Angekommen in Portugal wurden wir von stürmischem und eher kühlem Wetter begrüßt. Die Temperaturen bewegten sich zwischen 15-20°C und so vermissten wir das sommerliche Wetter Marokkos sehr.
Die ersten 3 Tage verbrachten wir bei Tavira auf einem freien Platz in der Nähe vom Strand. Es war ein relativ großer Platz, auf dem um die 30 Wohnmobile (größtenteils von Menschen im höheren Alter) standen. Das Wetter lud leider nicht sonderlich zum Strandspaziergang ein. Dafür trafen wir jedoch einige bekannte Gesichter aus Motril wieder und tauschten uns vor allem über die derzeitige und kommende Lage bzgl. der Corona-Maßnahmen aus. Die Meisten waren relativ optimistisch, dass im links-liberalen Portugal keine großen Einschränkungen zu befürchten seien. Gerade aus Marokko „entkommen“ waren wir da natürlich anderer Meinung und erwarteten durchaus, dass das Reisen in Portugal früher oder später auch nur noch eingeschränkt möglich sein würde. In den ersten Tagen war davon aber noch nichts zu spüren. Die Restaurants und Läden waren nach wie vor geöffnet, einzig die Schlange vor den Supermärkten machte auf die Situation aufmerksam. Wir entschieden uns dennoch zeitnah einen anderen Stellplatz anzufahren, der nicht so gut besucht ist. Unsere Wahl fiel auf einen freien Platz am Strand von Portimao. Dort war die Versorgung durch diverse Supermärkte gesichert und der Platz war viel kleiner.
Wir verbrachten dort etwa 7 Tage, mit zeitweise bis zu 5 anderen Campern. Kontakt hatten wir vor allem zu einem jungen belgischen Paar mit Hund („Upsi“, ein Berner Sennenhund-Colli-Mischling, den Mila sofort in ihr Herz geschlossen hat) und einem dänisch-deutschen Paar mit Kind in Milas Alter. Neben einigen Gesprächen mit den Campern unternahmen wir noch ein paar Ausflüge zum Ozean bei teils gutem, teils wolkigem Wetter. Für alle, denen unsere Sonnenschein-Bestwetter-Fotos schon zum Halse raushängen, gibt es zu Abwechslung mal ein paar Fotos bei nicht so gutem Wetter.
Ansonsten ging an uns die Informationslage zu COVID-19 natürlich nicht vorüber. Die Nachrichten waren voll mit Beiträgen, wir waren also immer bestens zur Situation in Deutschland informiert. Hinzu kam unser ganzes „Reisenetzwerk“ zur Lage in Spanien und Marokko. Nach und nach wurde uns bewusst, dass wir wohl nicht mehr weiterreisen können. Selbst hier in Portugal, wo zu diesem Zeitpunkt die Maßnahmen noch äußerst moderat waren und noch freizügiger umgesetzt wurden, war die Schließung aller Restaurants, Museen und touristischen Einrichtungen nur noch eine Frage der Zeit. Die Grenzen der meisten Länder wurden geschlossen. Außerdem merkte man schon innerhalb der wenigen Tage auf dem Stellplatz, dass viele Camper nach und nach abreisten und nur noch wenige hinzukamen. Einige isolierten sich in ihrem Wohnwagen und traten kaum vor die Tür. Schon zu diesem Zeitpunkt merkte man die soziale Distanzierung, selbst unter den Campern, deutlich. Letztendlich besteht so eine Reise, abgesehen von den Eindrücken aus der Natur, gerade aus dem Kontakt zu anderen Reisenden und der lokalen Bevölkerung. Und natürlich aus der Bewegungsfreiheit – sich bspw. jederzeit einen neuen Stellplatz suchen zu können. Das alles war nun nicht mehr wirklich möglich und vor allem wurden die Aussichten auf eine Eindämmung der Pandemie immer schlechter. Am 22.3. wurde dann in Portugal bekannt gegeben, dass innerhalb von 5 Tagen alle Camping- und Caravaning-Parks geschlossen werden. Für uns war damit klar, dass das „Parken“ auf den verbleibenden freien Stellplätzen auch nach und nach immer kritischer gesehen wird.
