Fährfahrt nach Marokko und „der erste Schock“(20.02.2020)

Der stressige Vortag steckte uns noch etwas in den Knochen. Wir hatten vor unserer großen Überfahrt noch einiges zu erledigen. Ein Baumarktbesuch stand auf der Liste, denn wir wollten unsere Bettkonstruktion verbessern und brauchten dafür  zahlreiche Latten. In unmittelbarer Nähe zum Baumarkt konnten wir die Tickets für die Fähre besorgen. Alles recht problemlos und oben drauf gab es eine Packung Kekse und eine Flasche Wein. Danach mussten wir einen Großeinkauf tätigen, um für Marokko ein paar Vorräte anzuschaffen. Jede kleine Ecke des Lkws wurde genutzt und mit Hafermilch, Milch, Müsli, etwas Alkohol, etc. gefüllt. Im Anschluss steuerten wir unseren Stellplatz an. Eine riesige betonierte Parkfläche direkt am Hafen und 10 Minuten entfernt vom Fährschalter. Perfekte Startposition für den nächsten Tag also! Jetzt mussten wir nur noch Wäsche waschen. Wir fanden in 500 m Entfernung einen Waschsalon. 3 Waschmaschinen und diverse Trocknerdurchgänge und gut 1,5 Stunden später war alles frisch und wir fix und fertig. Da wir kaum Platz in unserem kleinen mobilen Haus haben, mussten wir im Nachgang trotzdem noch die Latten anbringen. Nach einer unruhigen, windigen und lauten Nacht war es dann soweit. Der Tag startete für uns mit einem schnellen Frühstück und einem Gefühl von Vorfreude und Aufregung.

Wir erreichten gegen 9:45 den Schalter der Fährgesellschaft. Neben uns eine Reihe mit vollbeladenen PKWs. In der Schlange der Wohnmobile waren wir die Ersten. Die Fähre sollte um 11 Uhr ablegen. Gegen 10:30 passierten wir zwei Schalter.

Einer zur Passkontrolle beim anderen erhielten wir die Boardingpässe. Aus aktuellem Anlass mussten wir noch ein Infoblatt ausfüllen um sicherzustellen, dass wir uns nicht mit dem Coronavirus infiziert haben. Dann ging es los und wir durften in den Bauch der Fähre fahren. Es gab 2 Parkdecks. Wir mussten in das Obere. Mit dem LKW nicht mal eben leicht zu erreichen, aber wir wurden zum Glück von den Lotsen gut eingewiesen. Auf den oberen Decks angekommen mussten wir erneut Zettel ausfüllen und Angaben zu unserer Person machen. Dann erhielten wir endlich den Stempel im Pass. Nun konnten wir die Fahrt genießen – immerhin hatten wir einen erste Reihe Platz! …. Wenn… ja, wenn die Fähre dann losgefahren wäre. Mit der Pünktlichkeit nahm man es nicht so ernst und so starteten wir erst kurz nach 12 Uhr. Langsam, regelrecht gemütlich fuhr die Fähre vorbei an Gibraltar nach Afrika. Wellen waren kaum zusehen, dennoch merkten wir sie in unseren Bäuchen. J Die Fahrt dauerte ewig und die letzten 500 m zogen sich wie Kaugummi. Mila war tapfer und verkraftete sogar unsere Entscheidung keine Pommes zu kaufen. Für sie war die Fahrt jedenfalls (Zitat!) „totaaaaal langweilig“. (Für uns auch, zumal das Wetter keine sonderlich gute und weite Aussicht zuließ.) Der Nachteil am Parken in einer Fähre ist, wenn man zuerst reinfährt, fährt man als Letzter wieder raus. Dementsprechend lange mussten wir warten, bis wir rausfahren durften. Wir fuhren danach ungefähr 1000 Meter bis zum Zoll. Dann hieß es wieder: warten. Nach ein paar Minuten wies uns der Zollbeamte gestikulierend an wieder zurück zu fahren. Als wir dies taten, wussten wir auch wieso. Unser LKW sollte geröntgt werden.

Dafür schienen sie extra ein Röntgengerät auf LKW-Basis angeschafft zu haben. Allerdings konnte dieses pro Durchgang nur 2 Autos abfertigen und vor uns standen geschätzt ein Dutzend PKWs. (Wir waren anscheinend das einzige Wohnmobil, alle anderen wurden vorher schon durchgewunken. Wir kamen aber mit Abstand als Letztes an und dieses teure Röntgengerät muss ja genutzt werden 🙂 Während des Röntgenvorgangs durfte natürlich niemand im Fahrzeug sitzen bleiben, so zog sich jeder Durchgang eine gefühlte Ewigkeit hin. Als wir es endlich durch den Apparat geschafft hatten, ging es nochmal zurück zum Zollbeamten, der nun doch gerne mal einen Blick in unseren LKW-Aufbau werfen wollte. Er schien interessiert und am Ende der „Führung“ zufrieden. Anscheinend war alles in bester Ordnung und wir erhielten die nötigen Dokumente, mit denen wir endlich weiterfahren durften. Geschafft! Wir waren in Marokko!! Da es mittlerweile gegen 16 Uhr war (wir hatten übrigens geschätzt, dass wir gegen 13 Uhr ankommen) und wir noch kein Mittag hatten, hielten wir auf dem Parkplatz hinter der Grenze, tauschten etwas Geld und bereiteten erst einmal Essen zu.

