Rabat (24.2. – 27.2.)

(Anmerkung: alle Bilder sind jetzt als Link eingebettet. Einfach draufklicken und das Bild öffnet sich in Vollbild im neuen Tab in besserer Auflösung.)

Wir haben uns einen Stellplatz auf dem Lande in der Nähe von Rabat an dem Stausee „Barrage Mohamed Ben Abdellah“ gesucht (33°56’52.5″N 6°43’30.7″W).

Hier gibts ein Panorama vom Stellplatz: Panorama Stellplatz

Wie zuletzt geschrieben sollte der Platz vor allem als Treffpunkt mit Rene dienen. Er sollte am 25.2. mit dem Flieger aus Deutschland kommen und in Rabat-Salé landen. Wir kamen einen Tag früher an und wurden am Nachmittag des 24.2. bereits von einem Schäfer (Murat, 17 Jahre) mit seinen zahlreichen Schafen begrüßt.

Er war zurückhaltend und hat nur gefragt, wie es uns geht und uns willkommen geheißen. Wir konnten uns bruchstückhaft mit dem google-translator unterhalten. Einfach reinsprechen und es wird in der gewünschten Zielsprache übersetzt und sogar mit Computerstimme vorgelesen. Klar funktioniert das nicht perfekt und Missverständnisse sind vorprogrammiert. Aber gerade auf dem Land sprechen die Menschen kaum noch Französisch (was wir wenigstens noch so halbwegs verstehen können) sondern nur Arabisch, was die Kommunikation sehr erschwert.

Nach Murats Besuch und einer ruhigen Nacht haben wir uns am nächsten Tag etwas die Gegend angeschaut. Sehr viel gab es nicht zu sehen, außer mal wieder die krassen Gegensätze zwischen den einfachen Behausungen der Bauern und den Villen auf europäischem Niveau ein paar Hundert Meter weiter. Nach unserer Runde spielten wir etwas mit Mila und warteten auf Rene, der gegen 17 Uhr ankommen sollte. Es dauerte dann aber noch 2 Stunden länger, ehe er endlich bei uns eintraf. Kurz nach Renes Ankunft kam auch Murat noch einmal bei uns vorbei. Er war neugierig, wieso ein zweites Fahrzeug auf dem Hügel steht. Wir haben uns kurz unterhalten und ich habe ihm einen Apfelsaft und den Zugang zu unserem WLAN gegeben. Damit saß er dann noch eine gefühlte Ewigkeit vor unserem LKW, hütete seine Schafe, trank Saft und surfte unser Datenvolumen weg. Als es später kalt wurde habe ich ihm noch eine Decke und ein Sitzkissen gegeben. Er hielt es damit noch eine ganze Weile aus, bevor er sich bedankte, uns noch einen schönen Abend wünschte und die Schafe nach Hause trieb. In der Zwischenzeit quatschten wir mit Rene und schmiedeten Pläne für die nächsten Tage. Die Nacht verbrachten wir dann zu viert im LKW – mit Rene in unserem „Flur“ auf der Luftmatratze.

Am nächsten Morgen kam Murats kleine Schwester (sie ist geschätzt 10 Jahre alt) vorbei und brachte uns frische Milch von ihren Kühen, abgefüllt in einer 1-Liter PET-Flasche. Wahrscheinlich als Dank für unsere Gastfreundschaft gegenüber Murat. Wir bedankten uns und starteten kurz darauf mit dem Mietwagen Richtung Rabat. Schon die Fahrt dorthin war sehr surreal. Zuerst auf unbefestigten bzw. schlechten Straßen vorbei an Baracken, einfachen Behausungen und an Menschen die mit Eseln Landwirtschaft betreiben. Überall war sehr viel Müll, Staub und Dreck zu sehen.

