne Ende und wollte dann ganz plötzlich doch zurück zum LKW. Für uns etwas überraschend. Eine Stunde später war uns klar warum. Sie bekam Fieber. Am darauffolgenden Tag, dem Tag an dem wir uns zum Abendessen mit Marc treffen wollten, war glücklicherweise alles wieder ok. Das Fieber war weg, Mila jedoch noch etwas unausgeglichen. Wie es manchmal so läuft, schrieb Marc, dass auch seine Tochter etwas kränkelt und wir unser Treffen lieber auf den kommenden Tag verschieben. An diesem Tag veranstaltet er ein BBQ mit seinen Freunden. Wir verabredeten uns zum „späten“ Frühstück erstmal nur mit Marc und seiner Tochter, um uns etwas kennenzulernen. Marc war sehr offen und kommunikativ. Die Mädels hätten ein paar Startschwierigkeiten, welche nicht zuletzt durch die Sprachbarriere entstanden. Wir versuchten zu vermitteln, doch vorerst entstand eine Art Parallelspiel der beiden. Nach und nach kamen Marcs Freunde. Insgesamt waren es mit uns 7 Erwachsene und 7 Kinder. Das BBQ spielte sich hauptsächlich auf Marcs Dachterrasse ab.
Marcs Freunde waren sehr aufgeschlossen, interessiert und sympathisch. Wir konnten uns auf Englisch über viele verschiedene Themen unterhalten. Mila und die Kinder kamen untereinander mehr oder weniger gut aus. Es gab Phasen in denen alle gemeinsam tobend durch die Wohnung rannten und Mila super glücklich mittendrinnen war. In anderen Momenten saß sie mal für sich und spielte allein. In wieder Anderen wirkte sie verunsichert, demotiviert und traurig.
Hier zeigte sich wie groß der Stellenwert von Kommunikation und Sprachkenntnissen ist. Allen Erwachsenen war dies bewusst und so waren sie stets bemüht Alternativen oder Optionen für Mila zu schaffen. Mehrfach wurde Mila für ihre Situation und wie sie damit umging, von den anderen Erwachsenen anerkannt und bewundert.
Bei jedem unserer bisherigen Einkäufe sind mir stets die riesigen Chipstüten in den Regalen aufgefallen und ich fragte mich, wer wann diese Mengen essen könnte. Hier beim BBQ wurde dieses Rätsel gelöst. Zur Vorspeise wurden Unmengen von Chips auf kleinen Plastetellern gereicht. Da langten alle reichlich zu. Selbst 1-jährige Kinder wurden mit diesen „vollgestopft“. Bis der Grill angeschmissen und das erste Essen fertig war vergingen so die Stunden und es war gegen 14Uhr…die typische spanische Mittagessenszeit. Christians Träume nach gegrilltem Fisch und Meeresgetier wurden enttäuscht. Es gab Fleisch – Würstchen, Rippchen, Steaks, dazu eingelegte Tomaten und Brot sowie diverse Soßen. Die Stimmung war ausgeglichen und entspannend. Ein Sprachgewirr von Spanisch und Englisch wechselte sich minütlich ab und das Wetter lieferte uns den perfekten Sonnentag. Gegen 18:30Uhr waren Milas Kräfte erschöpft und sie wollte zurück zum LKW.
Am darauffolgenden Tag durften wir bei Marc noch Wäsche und uns selbst waschen (duschen). Dieses Angebot nahmen wir natürlich dankend an. Da sein Trocknerprogramm 3 Stunden dauerte, brachte er uns die frische Wäsche am nächsten Morgen sogar noch zum LKW. Diesen konnte er dann gleich noch kurz besichtigen. Im Anschluss bedankten und verabschiedeten wir uns, da uns klar war, dass unsere Reise nun langsam weitergehen sollte. Den Rest des Tages investierte Christian sehr viel Zeit in die Pflege unseres LKWs. Er kontrollierte und befüllte alle Öle und schmierte den LKW ab.
Nach einer weiteren Nacht machten wir uns auf nach Almerimar. Christian suchte über google eine Stellfläche in Strandnähe und neben einem Naturschutzgebiet. Als wir dort ankamen zeigte sich jedoch, dass die google.street-view-Aufnahmen wohl doch schon etwas älter waren. Es gab eine große Stellplatzfläche, mittlerweile war daneben jedoch ein riesen großer Gebäude-und Hotelkomplex entstanden. Am Parkplatzeingang begrüßte uns ein Warnschild, dass das Campen und Übernachten auf diesem Stellplatz verboten und mit rund 100€ bestraft wird. Wir dachten kurz nach, suchten noch zu Fuß nach Alternativen in der näheren Umgebung und parkten dann doch auf dem Stellplatz. No risk, no fun. Und Spaß kostet. 😉 Für zwei Nächte wird schon nichts passieren – und das Glück war auf unserer Seite! Die kommenden zwei Tage verbrachten wir mit Strandspaziergängen und einer Wanderung durchs Naturschutzgebiet.
Auch Mila, welche seit Tagen „ins Restaurant“ gehen wollte, kam endlich auf ihre Kosten. Wir fanden eine kleine Tapasbar. Gegen 14:30 besuchten wir sie und der Laden war recht gut gefühlt. Die Kellner sprachen nur Spanisch und vermittelten uns, dass es gerade eine Menüauswahl aus 3 Gängen, inkl. Salat und Getränk für 11€ pro Person, gibt. Wir beschlossen zu bleiben und bestellten unsere Getränke im gebrochenen Spanisch. Für Mila gab es zu ihrer vollsten Zufriedenheit mal wieder Pommes. Christian und ich wählten unseren zweiten und dritten Gang quasi „blind“ und die Dessertauswahl (vierten Gang) ließ sich dann zumindest vermuten. Es zeigte sich, dass wir eine Art Nudel Carbonara und ein Gazpacho (kalte Gemüsesuppe) sowie panierten Fisch und Minutensteaks, jeweils mit Pommes, bestellt hatten. Eis, Obst und ein Käsekuchen schlossen das Menü. Wir tauschten alles durch, probierten hier und da und waren mit unserem Menü echt zufrieden. Am Ende glänzte Christian noch mit einem „2 cafés americanos con leche y azúcar.“ (2 Kaffee mit Milch und Zucker.) und wir verließen völlig überfressen das Geschäft.
Die Rechnung kommt ja aber bekanntlich zum Schluss…. am Abend überkam mich eine große Welle der Übelkeit, es bedurfte reichlich Selbstbeherrschung nicht das gesamt Menüangebot der Umwelt zurückzugeben. Tee und Magentropfen halfen aber und alles blieb wo es hingehörte! 😉
Am nächsten Tag machten wir uns auf nach Motril, unserem nächsten Etappenziel!
… es bedurfte reichlich Selbstbeherrschung nicht das gesamt Menüangebot der Umwelt zurückzugeben.
Was für eine subtile Formulierung für „kotzen“! ;D
Weiterhin viel Spaß und guten Appetit. 🙂