Danach ging es auf die Autobahn. Nach einem Tankstopp fuhren wir Richtung Tanger, um dort eine SIM-Karte für unser Internet zu besorgen und am westlichen Stadtrand zu übernachten. Die Landschaft zeigte sich in einem ganz anderen Bild als noch in Spanien. Das Auffallendste war: es gab Wiesen. Saftig grüne Wiesen, Sträucher und Wälder. Überall grasten ein paar Schafe, Kühe und Esel auf riesigen Flächen. Wir schlugen uns ganz gut, fanden den Weg nach Tanger und fuhren stadteinwärts. Als der Verkehr dichter wurde und wir im Ampelverkehr anhalten mussten, sah ich auf einmal im Seitenspiegel mindestens 10 Kinder und Jugendliche (geschätzt so 12-18 Jahre), die von hinten zu unseren LKW rannten. Wir haben ja am Heck so eine Art Plattform, auf welcher sich diese jungen Menschen als blinde Passagiere Zugang verschafften, um mitzufahren. Was die Motivation dahinter war wissen wir nicht, aber einige von ihnen versuchten auch die Tür und Klappen am Aufbau zu öffnen. Wir waren in dieser Situation absolut machtlos. Jegliche Versuche die Meute vom Fahrzeug zu bekommen scheiterten. Anhalten, weiterfahren, freundliches oder wütendes Daraufhinweisen, sie sollen das Fahrzeug verlassen… ich (Anne) war mit meinen Nerven am Ende. Es schien für die Jugendlichen fast eine Art Spiel zu sein. Sie stiegen nach Ermahnung kurz runter und hielten einen kleinen Abstand zum LKW, doch sobald wir wieder anfuhren stiegen sie sofort wieder auf. Es war kein Durchkommen. Es waren auch zu viele, um irgendetwas ausrichten zu können. Wir konnten nur Weiterfahren mit dem mulmigen Gefühl jemanden bei der Fahrt zu verletzen und der absoluten Ratlosigkeit, was wir als nächstes tun sollten. Wir wussten nicht, ob sie nur in die Innenstadt gelangen wollen oder ob das eine Art Überfall oder Mutprobe für sie ist. Wir fuhren mangels Alternativen also vorsichtig weiter in Richtung Innenstadt. Vorbeifahrende Marokkaner gestikulierten wild, um uns auf die Passagiere aufmerksam zu machen. Manche Passanten riefen unseren unwillkommenen Mitfahrern auch verärgert zu, es klang als ob sie sich schämen sollten. Zum Glück kamen wir schon nach wenigen Minuten zu einer Polizeikontrolle und der Spuk fand sein Ende. Wir hielten an und die Kinder und Jugendlichen suchten sofort das Weite. Die Beamten verfolgten diese nicht weiter, entschuldigten sich bei uns aber für das Verhalten. Sie erklärten, dass sie uns nur als kostenlosen Bus-Ersatzverkehr benutzt hätten. Mein Puls war immer noch auf 180, aber wir konnten nun befreit weiterfahren. Es war mittlerweile weit nach 18 Uhr und der Verkehr entsprechend dicht bis chaotisch. Den angestrebten Telefonladen konnten wir nicht finden und ich war nun total paranoid, weil ich ständig überprüfen musste, ob sich irgendwo jemand hinter, unter oder auf unseren Lkw klemmt. Wir fuhren die letzten Kilometer zum Stellplatz an der Atlantikküste in der Nähe der Grotte des Herkules. Dieser Stellplatz sollte eigentlich kostenlos sein doch nachdem wir endlich den LKW abstellten, begrüßte uns ein (wahrscheinlich selbsternannter) Parkwächter. Wir hatten total die Nase voll und spielten deshalb sein Spiel mit. Wir verhandelten und gaben ihm letztendlich, statt den geforderten 3€, 1,50€. Er verließ uns darauf wortlos und etwas mürrisch. Die darauffolgende Nacht war sehr windig und laut. Bis spät in die Nacht parkten marokkanische Privatfahrzeuge neben uns, hörten laut Musik, genossen die Aussicht… und der (Kultur-)Schock wirkte noch etwas nach.

Ich fühlte mich in der Situation mit unseren „blinden Passagieren“ sehr hilflos. Doch als wir uns am nächsten Tag noch einmal mit dem Ereignis auseinandersetzten (Gespräche mit anderen Campern und Internetberichten) wurde mir klar, dass diese Kids auch echt hilflos sein mussten. Sehr wahrscheinlich klemmten sie sich aus ihrer Perspektivlosigkeit heraus an unseren LKW bzw. versuchten in unseren Aufbau zu kommen, in der Hoffnung mit uns nach Tanger Ville,  einem weiteren Fähranlegepunkt, zu kommen. Sie wollten so vermutlich versuchen mit uns auf die Fähre nach Europa und somit über die Grenze zu gelangen. Im Internet kann man einige Erfahrungsberichte hierüber lesen und wir wussten darüber auch schon im Vorfeld Bescheid. Wir hätten nur niemals erwartet, dass uns das Stadteinwärts, noch Kilometer weit vom Hafen entfernt, passiert. Sie hätten mit uns schließlich noch knapp 10 Kilometer durch die Innenstadt Tangers mitfahren müssen, was wir uns als Szenario im Vorfeld nicht vorstellen konnten.

Dazu kommt, dass Tanger keine arme Stadt ist. Stadteinwärts sah es super gepflegt aus. Saubere Gehwege, mit kurzem Rasen und akkurat beschnittene Palmen. Gepflegte Grünanlagen und schicke Bauten. Dazu kamen uns einige Neuwagen, dicke SUVs und sogar ein Porsche entgegen. Wir hätten niemals erwartet, dass sich hier plötzlich Jungs im Alter von schätzungsweise 12-18 Jahren unter Einsatz ihres Lebens während der Fahrt an, auf und unter einen LKW klemmen, nur um allein das Land verlassen zu können. Und ich dachte gestern noch während der Fahrt, ich wäre verzweifelt und hilflos.

Jedenfalls müssen wir unseren ersten Eindruck von Tanger / Marokko erst mal verarbeiten.

Neue Bekanntschaften und ein Ausflug nach Gibraltar (8.2. – 19.2.)