Wir suchten uns also einen Stellplatz auf privatem Land, um uns nicht auch noch mit den Behörden rumschlagen zu müssen. Wir fanden einen netten Platz etwas im Inland in der Nähe von Marmelete. Der Platz wurde mit Genehmigung des englischen Eigentümers von Alex (einem Mitte 20 jährigen Deutschen) genutzt, der dort mit seinem Wohnwagen campierte bzw. wohnte. Da sich der Platz weit entfernt von der nächsten Stadt, also mitten im Grünen befand, füllten wir vor Abfahrt nochmals unsere Vorräte. Hier waren wir dann schließlich für circa 2-3 Wochen und nutzten die Zeit im Freien u.A. zum Staudammbau am Bach, Lagerfeuerabenden, Parcour bauen, Slacklinen, unserem Tippi-Bau und Fangenspielen.
Hier gibts ein Panorama vom Stellplatz inkl. Tippi: Klick!Das sehr wechselhafte Aprilwetter mit reichlich Regen drückte ab und an die Stimmung, ebenso die nächtliche Lärmbelästungung durch ein paar Techno-Partys (trotz Corona) gleich um die Ecke. Unsere geplatzten Reiseaussichten leisteten hierzu natürlich auch ihren Beitrag.
Und so versuchten wir unser Leben neu zu sortieren und spielten alle möglichen Szenarien durch. Denn klar war, dass wir die Situation in Portugal nicht ewig aussitzen können. Letztendlich waren wir hier auch total isoliert und mit ähnlichen Maßnahmen wie in Deutschland konfrontiert. Nicht mal das Wetter war wirklich besser. Außerdem gab es keine Perspektive mehr in den nächsten Monaten noch irgendwohin reisen zu können. Insofern wurde unserer Reise durch das Corona-Virus bereits unlängst beendet. Die Frage war nur, wann wir zurück nach Deutschland fahren und wie wir dort weitermachen wollen oder können. Wir haben unsere Arbeit und Wohnung gekündigt und die Aussichten Mitten in dieser Krise wieder sesshaft werden zu können, waren nicht gerade rosig. Außerdem wollten wir uns dem ganzen Themenkomplex „Rückkehr nach Deutschland“ eigentlich erst in weiter Zukunft stellen. Die Reise sollte ja bewusst offen sein, inklusive eventuell neuem Lebensmittelpunkt. Diese unstete Zeit machte es uns jetzt schwierig bis unmöglich irgendetwas konkret planen zu können. Klar war, dass wir uns mit der Rückkehr nach Deutschland allein wegen der Krankenversicherung dort anmelden müssen. Dann werden wir direkt mit Milas Schulpflicht konfrontiert. Weiterhin kamen wir zu dem Entschluss, dass wir keine kurzzeitige Rückkehr wollen, um dann in 6-12 Monaten neu zu starten. Der Abschied von Wohnung, Job, Kita und vor allem Freunden und Familie war kräftezehrend und ist uns nicht gerade leicht gefallen. Zudem waren die Reisevorbereitung, der Auszug und die ganzen Abmeldungen usw. mit einem sehr hohen Aufwand verbunden. Es kostete uns so unglaublich viel Energie, bis wir endlich bereit waren unsere Reise zu starten und loszufahren. Das alles nun rückgängig zu machen, nur um dann nach X-Monaten direkt nochmal zu starten, konnten wir uns nicht vorstellen. Außerdem war total unklar, wie lange sich die Reisebeschränkungen hinziehen und wie sehr jetzt ein negatives Bild des Touristen vorherrscht. Denn wir ernteten schon an unseren letzten Tagen in Marokko ein paar Corona-Kommentare von den Einheimischen, die noch so halb lustig, halb ernst gemeint waren. Von anderen Reisenden erfuhren wir Tage später, dass die Stimmung ziemlich kippte und die Touristen vermehrt als „Corona-Einschlepper“ stigmatisiert wurden.
Als wären unsere Aussichten nicht schon trübe genug, wurde am 6.4. eine 14-tägige Quarantäne für Rückreisende nach Deutschland beschlossen. Damit war klar, dass wir uns mit der Rückkehr nach Deutschland 2 Wochen irgendwo einschließen müssen. Wir dürfen davor nicht einkaufen gehen (jemand muss uns also die Lebensmittel vor die Tür stellen, sollten wir etwas brauchen) und uns mit niemanden treffen, ansonsten drohen horrende Bußgelder. Zum Glück hat Christians Vater eine möblierte Wohnung, welche er eigentlich nicht mehr nutzt. Hier können (oder vielmehr: müssen) wir die zwei Wochen also irgendwie aussitzen.
Und so machten wir uns am 15.04. schließlich mit ein paar Ideen, aber ohne konkreten Plan wie es weitergeht auf die Rückreise nach Deutschland.