Mit Erreichen von Rabat offenbarte sich dann ein modernes Stadtbild. Straßenbahnen, 3-spurige Straßen befahren von neuen Autos (oftmals teure SUVs), verzierte Straßenlaternen, gepflegte Grünanlagen usw. Der Kontrast könnte größer nicht sein und wir hatten so unsere Schwierigkeiten die Unterschiede zwischen Arm und Reich zu akzeptieren. Anscheinend ist aber in Marokko ein gewisser Reichtum angekommen, der mit der unteren Schicht nicht geteilt wird.

So fuhren wir mit gemischten Gefühlen weiter und parkten nicht weit von der „Medina“ entfernt. Nach einem kleinen Rundgang durch die engen Gassen der Innenstadt war es Zeit für das Mittagessen.

Anne hatte hierzu im Vorfeld schon ein Restaurant rausgesucht. Die 20-Minuten Fußweg dorthin waren dann nochmal sehr intensiv. Wir liefen quer durch den Markt, auf dem es größtenteils Lebensmittel zu kaufen gab. Unzählige Stände mit Gewürzen, Obst und Gemüse, (noch) lebenden Hühnern, großen Fleischhälften die in der prallen Sonne hingen und jeder Menge frischem Fisch. Der Markt war gut Besucht: lautstark verhandelnde Marokkanern, Bettler, Menschen im Anzug, Frauen mit und ohne Kopftuch, Kinder… Rene navigierte uns zielstrebig durch die Gassen und so prasselten die vielen Eindrücke in kurzer Zeit auf uns ein, bevor wir dann endlich das Restaurant erreichten. Dort war es verhältnismäßig ruhig, gemütlich und natürlich im orientalischen Ambiente. Wir saßen auf der Dachterrasse und bestellten einen großen Salat für alle, Tajine als Hauptspeise und Gebäck als Dessert. Natürlich durfte der marokkanische Minztee auch nicht fehlen. Alles in allem war es wirklich super lecker und mehr als reichlich. Wir bezahlten am Ende zu viert gerade mal 45 Euro, mit Getränken und allem drum-und-dran.

Gut gestärkt stand als nächstes Tagesziel der Einkauf auf dem Plan. Wir mussten unbedingt unsere Vorräte auffüllen und so liefen wir zurück zum Auto, kauften unterwegs noch eine SIM-Karte von einem anderen Anbieter (für maximale Netzabdeckung) und fuhren zum Carrefour-Gourmet. Der Supermarkt war ausgesprochen gut besucht, auch eher vom gehobenen Klientel. Dafür hatten sie ein super Sortiment und die Preise waren für uns sehr akzeptabel.

Nachdem wir in den Abendstunden wieder am Stausee eintrafen und unseren Einkauf verstauten kam nochmals Murat vorbei. Er lud uns zu unserer Überraschung zu einem Marokkanischen Minztee zu sich nach Hause ein. Wir waren alle schon vom Ausflug in der Stadt total erschöpft. Aber eine Einladung zum Tee auszuschlagen kommt fast einer persönlichen Beleidigung gleich. So einigten wir uns darauf, dass Anne mit Mila im LKW bleibt und ich mit Rene die Einladung annehme. Wir gingen also die paar hundert Meter zu seinem Zuhause und wurden direkt von seiner Mutter und Großmutter begrüßt.