Nach einer eher durchwachsenen Nacht direkt neben einer Großbaustelle (als wäre das nicht schon genug Lärm) und in der Nähe zum Flugplatz Malaga suchten wir am nächsten Morgen einen neuen Stellplatz.  Wir stießen auf einen schönen Platz in der Nähe von Marbella. Etwas abgelegen in einem Wäldchen (was in Südspanien Seltenheitswert hat) und in unmittelbarer Nähe zum Strand, hofften wir hier auf etwas mehr Ruhe. Als wir ankamen freute sich Mila direkt über die dort anwesenden (deutschen) Kinder. Wir parkten also gleich gegenüber und kamen nach kurzer Zeit ins Gespräch, während Mila den Kontakt zu den Kindern aufnahm. Anscheinend haben wir einen echten Aussteiger-Platz gefunden, der allerdings in der Woche zuvor geräumt wurde. Vorher hat hier unter anderem eine deutsche Familie (mit 7 Kindern) über ein Jahr im Jute-Zelt gewohnt. Jedenfalls hat Mila mit Marlene (6) und Theo (4) neue Spielkameraden gefunden und wir haben uns mit den Eltern (Peter und Susanne, ein paar Jahre älter als wir) auf Anhieb sehr gut verstanden. Das beliebteste Kennenlernen-Thema der deutschen Reisenden mit bald oder bereits schulpflichtigen Kindern ist natürlich die Schulfrage. Und welch Überraschung – nach den alternativlosen Alternativen von Montril war es super Menschen zu treffen, die „noch auf der Suche nach Antworten“ und nicht schon gefangen von der bzw. ihrer absoluten Wahrheit sind. Und so hatten wir eine pluralistische Diskussion über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Bildungssysteme. Nach zwei netten Tagen und Abenden überlegten wir am Sonntagvormittag wo wir als nächstes unser Lager aufschlagen sollten. Denn am Montagmorgen sollte das Räumungskommando nochmals vorbeikommen, so zumindest lautete die ausgesprochene Drohung der spanischen Autorität. Also sprachen wir nochmals mit Peter und Susanne, wohin sie als nächstes fahren. Sie kannten sich in der Region Südspaniens schon sehr gut aus und so entschieden wir am Nachmittag zusammen zu einem Stellplatz in der Nähe von La Alcaidesa zu fahren. Wir parkten in einer Bucht direkt am Strand.

Lkw-Suchbild 🙂

Hier hatten wir unsere Ruhe, eine tolle Aussicht auf Gibraltar und standen dazu relativ windgeschützt.

Blick nach Gibraltar.
Andere Richtung – Blick zum Leuchtturm.

Ursprünglich wollten wir ja nach ein bis zwei Tagen weiter nach Algeciras, um die Fähre nach Marokko zu nehmen. Aber das tolle an dieser Art des Reisens ist es, dass man Zeit hat die Gelegenheiten wahrzunehmen und nicht irgendwelchen Plänen ausgeliefert ist. Wir hatten schon nach wenigen Tagen das Gefühl, als wären wir gerade mit guten Freunden im Urlaub. Und so entschieden wir uns den Zeitraum noch etwas auszudehnen und hatten mit Susanne, Peter und ihren Kindern eine super entspannte Zeit. Mit den richtigen Menschen braucht es halt wirklich nicht viel. Mila verstand sich besonders mit Marlene ausgezeichnet, sodass sie Stunden spielend verbrachten.

Malen, Lego, Bude bauen oder einfach nur am Strand, rennend als Pferd verwandelt, spielten sie Tag ein, Tag aus. Jeden Abend saßen wir Eltern dann am Lagerfeuer und tauschten uns aus, während die Kinder zusammen mal bei uns, mal bei ihnen im Wohnmobil Filme schauten. Thematisch wurde es nie langweilig und obwohl wir uns nur so kurz kannten, war diese intensive Zeit wirklich überraschend harmonisch und angenehm. Neben dem tollen Ausflug nach Gibraltar, welchen ich gleich noch detaillierter beschreibe sind es meistens vor allem die kleinen Momente. Für mich persönlich das Toben mit den Kindern, die Kinderdisko mit Milas super lauter Box, bei der wir alle ausgelassen abtanzten (mein Favorit war https://www.youtube.com/watch?v=6vBuMLF28K8) und der von den Kindern initiierte Kuschelzug (eher ein Kuschelmagnet und nur echt, wenn er im Gruppenkuscheln endet :D).  

Der Kuschelzug.

Aber jetzt noch kurz zum Ausflug nach Gibraltar, welcher eine Übernachtung am Hafen (Alcaidesa Marina) vorausging. Wir starteten vormittags und überquerten relativ schnell und problemlos die Grenze nach England. Ein Shuttel-Bus brachte uns direkt zur Drahtseilbahn, ohne dabei großartig auf die Geschwindigkeitsbegrenzung oder andere Verkehrsteilnehmer zu achten. Gibraltar ist wirklich stark bebaut, die Straßen sind ziemlich eng und enorm befahren. Von daher waren wir im Nachhinein sehr froh, nicht mit dem Wohnmobil in die Stadt gefahren zu sein. Die Fahrt mit der Drahtseilbahn war dann schon ein Erlebnis für sich, wobei die Kinder ausgesprochen gelassen mit der Situation umgegangen sind (cooler als so mancher Erwachsene ;D).

Blick aus der Drahtseilbahn.

Oben angekommen wurden wir direkt von den Affen begrüßt.

