Nach langem Hin und Her hatten wir uns entschlossen die Riesentour von 390 km (einfache Strecke) auf uns zu nehmen und in die Wüste nach Merzouga zu fahren. Marokko ist landschaftlich sehr abwechslungsreich und wir wollten das vermutlich Eindrucksvollste, die Wüste, nicht verpassen. Wir verbrachten die 390 km auf teils guten, teils schlecht ausgebauten Landstraßen quer durch das Atlas-Gebirge bei durchschnittlich wahrscheinlich eher unter 50 km/h.
Da wir so langsam vorankamen haben wir uns auf dreiviertel der Strecke für eine Übernachtung auf einem Campingplatz entschieden, um am nächsten Tag erholt anzukommen.
Es folgen ein paar Eindrücke der Fahrt…
Und dann war es soweit. Wir kamen in der Wüste Erg Chebbi an. Wir standen frei an einem Platz direkt zwischen zwei Dünen. Keine Menschenseele weit und breit.
Wir zogen unsere Schuhe aus und bestiegen sofort die ersten Dünen. Super weicher, körperwarmer Sand strich uns um die Zehen. Wer noch nie in der Wüste war und sich jetzt fragt, was (außer der beeindruckenden Farbe des Sandes) daran so besonders ist, dem spendieren wir hier folgend noch eine zusätzliche Beschreibung. Es ist einfach ein Erlebnis sich in einer eigentlich so lebensfeindlichen Umgebung zu bewegen. Die Luft war extrem trocken, denn es hat dort über 2 Jahre nicht geregnet. Die Lufttemperatur bewegte sich bis circa 25°C, aber die Sonne war extrem heiß, sodass es uns zeitweise wirklich sehr viel wärmer vorkam. Teilweise heizte das den Sand so sehr auf, dass man ihn Barfuß nicht mehr begehen konnte. Erg Chebbi sieht ansonsten von weitem relativ übersichtlich aus. Es liegt da wie ein großes Softeis mitten in der sonst trostlosen Landschaft. Das Zentrum bilden riesige Sanddünen, welche bis circa 150 Meter hoch sind. Der Sand ist wirklich unglaublich fein. Manche schreiben, er wäre wie Puderzucker, aber das finde ich übertrieben. Er ist vergleichbar mit sehr feinem Strand-Sand oder feinstem Sand aus einer Sandgrube. Der große Unterschied diesbezüglich ist, dass der Sand der Wüste wie komplett gesiebt ist. Außerdem kennt man es vom Strand – man gräbt nur ein paar Zentimeter und schon wird der Sand feucht und die Haptik ändert sich dementsprechend. Der Wüstensand stattdessen ist komplett durchgetrocknet und bleib schön sanft rieselig. Das gibt auch interessante Effekte beim Loch graben; jetzt aber weiter im Text. 🙂
Die Wüste ist ein Traum … und diese Ruhe. Man hört einfach nichts. Totale Stille. Wir beschlossen uns die Ruhe und Entspannung zu gönnen und blieben mehrere Nächte. Wir vertrieben uns die Zeit mit Dünenspringen und/oder –rollen, Dromedarbeobachtungen sowie einer gut 2,5 stündigen Dünenwanderung zur höchsten Düne. Von Weitem sieht sie ganz nah aus, doch der Schein trügt. Es liegen viele kleinere Dünen dazwischen und ständig geht es auf und ab, ehe man überhaupt in die Nähe kommt. Außerdem ist der fehlende Kontrast zwischen den verschiedenen Dünen trügerisch. Das macht auch die Routenfindung für den Aufstieg schwierig. Dafür wurden wir mit einem phantastischen Ausblick belohnt.
Und dann sollten wir doch noch Bekanntschaft mit einem „Verkäufer“ machen. Hassan, ein Nomade der Wüste gesellte sich zu uns, legte sich neben uns auf den Sand und plauderte in einfachem Deutsch mit uns. Er erzählte über das Wüstenleben und die Touristen. Ein sehr sympathischer Zeitgenosse! Am Ende packte er aus seinem Rucksack viele kleine in Zeitungspapier gewickelte Souvenirs aus, die er uns unverbindlich zeigte. Ein paar Fossilien, Tücher, Ketten und anderer Schmuck. Wir betrachteten alles, konnten die ein oder andere Sache „testen“ und hatten so unseren Spaß. Und ja…dann ließ ich mich eben doch hinreißen einen Armreif zu kaufen. Christian bekam von ihm ganz nebenbei seinen Wüstennamen „Ali-Baba“, denn obwohl er sich mit seinem Vornamen vorstellte, wurde er ständig von Hassan so genannt. Selbst am nächsten Tag begrüßte er ihn von weitem mit „Hey, Ali-Baba“.
Außerdem bekamen wir zwischenzeitlich noch Gesellschaft von einer Dresdner-Familie mit zwei Kindern. Mila verstand sich mit den beiden blonden Mädels (8 und 10 Jahre alt) gut und so spielten sie zusammen im Sand mit ihren Schleich-Pferden. Wir Erwachsene lernten uns in unterschiedlichen Gesprächen besser kennen, die sich wieder um allerhand Systemkritik drehten. Selbst Christian, der sonst gerne Diskussionen zu politisch-wirtschaftlichen Themen führt, stieg irgendwann aus. Anscheinend waren die Dresdner unter anderem sowas wie „Selbstverwalter“, aber so ganz durchgestiegen sind wir da nicht. Jedenfalls waren die Themen wieder stark von Angst geprägt, die Dresdner sonst aber eigentlich wirklich nett. Umso erstaunter waren wir, als die beiden einen Tag später die 3 stündige Wüstenbegehung ohne ihre Töchter machten. Wir starteten früher und sahen sie unterwegs von weitem. Wir wunderten uns schon, wo denn die Kids blieben. Als wir circa eine Stunde früher als sie unten wieder ankamen, sahen wir die beiden Mädels dann völlig allein vor dem LKW spielen. Sie hatten auf die Wüstenwanderung keine Lust und so zogen ihre Eltern allein von dannen. Klar sind die Kinder alt genug… Aber das muss man erstmal verstehen – all seine Ängste und Sorgen auf das böse „System“ projizieren und hier gleichzeitig völliges Vertrauen in diese Situation („was soll da schon passieren, die Marokkaner sind alle so nett“) zu haben. Passiert ist tatsächlich nichts, aber diese Risikowahrnehmung gibt einem schon zu denken…
Nach den eindrucksvollen Erfahrungen im Sand wurde es Zeit den Rückweg anzutreten…
Zum Abschluss des Beitrags findet ihr untenstehend noch die Wüste bei Nacht und zwei interaktive Panoramas von der Hauptdüne. Viel Spaß damit!
Panoramas von der Düne Panorama Wüste Nummer 1 Panorama Wüste Nummer 2