Die Nacht vom 21. zum 22.12. glich einer Bootsfahrt. Während zwei der drei Passagiere selig ruhig ihrem Bedürfnis nach Nachtschlaf nachgingen brachte ich kein Auge zu. Laut Wetterbericht trafen Windböen von rund 63km/h auf uns. Eigentlich nichts Besonderes, zumal in dieser Region vor ein paar Tagen auch schon Böen von 130km/h vorkamen. Wir stehen jedoch gerade auf freiem Gelände und unser Lkw schaukelt also von jeder Böe getrieben, von rechts nach links. Der Wellengang bei einer Bootsfahrt kommt diesem Schauspiel recht nahe. Akustisch kamen noch säuselnd-dröhnende Windklänge, Kettengerassel oder klapperndes Blech hinzu. Ich konnte nicht begreifen wie die beiden anderen, nach 5 Minuten Einschlafphase, tief und fest schlafend neben mir lagen…. Ich konnte in dieser Nacht jedenfalls höchstens 3 Stunden schlafen.
Der 22.12. war daraufhin auch wenig ereignisreich. Wir trieben so durch den Alltag. Kaffeekochen auf dem Campingkocher, Abwaschen in einer Schüssel im Freien, mit Mila Spielen, dann schon wieder Mittagessen kochen. Unglaublich wie lange das alles dauert, wenn man so lebt wie wir…. Zuhause schmeißt man das Geschirr in den Spüler- fertig. Bis auf meine Oma kenne ich niemanden der gleich nach der Mahlzeit das Geschirr mit der Hand aufwäscht. 🙂 Mittagessen kochen per Gas- oder Dieselkocher; da dauert das Nudelwasser erwärmen schon mal 15Minuten, ohne Nudeln… aber wir haben ja Zeit! Wir wollten uns ja entschleunigen. Wir lassen uns also bewusst Zeit bei all diesen Tätigkeiten und ja, das entstresst und so ein Abwasch im Freien kann sehr meditativ sein! 😉
Höhepunkt des Tages war wieder ein Hunde-Spaziergang, diesmal mit Lotte.
Wir liefen vorbei an Olivenbäumen, wildem Fenchel sowie Rosmarin und Thymian. Wir nahmen noch ein bisschen von allem mit und verkochten es später.
Am 23.12. machten wir einen Ausflug zum Strand nach L’Eucaliptus. Wir mussten sowieso mal wieder einkaufen gehen und der Supermarkt war auf halber Strecke. Am Strand war es wundervoll!
Wetter, Laune und körperlicher Zustand passten, nichts stand einem entspannten Tag am Meer entgegen. Schon der Weg zum Strand führte vorbei an riesigen gefluteten Feldern, auf denen – ohne Witz – u.a. Reis angebaut wird.
Das in Spanien (Katalonien) Reis angebaut wird, war mir völlig neu… aber klar, wer viel Paella isst. Irgendwo muss der Reis ja herkommen (ha ha).
Wir parkten neben der letzten verlassenen Hotelanlage kurz vor dem Strand und liefen die paar Meter bis wir kurz vor dem eigentlich Strand zum Stehen kamen. Wasser, überall knöchelhohes Wasser… und kein anderer Weg führte im Trockenen weiter.
Also…Schuhe aus und los ging es. (ein Video dazu gibt’s bald im Bereich von Mila!)
Nach der Überquerung wurden wir von einem kilometerlangen, menschenleeren Sandstrand belohnt, welcher voll mit den schönsten Muscheln war.
Nachdem wir ausgiebig das „Spring über die Wellen-Spiel“ mit Mila gespielt haben, suchten wir Muscheln und liefen am Strand entlang. Sogar ich konnte mich dazu hinreißen lassen mich meiner Hose zu entledigen und im Wasser „zu plantschen“. Super schön war’s!
Zu oft haben wir bereits gehört (oder selbst gedacht) „wir sind zur falschen Jahreszeit hier“… in diesem Moment dachte ich: „Wir sind genau hier, jetzt, genau richtig!“ Kein Mensch weit und breit. Ich möchte nicht wissen wie dieser tolle Strand im Sommer aussieht. Von den Mücken und Mosquitos, die durch die Reisfelder angezogen werden, mal abgesehen…
Nach ein paar Stunden Aufenthalt ging es über El Poble Nou del Delta zurück. Wir fuhren über super enge Straßen, an denen gerade so 2 Autos aneinander vorbei passten. In einer Situation mussten wir dann doch an einem LKW vorbei, was schweißtreibende Milimeterarbeit im Schneckentempo für Christian bedeutete. Wir hatten Glück und konnten kurz darauf noch eine Kolonie wilder Flamingos beobachten.
Jetzt hätte sich Christian ein Teleobjektiv gewünscht… Dann wollten wir eigentlich auf dem Rückweg die groß angepriesene weltbeste Paella essen. Doch leider gab es im Restaurant erst ab 20 Uhr warme Speisen. Wir hätten 2,5 h warten müssen, das war dann zum Leidwesen von Christian, doch zu lange. Wir fuhren in der Dämmerung zurück und wieder vorbei an den Reisfeldern. Verfuhren wir uns noch eins zwei Mal und kamen müde und erschöpft an unserem Stellplatz an.
Weihnachten bei Sonne und 20°C. So haben wir uns das gewünscht, konnten es uns aber nicht vorstellen. Der Tag zeichnete sich durch Ausschlafen, viel gemeinsames Basteln und Spielen aus.
Am Nachmittag machten wir wieder einmal einen Hunde-Spaziergang. Diesmal mit Hund Nummer 3, Leni.
Ein sehr rennfreudiges aber total sensibles Exemplar eines Hundes. Wir joggten und rannten – immer auf der Suche nach Orangenbäumen, welche wir auf unserem gestrigen Weg von weitem sehen konnten. Leider haben wir diesmal keine gefunden. Am Abend skypten wir noch mit unseren Familien und ließen den Tag bei einem spanischen Wein und einem kleinen Ständchen ausklingen. Ho ho ho…
(Wer noch mehr lesen möchte, kann sich das Fazit zu unserem „Weihnachten in der Ferne“ durchlesen! Viel Spaß.)