Wir haben ja alle unsere Erfahrungen mit den Affen-Freigehegen in Zoos gesammelt und uns schon auf das Schlimmste eingestellt. Also eine Brillenklauende, mit Fäkalien um sich werfende Horde wilder Affen, die ohne Ankündigung auf die Touristen losgeht. Im Internet kann man dann auch noch den ein oder anderen Erfahrungsbericht lesen, welcher ungefähr in dieses Horn bläst. Aber wir wurden so ziemlich vom Gegenteil überrascht. Die Affen waren allesamt sehr entspannt, man konnte sich diesen ohne Probleme auf unter einem Meter nähern, ohne dass sie sich gestört fühlten. Sie lagen rum und sonnten sich oder putzten ihre (genetisch direkten!) Artgenossen. Lediglich die „Kioskaffen“ waren routinierte Eis-am-Stiel-Diebe, die allerdings gezielt jagten und ansonsten eigentlich jeder Konfrontation aus den Weg gingen. Die Kinder waren jedenfalls von den Affen angetan, gefangen in einer Spannung von Furcht, Respekt, Neugier und Freude.

Es gab aber auch noch andere Tierchen zu entdecken!

Weitere Highlights, neben der tollen (wenn an diesem Tag auch etwas trüben) Aussicht waren die Hängebrücke, der Skywalk und die Grotte.

Ein trüber Blick auf Afrika – Marokko.
Hängebrücke.
Skywalk.
Grotte.

Alles in allem haben wir wirklich sehr schöne gemeinsame Tage verbracht und einen super Ausflug nach Gibraltar erlebt. Der Abschied viel uns deshalb umso schwerer – vielen Dank für diese Zeit!

Jetzt freuen wir uns auf neue Eindrücke und starten entspannt in Richtung Marokko.

Das etwas andere Fazit zu unserem Aufenthalt in Motril (31.1.- 07.2.20)

Nach einer Woche Aufenthalt auf einem kostenlosen Stellplatz in Motril kommen wir entspannt und geerdet zu ersten Erkenntnissen über uns. Der Platz direkt am Meer überzeugte uns schon bei unserer Ankunft durch nackte, herumhüpfende Kinder und viele deutsche Fahrzeuge. Der Platz befand sich keine 10m vom Strand entfernt, besaß viele Grünflächen mit großen Palmen und hatte eine Trinkwasserversorgung. Perfekte Bedingungen also!

Wir parkten direkt hinter einem Erfurter und wurden freundlichst begrüßt. In den kommenden Tagen stellte sich heraus, dass die deutschen Camper auf dem Platz sich bereits alle gut kannten und viel Kontakt zueinander pflegten. Allein durch die vielen Kinder im Alter zwischen 0 und 7 Jahren gab es viele Berührungspunkte. Aber auch der „andere“ Lebensstil, die besonderen Fahrzeuge oder Kritik an Gesellschaft und dem Bildungssystem sorgten stets für reichlich Gesprächsstoff. In größeren Gruppen saßen wir auf der Wiese oder am Strand und erzählten, während die Kinder „machen konnten was sie wollten“. Fahrradfahren, Bude bauen, am Strand spielen usw. stand jeden Tag auf dem Programm.

Nach diversen Unterhaltungen und Diskussionen (Erziehung, Bildungswege, Reisen, Umweltschutz, Politik, usw.) stellten wir uns die Frage wo wir eigentlich hingehörten. Scheinbar zu „normal“ für die Alternativen – aber zu „alternativ“ für die Normalen. Zumindest kamen uns die Positionen der anderen Reisenden so extrem vor. Es scheint immer nur zwei Seiten zu geben, als ob das eigentlich so vielfältige Leben der Alternativen dann doch im Dualismus enden würde. Man ist sesshaft oder Reisender. Es gibt Fleischesser und Veganer (Vegetarier sind nur bessere Fleischesser :P), Impfgegner und –befürworter, Schulverweigerer und systemtreue Schulpflichtige, Konsumenten und Konsum-Verweigerer, Umweltschützer und Umweltverschmutzer, Schul- und Alternativmedizin… die Liste könnte man noch ewig so weiter führen. Das Problem bei den meisten extremen Positionen ist, dass sie eigentlich unheimlich komplex sind, die Menschen aber einfache Antworten gefunden haben. 

Wir haben auf unserem Weg Menschen getroffen, die nach jahrelang verlorenen Kämpfen (gegen Arbeit, Politik, Umweltverschmutzung, Atomenergie, Schule, etc.) keine andere Wahl sahen als das System zu verlassen und nun reisend ihren Weg zu beschreiten. Wir hörten hierbei sehr viel Wut und Enttäuschung auf/über das „deutsche System“ heraus. Doch ist es so einfach? Wir reisen nicht aus „Alternativlosigkeit“. Wir schließen nicht für immer mit allem ab, weil alles SO schlecht ist und dies der einzige Weg, sich dem zu entziehen. Und überhaupt, wir können recht abgeklärt und rational über derartige Themen diskutieren. Wir glauben an die Berechtigung der meisten schulmedizinischen Behandlungen. Wir denken nicht, dass unschooling jeglicher Form des Bildungssystems überlegen ist – es kommt eben auf die Art und Weise an. Wir glauben nicht an Gut und Böse oder schwarz und weiß.

Wir entgegnen den einfachen Antworten mit Fragen nach mehr Komplexität. Warum soll die Alternativmedizin wirken und gleichzeitig keine Nebenwirkungen haben? Warum kritisiert die Alternativmedizin die Schulmedizin, benutzt aber deren Methoden? Wie passen „freie und selbstbestimmte Bildung“ mit gewaltsamer Erziehung zusammen? Müssen sich die Kinder der alternativen Aussteiger nicht auch diesem Lebensstil fügen? Ist das nicht auch eine Form von Systemzwang und Uniformierung? Ist eine Sozialisation in einer so begrenzten (alternativen) Gesellschaft denn noch frei?