Das Haus (links) von Murat und seiner Familie

Von dem Hof konnten wir nicht viel sehen, ein paar Hunde und ein Generator, der wohl für den Betrieb der Waschmaschine zuständig ist. Mittlerweile ist es auch schon dunkel geworden und wir wurden von Murat direkt ins Haus gebeten. Im Haus gab es eine spärliche Beleuchtung. Die Wände waren innen verputzt (außen unverputzt) und in einem roten Farbton gestrichen. Der Boden war nicht geebnet und leicht abschüssig. Von der Haustür aus gingen wir direkt in das rechte Zimmer, weshalb wir von dem Rest der Wohnung nicht viel sahen. Das Zimmer war wohl mehr oder weniger der Aufenthaltsraum, in welchem es eine große orientalische Sitzecke mit mehreren Couchtischen gab, an der locker über zehn Menschen Platz nehmen könnten. Macht bei den Großfamilien hier auch durchaus Sinn. Die dicken Bezüge mit orientalischen Muster werteten den gesamten Raum auf. Gerade aus war ein Fenster mit Gitterstreben zu sehen. Eine Fensterscheibe war nicht vorhanden, dafür aber Fensterläden. Wir nahmen rechts Platz und Murat setzte sich gegenüber. Ich habe den mobilen Hotspot mitgenommen, um über den Google-Translator kommunizieren zu können. Murat nutzte deshalb die Zeit um von der Couch aus mit seinem Smartphone zu surfen. Wenig später kam seine Mutter mit der Teekanne und den typischen kleinen Gläsern. Zeremoniell wurde der Tee aus der Kanne in möglichst großer Höhe in die Gläser eingefüllt. Kurz darauf kam Murats Vater und seine kleine Schwester hinzu, welche uns begrüßten und dann links von uns platznahmen. Wenig später wurde uns eine Art Fladenbrot aus Mehl und Olivenöl sowie ein Pfannkuchen aus Blätterteig (wahrscheinlich Msimn) gereicht. Dazu gab es Butter und Honig, alles aus eigener Herstellung. Gegessen wurde mit den Händen, dazu hat sich jeder einfach ein mundgerechtes Stück abgebrochen. Das Essen war sehr lecker und der süße Minztee (süß ist fast schon untertrieben) hat natürlich auch super geschmeckt. Wenig später kam Murats Onkel mit zwei seiner Cousinen hinzu. Alle waren sehr freundlich, aufgeschlossen und gut gelaunt. Die Gespräche liefen dann Großteils auf Arabisch, es wurde dabei viel gelacht. Wir saßen also eine ganze zeitlang auf der Couch, tranken den leckeren Tee und versuchten irgendwas aufzuschnappen. Die Übersetzungs-App kam dann aber auch noch zum Einsatz. Selbst die Großmutter nutzte sie um zu fragen, ob wir schon verheiratet wären. Sie hätte Murats Cousinen sonst anscheinend gerne vermittelt. 😉 Am Ende unseres Besuches erhielten wir noch eine Einladung zum Frühstück am nächsten Tag, an dem auch Anne und Mila kommen sollten. Unserer Langschläfermentalität entgegenkommend handelte ich die Frühstückszeit von 8:00 auf 9:00 Uhr hoch. Wir verabschiedeten uns von allen Familienmitgliedern und wurden von Murat zum LKW geleitet. Er blieb dann noch etwas bei uns im LKW sitzen und surfte mit seinem Smartphone, bevor er sich verabschiedete und nach Hause ging.

Am nächsten Morgen liefen wir vier gemeinsam zu Murats Haus um der Frühstückseinladung nachzukommen. Vor dem Haus begrüßte uns Ahmet, Murats älterer Bruder und führte uns ins Haus. Wir frühstückten gemeinsam mit Ahmet, seiner Mutter und seiner Oma. Murat und seine jüngere Schwester waren in der Schule. Es gab wieder einmal Minztee und frische Milch, Honig und Butter sowie marokkanisches Brot und Pfannkuchen. Alles eigens produziert und verarbeitet. Es war super lecker. Auch wir wollten ein paar Dinge zum Frühstück beisteuern und brachten Marmelade, Erdnussbutter, Schokocreme und etwas Obst mit, welches dankend angenommen wurde. (In Milas Blogkategorie findet ihr ihre Eindrücke vom Frühstücksbesuch – schaut mal rein!) Nach dem Frühstück und etwas Smalltalk unternahmen wir noch zwei Paddeltouren, einmal alle zusammen mit Ahmed und ein anderes Mal schipperten Rene und ich zusammen mit Murat noch eine Runde über den Teich. Am nächsten Tag machten wir den LKW startklar. Wir bedankten uns bei Murat und seiner Familie für die Gastfreundschaft und verabschiedeten uns von ihnen.

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