… ihr merkt schon, Fragen über Fragen, deren Antworten noch gefunden werden wollen. 🙂 Worin wir uns derzeit jedoch bestätigt sehen, sind folgende Erkenntnisse:

(Wer den typischen Reisebericht erwartet und jetzt schon keinen Bock mehr hat, liest einfach den nächsten Blogbeitrag :P)

Oberste Priorität hat derzeit unsere kleine Familie. Drei Individuen mit verschiedenen Bedürfnissen, welche tagtäglich abgewogen und ausgehandelt werden müssen. Dabei ist uns eine bedürfnisorientierte, gewaltfreie Erziehung von Mila besonders wichtig. Wir wollen, dass sie sich zu einem selbstbestimmten, kritischen, kreativen Menschen entwickelt. Dazu erkennen wir sie als gleichberechtigtes Familienmitglied an und eben nicht bloß als „Kind“. Wir leben zur Zeit in unserer 8 m²-WG, in der Kooperation und Kommunikation zentrale Alltagsthemen sind, um die gegenseitigen Grenzen wahrzunehmen und einhalten zu können. Täglich besprechen wir Pläne, Vorstellungen und Wünsche, loten die Wichtigkeit derer aus und entscheiden anschließend gemeinsam was wir tun. Uns ist wichtig, dass jeder gehört und berücksichtigt wird. Ich möchte an dieser Stelle auch auf das Wort „gewaltfrei erziehen“ eingehen, da wir auch hier auf der Reise Beispiele und Situationen erleben, die für uns grenzüberschreitend und für andere „normal“ zu seien scheinen. Wenn Mila sich weh tut und weint, trösten wir sie. Uns würde es nicht in den Sinn kommen ihr beim lautstarken Weinen den Mund zu zuhalten, sie anzumeckern oder sie mit Floskeln wie „hab dich nicht so, ist nicht so schlimm.“ abzuspeisen. Wenn Mila mit ihren Halbschuhen durch Pfützen hüpft, sagen wir ihr sie soll ihre Schuhe ausziehen und es barfuß machen oder ihre Gummistiefel holen. Uns würde es nicht in den Sinn kommen, sie anzuschreien, am Arm hinter uns her zu ziehen und sie für den Rest des Tages mit Verachtung zu strafen. Gewalt in der Erziehung kann sich auch verbal zeigen. Weder meinen Mann, noch Freunde oder Arbeitskollegen würde ich mit Schimpfwörtern belegen, sie in aller Öffentlichkeit lautstark als „Dreckschwein, Sau oder blöde Zicke“ betiteln. Kinder darf man aber scheinbar beschimpfen, bloßstellen oder an den Pranger stellen. Alle Beispiele haben wir so bereits miterleben müssen. Wir verstehen, dass es Situationen gibt, in denen man denkt nicht anders handeln zu können. Was wir nicht verstehen können ist, dass es Menschen gibt, die sich und dieses Verhalten nicht reflektieren bzw. es auch noch für gut heißen. Kinder können sich nur in einem gewaltfreien Raum entwickeln und entfalten. Gewalt, jeglicher Art, schränkt ein, hält klein und schafft kranke Menschen. Wir möchten so etwas nicht und wehren uns strikt dagegen, derartiges Verhalten zu tolerieren.

Über die letzten Jahre wurde auch unsere Kritik am deutsch Bildungs- und Schulsystem größer. Oftmals wird über die heutige Jugend geschimpft, doch lassen wir den Einfluss des Elternhauses mal beiseite, bleibt noch der der Bildungseinrichtungen/Gesellschaft. Warum haben wir Kinder und Jugendliche, die jegliche Freude am Lernen verloren haben? Warum wissen so viele Schulabgänger nicht wo ihre Interessen und Fähigkeiten liegen? Warum wissen Kinder und Jugendlich heute nicht wie sie am besten lernen? Warum scheinen die sozial-emotionalen Probleme immer größer zu werden?

Wir möchten Mila verschiedene Bildungswege aufzeigen und den für sie passenden herausfiltern. Wir möchten ihr zeigen, dass Bildung und Wissen mehr ist, als 6 Stunden mit einer Vergleichsgruppe in einem Raum sitzend vorgegebene Inhalte durchzukauen.

Wir möchten, dass sie die Fähigkeit besitzt sich zu allen Themen eine eigene Meinung zu bilden und zeigen ihr, wie sie dies schaffen kann. Wir ermutigen sie zu kritischem Denken und selbstständigem Handeln, auch wenn das bedeutet, dass wir ihre Entscheidungen akzeptieren müssen, sind diese anders als die, die wir erwartet haben. Sie soll keine Angst haben Fragen zu stellen. Sie soll Gegebenes nicht einfach hinnehmen, sondern alles und jeden hinterfragen können. Sie soll anderen Menschen mit Empathie und Feingefühl begegnen. Sie soll neugierig auf die Welt sein und ihr nicht mit Angst begegnen. Doch wenn wir all das von ihr verlangen, müssen wir ihr genau das vorleben.

Ich wünsche mir für meine Tochter Lernwege, die ihre Neugier und Spaß am Lernen erhalten, ihr den Leistungsdruck nehmen und ihr die Chance geben eigene Interessen zu entwickeln. Ist dieser Wunsch nicht nachvollziehbar?

Durch unsere derzeitige Art zu leben erhalten wir die Möglichkeit aus alten Gewohnheiten und Meinungen auszubrechen, uns zu hinterfragen und neu auszurichten. Wir sind sehr dankbar dafür, da wir wissen, dass wir uns in einer sehr luxuriösen Position befinden. Wir haben echte gemeinsame Familienzeit. Zeit Neues zu entdecken, Zeit Sprachen kennenzulernen, Zeit andere Menschen kennenzulernen, Zeit (kindliche) Fragen zu beantworten, Zeit uns besser kennenzulernen!

Regen in Cartagena, Campingplatz in Vera und Couchsurfing in Almeria (19.01.-28.01.2020)

19.01-22.01.

Unser Aufenthalt in Cartagena zeichnete sich in erster Linie durch viel Regen aus. Bedingt durch eine Unwetterwarnung zogen wir uns vom Strand zurück in die Stadt. Und wir hatten Glück! Im Vergleich zu anderen Teilen Spaniens, in denen es meterhohe Wellen, Überschwemmungen und sogar Todesopfer gab, hatten wir keinen Sturm sondern nur den Starkregen zu ertragen.

Hier gibt es einen kurzen Beitrag zum Sturmtief „Gloria“ und den Folgen:

Ich, die schon beim Gedanken an Sturmböen von 120 km/h in Ohnmacht fiel, war jedenfalls erleichtert.

Wir verbrachten einige Stunden im LKW, spielten Karten, malten und vertrieben uns die Zeit mit Hörbüchern und Filmen. Die Regenpause am nächsten Tag nutzen wir um uns die Altstadt Cartagenas anzuschauen. Nach ca. 40 Minuten Fußweg waren wir dort. Je näher wir in Richtung Zentrum kamen, desto sauberer wurden die Straßen, desto moderner (und teurer?) wurden die Häuser und desto angenehmer die Atmosphäre.

(Ein Fakt der mir gleich an unserem Stellplatz auffiel und mich störte war, die große „Vermüllung“ der Umgebung. Glasflaschen, Schuhe, Toilettenbecken, allerhand Plastik, usw. – es lag überall und keinen schien es so richtig zu stören. Ich fühlte mich jedenfalls nicht richtig wohl.)

Vorbei am Militärstützpunkt (der inmitten der Stadt lag), dem Museum für Schiffsbau und dem Hafen streiften wir weiter entlang der „kleinen“ Altstadtgässchen bis wir von einem „Ich hab Huuuunger!!!“ überrascht wurden. Also machten wir den Fehler und besuchten das erstbeste Restaurant der Touristenmeile und bestellten. Eine Paella, Calamari und für Mila eine „Kinderpizza“ (Menü aus: Minipizza, Pommes und Salat). Währenddessen wir auf unser Essen warteten und auch während des Essens kamen 5 Menschen an unseren Tisch, die uns Anhänger, Schmuck, Dekokram und allerhand unnützes Zeug verkaufen wollten. Wir schärften Mila ein, dass sie auf keinen Fall interessiert gucken soll und auch bloß nichts anderes außer „No“ sagen solle. ;D Und es wirkte, zum Glück. Naja, war eben eine typische Touristenstraße. Das Essen war ebenso wenig (positiv) überraschend. Lauwarme Speisen, mehr TK als frisch und für die Portionsgröße überteuert. Aber man lernt ja aus Fehlern und das nächste Mal werden wir sicherlich nicht gleich unserem Magen nachgehen, sondern vielleicht noch ein paar Schritte mehr laufen um nicht in die Touristenfalle zu treten. 🙂

Mehr Sightseeing war an diesem Tag nicht möglich, der Regen war wieder einmal unausweichlich und wir kehrten zurück zum LKW. Am nächsten Tag war es soweit, der Regenblues packte mich. Ich lag leicht depressiv im LKW, wollte weder mit Mila spielen, noch aufstehen und so übernahm Christian dankender Weise Mila UND das Wäsche waschen. Eine fast tagesfüllende Aufgabe. Sie schnappten sich Gummistiefel und Regenschirm und besuchten noch einmal das verlassene Einkaufscenter. Es stellte sich heraus, dass neben der Pizzeria mit dem Kinderspieleland auch noch ein (!) weiteres Geschäft im Center existiert. Ein Wäschesalon. Also nutzen wir die Gelegenheit und wuschen 2x 9kg- Maschinen + 2x Trockner für überteuerte 18€. Was soll der Geiz, die Wäsche war sauber, warm und wir zufrieden! Für Milas Zufriedenheit gab es nochmal gute 1 ½ Stunden Indoor-Spielplatzvergnügen (3 €) und ein Eis, während Christian sich mit zwei Kaffee irgendwie die Zeit vertrieb. In unserer weiteren Reiseplanung beschlossen wir unser Glück dann noch einmal über couchsurfing zu suchen. Wir fanden Marc, einen Spanier mit 4-jähriger Tochter aus Almeria. Wir schrieben ein paar Nachrichten und verabredeten uns für Samstag (25.01.) zum gemeinsamen Essen und Spielen für die Mädels. Es war also klar, es geht weiter … wir entfliehen dem Regen und teilen die rund 200 km in 2 Etappen.

Zudem wuchs unser Verlangen nach einer Dusche. Wir suchten also nach einem Campingplatz auf der Strecke und wurden fündig. Wie so oft, sieht auf den Bildern immer alles schön aus. Ruhige Lage in einer kleinen Stadt. Unweit davon ein Konsum und ein Hallenbad, alles fußläufig zu erreichen. Es klang alles in allem sehr nett, also fuhren wir am 22.01. die rund 110 km nach Vera. Dort angekommen traf uns der Schlag. Ganz Großbritannien und Niederlande musste gerade zu dieser Zeit an diesem Ort sein… natürlich alle in ihren schicken hochglanzpolierten Campingbüsschen…

eher kein „Büsschen“ mehr, sondern ein richtiger Bus – kostet aber auch mal eben über 1 Mio. €. Sowas steht dann mit uns auf einem 10 €/Tag Stellplatz.

…und dann kamen wir. Der Regen und der Matsch auf der Strecke hierher taten ihr Übriges und verwandelte unseren zart-beigen LKW in ein matschbraunes Riesenungetüm, das nun nach einem Stellplatz suchte. Der Campingplatz besaß rund 60 Stellplätze. Hierzu muss man wissen, dass der Stellplatz eine große Schotterpiste war, welche durch größere Steine in kleine 3,50 m x 8 m Parzellen eingeteilt war. Eigentlich glich der Platz mehr einem großen Parkplatz, welcher zu unser Erstaunen fast komplett voll war. Wir entschieden uns dennoch, allein aufgrund der Duschmöglichkeit, wenigstens eine Nacht zu bleiben. Schon direkt nach dem Einparken beschwerte sich eine holländische Dame, welche den Stellplatz neben uns hatte, dass wir ihr „die Sonne nehmen würden“. Natürlich werfen die 3,5m Fahrzeughöhe einen entsprechenden Schatten, aber damit muss die Dame jetzt halt klarkommen. Trotzdem kamen wir uns erstmal etwas deplatziert vor. Doch wir entdeckten auch ein uns ähnliches Fahrzeug, allerdings geschätzt rund 80.000 € teurer, mit einem dauergrinsenden und winkenden älteren Ehepaar davor.

Wir richteten uns etwas ein und es dauerte nicht lange als ich bemerkte, dass der Mann des Ehepaares immer wieder grinsend um unseren LKW lief. Er wartete scheinbar auf die Gelegenheit mit uns ins Gespräch zu kommen… Gesagt getan… wir lernten Horst kennen. Einen rüstigen 60+ Bayern, der mit seiner Frau Haus und Hof verkaufte, sich einen 100.000€ Luxus-LKW ausbauen ließ und damit jetzt mehr oder weniger Dauercamper auf diesem Campingplatz ist. Er redete sehr gern und binnen weniger Minuten kannten wir quasi seine Lebensgeschichte, samt Lebenslauf und Qualifikation! 😉 … Aber sympathisch und unterhaltend war er dennoch und so verabredeten wir uns für später auf einen weiteren Monolog, ähm… Dialog xD.

Wir tauschten noch einige fahrzeugtechnische Details aus, besprachen bisherige Reiserouten und besichtigten das Fahrzeug. Alles in allem sehr nett. Es kommt eben manchmal nicht darauf an WO man ist, sondern mit WEM! In den kommenden zwei Tagen auf dem Platz nutzten wir die Duschmöglichkeiten, unterhielten uns viel mit Horst und seiner Frau und besuchten das städtische Hallenbad. An der Kasse ankommen, wurden wir erst einmal über die Badekappenpflicht informiert. Toll! So etwas haben wir natürlich nicht. Glücklicherweise konnten wir uns welche leihen und dadurch doch noch baden gehen. Nach Umkleideraum und Dusche kamen wir also im Bad selbst an. Ernüchterung. Die Decke war einfach mit OSB-Platten (also gröbstes Press-Span) verkleidet. Eigentlich unvorstellbar, denn diese schimmelten natürlich feucht fröhlich vor sich hin. In der Luft war neben dem Chlorduft dadurch dieser typische Geruch nach feuchtem, vermodertem Holz. Daneben waren die gefliesten Wände je nach Konstruktion und was da so hing mit Kalk und Rost verziert. Insgesamt sah es aus unserem Thermen-verwöhnten Blick alles ziemlich runtergekommen und unsaniert aus. Es gab ein großes Becken mit 5 Schwimmbahnen und ein kleines Nichtschwimmerbecken (wobei Mila mit ihren 1,10m trotzdem nicht stehen konnte.) … und da zeigte es sich wieder – unsere negative Erwachsenensicht. Mila betrat das Bad und ihre Augen glänzten. Sie strahlte über das ganze Gesicht… Wasser – wie geil! Schwimmen, jetzt, sofort! Und los ging es. Badekappe auf, Schwimmgurt dran und ab ins Wasser. Sie war einfach glücklich, zufrieden und hatte ihren Spaß.  Und auch wir vergaßen mit jeder Minute im warmen Wasser das drum-herum des Bades und genossen einfach die Zeit. So verbrachten wir ca. 2 Stunden. Christian und ich konnten abwechselnd sogar noch eine kleine, sich in der Ecke des Bades befindende, 75°C Sauna benutzen. Natürlich alles ganz anders als bei uns. Saunieren erst ab 16 Jahren, natürlich mit Anziehsachen und bloß nicht länger als 15 Minuten. Da achtet der Bademeister akribisch darauf. Dennoch war es eine schöne, warme Überraschung.

Um für uns den Tag nicht zu voll zu stopfen, beschlossen wir einen Tag eher (am 24.01.) nach Almeria zu fahren. So machten wir den LKW startbereit, kauften ein paar Kleinigkeiten ein und fuhren die rund 90 km nach Almeria.

Zwischenstopp bei Cabo de Gata- Mittagessen und Strandspaziergang

Wir parkten auf einem riesigen Parkplatz, in der Nähe zu Marcs Wohnung und direkt vor dem „Parque de las Familias“. Dies war ein großer Stadtpark mit vier verschiedenen Spielplätzen, Sportmöglichkeiten, Rasenflächen und Bäumen. Und das Ganze von 8-22 Uhr geöffnet und kostenlos. Super toll!!

(Wir waren die kommenden Tage immer mal wieder im Park, die Fotos sind an verschiedenen Tagen entstanden)

Mila-Suchbild

Mila rutschte und hüpfte ohne Ende und wollte dann ganz plötzlich doch zurück zum LKW. Für uns etwas überraschend. Eine Stunde später war uns klar warum. Sie bekam Fieber. Am darauffolgenden Tag, dem Tag an dem wir uns zum Abendessen mit Marc treffen wollten, war glücklicherweise alles wieder ok. Das Fieber war weg, Mila jedoch noch etwas unausgeglichen. Wie es manchmal so läuft, schrieb Marc, dass auch seine Tochter etwas kränkelt und wir unser Treffen lieber auf den kommenden Tag verschieben. An diesem Tag veranstaltet er ein BBQ mit seinen Freunden. Wir verabredeten uns zum „späten“ Frühstück erstmal nur mit Marc und seiner Tochter, um uns etwas kennenzulernen. Marc war sehr offen und kommunikativ. Die Mädels hätten ein paar Startschwierigkeiten, welche nicht zuletzt durch die Sprachbarriere entstanden. Wir versuchten zu vermitteln, doch vorerst entstand eine Art Parallelspiel der beiden. Nach und nach kamen Marcs Freunde. Insgesamt waren es mit uns 7 Erwachsene und 7 Kinder. Das BBQ spielte sich hauptsächlich auf Marcs Dachterrasse ab.

Blick von der Terrasse

Marcs Freunde waren sehr aufgeschlossen, interessiert und sympathisch. Wir konnten uns auf Englisch über viele verschiedene Themen unterhalten. Mila und die Kinder kamen untereinander mehr oder weniger gut aus. Es gab Phasen in denen alle gemeinsam tobend durch die Wohnung rannten und Mila super glücklich mittendrinnen war. In anderen Momenten saß sie mal für sich und spielte allein. In wieder Anderen wirkte sie verunsichert, demotiviert und traurig.

Hier zeigte sich wie groß der Stellenwert von Kommunikation und Sprachkenntnissen ist. Allen Erwachsenen war dies bewusst und so waren sie stets bemüht Alternativen oder Optionen für Mila zu schaffen. Mehrfach wurde Mila für ihre Situation und wie sie damit umging, von den anderen Erwachsenen anerkannt und bewundert.

Bei jedem unserer bisherigen Einkäufe sind mir stets die riesigen Chipstüten in den Regalen aufgefallen und ich fragte mich, wer wann diese Mengen essen könnte. Hier beim BBQ wurde dieses Rätsel gelöst. Zur Vorspeise wurden Unmengen von Chips auf kleinen Plastetellern gereicht. Da langten alle reichlich zu. Selbst 1-jährige Kinder wurden mit diesen „vollgestopft“. Bis der Grill angeschmissen und das erste Essen fertig war vergingen so die Stunden und es war gegen 14Uhr…die typische spanische Mittagessenszeit. Christians Träume nach gegrilltem Fisch und Meeresgetier wurden enttäuscht. Es gab Fleisch – Würstchen, Rippchen, Steaks, dazu eingelegte Tomaten und Brot sowie diverse Soßen. Die Stimmung war ausgeglichen und entspannend. Ein Sprachgewirr von Spanisch und Englisch wechselte sich minütlich ab und das Wetter lieferte uns den perfekten Sonnentag. Gegen 18:30Uhr waren Milas Kräfte erschöpft und sie wollte zurück zum LKW.

Am darauffolgenden Tag durften wir bei Marc noch Wäsche und uns selbst waschen (duschen). Dieses Angebot nahmen wir natürlich dankend an. Da sein Trocknerprogramm 3 Stunden dauerte, brachte er uns die frische Wäsche am nächsten Morgen sogar noch zum LKW. Diesen konnte er dann gleich noch kurz besichtigen. Im Anschluss bedankten und verabschiedeten wir uns, da uns klar war, dass unsere Reise nun langsam weitergehen sollte. Den Rest des Tages investierte Christian sehr viel Zeit in die Pflege unseres LKWs. Er kontrollierte und befüllte alle Öle und schmierte den LKW ab.

Nach einer weiteren Nacht machten wir uns auf nach Almerimar. Christian suchte über google eine Stellfläche in Strandnähe und neben einem Naturschutzgebiet. Als wir dort ankamen zeigte sich jedoch, dass die google.street-view-Aufnahmen wohl doch schon etwas älter waren. Es gab eine große Stellplatzfläche, mittlerweile war daneben jedoch ein riesen großer Gebäude-und Hotelkomplex entstanden. Am Parkplatzeingang begrüßte uns ein Warnschild, dass das Campen und Übernachten auf diesem Stellplatz verboten und mit rund 100€ bestraft wird. Wir dachten kurz nach, suchten noch zu Fuß nach Alternativen in der näheren Umgebung und parkten dann doch auf dem Stellplatz. No risk, no fun. Und Spaß kostet. 😉 Für zwei Nächte wird schon nichts passieren – und das Glück war auf unserer Seite! Die kommenden zwei Tage verbrachten wir mit Strandspaziergängen und einer Wanderung durchs Naturschutzgebiet.

Man beachte die schneebedeckten Berggipfel im Hintergrund

Auch Mila, welche seit Tagen „ins Restaurant“ gehen wollte, kam endlich auf ihre Kosten. Wir fanden eine kleine Tapasbar. Gegen 14:30 besuchten wir sie und der Laden war recht gut gefühlt. Die Kellner sprachen nur Spanisch und vermittelten uns, dass es gerade eine Menüauswahl aus 3 Gängen, inkl. Salat und Getränk für 11€ pro Person, gibt. Wir beschlossen zu bleiben und bestellten unsere Getränke im gebrochenen Spanisch. Für Mila gab es zu ihrer vollsten Zufriedenheit mal wieder Pommes. Christian und ich wählten unseren zweiten und dritten Gang quasi „blind“ und die Dessertauswahl (vierten Gang) ließ sich dann zumindest vermuten. Es zeigte sich, dass wir eine Art Nudel Carbonara und ein Gazpacho (kalte Gemüsesuppe) sowie panierten Fisch und Minutensteaks, jeweils mit Pommes, bestellt hatten. Eis, Obst und ein Käsekuchen schlossen das Menü. Wir tauschten alles durch, probierten hier und da und waren mit unserem Menü echt zufrieden. Am Ende glänzte Christian noch mit einem „2 cafés americanos con leche y azúcar.“ (2 Kaffee mit Milch und Zucker.) und wir verließen völlig überfressen das Geschäft.

Die Rechnung kommt ja aber bekanntlich zum Schluss…. am Abend überkam mich eine große Welle der Übelkeit, es bedurfte reichlich Selbstbeherrschung nicht das gesamt Menüangebot der Umwelt zurückzugeben. Tee und Magentropfen halfen aber und alles blieb wo es hingehörte! 😉

Am nächsten Tag machten wir uns auf nach Motril, unserem nächsten Etappenziel!